1000 Liter Schwefelsäure gelangen in Regenwasserkanal
Laatzener Gefahrgutzug und Berufsfeuerwehr Hannover sind mit 70 Kräften im Einsatz

Da die Dauer des Entleerungs-vorgangs am Tank unklar war, wurden zusätzliche Einsatzkräfte sowie Chemikalienschutzanzüge von der Berufsfeuerwehr Hannover angefordert.Foto: Stadtfeuerwehr Laatzen
Laatzen. Wegen auslaufender Chemikalien ist der Gefahrgutzug der Laatzener Feuerwehr in der Nacht zu Montag nach Alt-Laatzen zum Unternehmen CG Chemikalien gerufen worden. Aus einem knapp 4000 Liter großen Behälter trat Schwefelsäure aus. Der Großteil konnte aufgefangen und abgepumpt werden. Rund 1000 Liter der ätzenden Säure gelangten aber in einen Regenwasserkanal. 70 Feuerwehrleute und ein Team der Unteren Wasserschutzbehörde der Region waren vor Ort. Schließlich konnte Entwarnung gegeben werden.

Aufgefallen sei der undichte Tank dem Pförtner bei der nächtlichen Kontrollrunde, berichtete Laatzens Stadtbrandmeister Sebastian Osterwald. Um 2.37 Uhr löste er den Notruf aus. Der Laatzener Gefahrgutzug rückte mit Mess- und Gerätewagen sowie fünf weiteren Fahrzeugen und 55 Helfern mehrerer Ortsfeuerwehren aus.

Drei Trupps in Chemikalienschutzanzügen aus Gummi machten sich umgehend daran, den undichten Behälter zu verschließen. Dieser war Teil einer sogenannten Wechselbrücke und lag aufgeständert auf einem Gestell. Bei dem Auslassventil am Boden des Behälters klaffte ein im Durchmesser etwa vier Zentimeter großes Loch. Wie ein kleiner Wasserfall sei die Säure herausgetreten, zitierte Osterwald Einsatzkräfte, die in der Nacht vor Ort waren.

Mit mehreren Holzkeilen sei zunächst das Leck verschlossen worden, erklärte der Stadtbrandmeister weiter. Danach begannen die Helfer damit, den Behälter leer zu pumpen und die ausgetretene Schwefelsäure zu beseitigen. Diese stand teils in Form von Pfützen auf dem aus Sicherheitsgründen bereits tiefer gelegten Boden. Ein Teil der Säure war aber schon in den Regenwasserkanal geflossen.

Das Unternehmen CG Chemikalien habe schnell reagiert und den weiteren Abfluss vom Gelände mit Schiebern im Kanal verhindert. Insgesamt hätten 2500 Liter direkt aufgefangen werden können. Weitere 250 Liter wurden noch aus dem Regenwasserkanal auf dem Gelände geholt.

Für den Rest war es jedoch zu spät. „Rund 1000 Liter sind im öffentlichen Regenwasserkanal gelandet“, so der Stadtbrandmeister.

Die Feuerwehr stellte sodann bei mehreren Probenentnahmen in dem Kanal in Alt-Laatzen abgesunkene pH-Werte fest, wie sie durch Säuren ausgelöst werden: 6,2 statt der neutralen 7,4. Der einsetzende Regen habe dazu beigetragen, die Chemikalie zu verdünnen, so Osterwald. Zum Einsatzende sei der Messwert in dem Kanal bereits wieder auf 7,2 angestiegen.

Nach der Einmündung in den Dreiecksteich Auf der Dehne, der im Volksmund auch „Scheißteich“ genannt wird, habe hingegen keine Gewässerverunreinigung mehr nachgewiesen werden können, wie auch die Region Hannover bestätigte.

„Das Regenrückhaltebecken hat wie vorgesehen als Puffer fungiert und die Schwefelsäure so weit verdünnt, dass ausschließlich unbedenkliche pH-Werte gemessen wurden“, teilte Regionssprecher Philipp Westphal mit. Die Rufbereitschaft der Unteren Naturschutzbehörde war in der Nacht ebenfalls alarmiert worden und vor Ort. Der Befund werde in den nächsten Tagen noch einmal kontrolliert, kündigte der Regionssprecher an.

Bei Gefahrguteinsätzen wie dem aktuellen sei der Faktor Zeit eine Herausforderung, sagte Osterwald. „Es gilt, das Zeug schnell aufzufangen, damit es nicht weiter in die Umwelt gelangt“, so der Stadtbrandmeister. Alles Weitere sei material- und kräftezehrend. Die Einsatzzeit in dem Schutzanzug ist auf 20 Minuten begrenzt. Für das Anziehen sowie das spätere Dekontaminieren und Ausziehen der Schutzanzüge seien zusätzliche Helfer vonnöten.

Zusätzlich zu den 55 Feuerwehrmännern und -frauen aus Laatzen wurden noch 15 Berufsfeuerwehrleute aus Hannover als mögliche Verstärkung alarmiert, darunter ein vierter Trupp Chemikalienschutzträger. Diese hätten aber nicht eingreifen müssen, so der Stadtbrandmeister. Gegen 7 Uhr war der Einsatz auch für die Laatzener Kräfte beendet.

„Wir danken den Einsatzkräften der Feuerwehr und des werksinternen Notfallteams für die reibungslose Zusammenarbeit in den letzten Stunden, wodurch ein größerer Produktaustritt rechtzeitig verhindert werden konnte“, teilte das Unternehmen CG Chemikalien am Montagnachmittag mit.

Der betroffene Behälter habe zur unternehmenseigenen Fuhrparkflotte gehört und sei regelmäßig gewartet und den Vorschriften entsprechend wiederkehrend geprüft worden. „Technische Mängel, die zu dem Vorkommnis hätten führen können, waren keine bekannt”, sagte eine Sprecherin. Es gelte nun, die genauen Ursachen zu klären, um daraus mögliche Maßnahmen abzuleiten. Schon jetzt sei aber klar, dass die werksseitig vorgesehenen Sicherheitseinrichtungen und die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften gut funktioniert hätten.

„Selbstverständlich werden die aus dem Vorfall gewonnen Erkenntnisse in die kontinuierliche Verbesserung von Sicherheitseinrichtungen und Notfallplänen einfließen“, so die Sprecherin. So sollen die vorhandenen Behälter und Tanks zusätzlich überprüft werden.



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