Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) war in seinem Element – und überall. Nicht mit Startpistole, sondern mit Drucklufthupe brachte er die Felder auf den Weg. Bei den Siegerehrungen verteilte er Urkunden, Präsente und warme Worte – und auch zum Wasserträger wurde er. So reichte er den Läufern im Ziel die Wasserflaschen, die bei der Hitze am Starttag gut ankamen.
Nur mitmachen wollte er nicht: „Leider keine Zeit.“ Doch sportaffin ist Eggert. „Auch wenn man mir das jetzt nicht mehr ansieht, komme ich vom Triathlon. Mein letzter Marathon, damals in Hamburg, ist aber schon 16 Jahre her“, sagte der Bürgermeister. Den in Hannover ist er einst in 3:40 Stunden gerannt. Eggert war nicht der Einzige, für den das Dabeisein ein Muss war. Auch ganze Familien strömten zum Lauf. Familie Panitz von der SpVg war in voller Stärke zu fünft angerückt: Marla Panitz war die Jüngste, aber die Erfolgreichste. Im 3,5-Kilometer-Lauf lief die 14-Jährige hinter ihrer acht Jahre älteren Vereinskameradin Pauline Büthe in 14:59 Minuten als Nummer zwei ins Ziel. „Wir sind alle bei der Leichtathletik – und natürlich dabei“, sagte Marla. Schwester Nora leistet Dienst als Streckenposten, die Eltern Philipp und Nina sowie Pia, die älteste der drei Panitz-Schwestern, rannten sogar die Zehn-Kilometer-Runde. U18-Athletin Pia Panitz ließ beide Elternteile hinter sich.
Das war bei den drei Bernsteins aus Kirchdorf anders. Da ließ Bjarne Bernstein nur seine Eltern Janna und Frank laufen. Er, auch wenn er der Schnellste des Trios gewesen wäre, begnügte sich mit dem Zuschauen. „Ich bin bei der Polizei in der Ausbildung. Aber ich habe heute Nachtdienst. Und wenn ich vorher laufen würde, würde ich einschlafen“, sagte der Junior. Den Lauf und die Atmosphäre genoss er auch – sowie den 13. Platz der Mutter über 6,5 Kilometer und Rang 19 des Vaters über 10 Kilometer, beide Sieger in ihren Altersklassen.
Noch etwas kleiner ist die Familie von Hristo Lilov. Er stand mit dem Babyjogger und Tochter Victoria an der Startlinie zum 6,5-Kilometer-Lauf. „Ist schon anstrengender. Man braucht rund eine Minute pro Kilometer mehr“, sagte er. Doch weil er nur wenige Meter entfernt wohnt, war auch für ihn das Mitmachen Ehrensache.
Und immerhin kam er im 219-köpfigen Feld auf dieser Strecke als 77. der Männer an. Den Humor hatte er dabei nicht verloren. „War doch gar nicht so schwer. Außerdem konnte ich mich beim Schieben ja mit meiner Tochter abwechseln“, sagte er mit schelmischem Grinsen im Gesicht. Seine Tochter musste natürlich nichts machen, außer den Lauf im Babyjogger miterleben. Der Lohn des schweißtreibenden Vater-Tochter-Ausflugs: Im Ziel wartete Mutter und Frau Franziska – und ein Kuss als Belohnung.
Andere Belohnungen bekam der Hannoveraner Christian Schlamelcher. Denn bei der Siegerehrung überreichte der Bürgermeister allen drei Erstplatzierten eine Flasche – Wein bei den Erwachsenen, Traubensaft bei den Minderjährigen. Schlamelcher hatte am Ende gleich drei Flaschen im Gepäck. Eine für den eigenen Sieg über 3,5 Kilometer, eine für die 6,5-Kilometer-Runde, die er knapp hinter dem Burgdorfer Sieger Christian Wiese als Dritter beendete. Flasche Nummer drei bekam er von Frauen-Siegerin Josefine Minder (Hannover 96) geschenkt. „Sie trinkt keinen Alkohol“, sagte Schlamelcher.
Wie die Zehn-Kilometer-Sieger Pauline Berg (Hannover) und Rene Menzel (Braunschweig) mischte sich auch Schlamelcher im Anschluss unter die Weinfreunde des Winzerfests. Wie immer am Freitag verschmolzen die Weinliebhaber und die Läufe r zu einer großen Familie. Jörg Schmidt vom Organisationsteam der Stadt Laatzen kennt das schon. Auf dem Rad fuhr er als „Besenwagen“ stets hinter dem jeweils letzten Läufer hinterher. Und auch beim Winzerfest musste er auch die Letzten überzeugen, dass sie bald zum Ziel und damit nach Hause kommen.