Mega-Solaranlage: 2027 soll es logehen
Pilotprojekt, das landesweit Beachtung finden und Stromerzeugung mit Lärmschutz verbinden soll

Simulation: So könnte eine beidseitige Solaranlage an der B3 aussehen.Foto: Enercity Erneuerbare GmbH
Hemmingen. Sie wäre niedersachsenweit einmalig: eine Solaranlage, die viele Kilometer entlang einer Umgehungsstraße verläuft. An der B3 zwischen Hemmingen und Hannover soll das Pilotprojekt verwirklicht werden. Nun wurde erstmals ein Zeitpunkt genannt, wann es losgehen soll. 2027 sollen die Bauvorbereitungen beginnen. Das teilte Enercity-Sprecher Jochen Vennemann auf Anfrage dieser Redaktion mit.

Das Unternehmen Enercity Erneuerbare will die Anlage entwickeln, errichten und betreiben. Der Energieversorger Avacon zeigt sich ebenfalls an dem Projekt interessiert. Dieses werde intern geprüft, erläuterte das Unternehmen auf Anfrage, solange möchte es keine Auskünfte erteilen. Laut Enercity soll die Anlage eine Leistung von 20 Megawatt Peak haben und Strom für 6000 bis 8000 Haushalte liefern. „Leistungsabweichungen sind möglich und können sich durch technische Komponenten oder Kapazitätsvorgaben des Netzbetreibers ergeben“, erklärte Vennemann. Enercity wolle den durch etwa 40.000 Solarmodulen erzeugten Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Der Betrieb der Anlage sei auf bis zu 30 Jahre ausgerichtet.

Die Mega-Solaranlage soll „ohne nennenswerte Beeinträchtigung des Verkehrs“ auf einem Wall zu beiden Seiten der insgesamt etwa sieben Kilometer langen Umgehungsstraße zwischen dem Süden Hemmingens und Hannover-Ricklingen entstehen. „Die tatsächliche Wall-Länge wird sich im Projektfortschritt ergeben und unterliegt stets der Wirtschaftlichkeitsprüfung“, erläuterte Vennemann. Der Wall werde unterschiedlich aussehen. „Je nach örtlicher Gegebenheit, Zustand und Höhe müssen gegebenenfalls erhebliche Maßnahmen umgesetzt werden, um die Wälle aufzuschütten und für die Bebauung zu ertüchtigen.“ Zu den Wällen führen Zufahrten, um die Solaranlage zu bauen und zu warten.

Wie hoch die Baukosten sind und wie die Betriebskosten ausfallen, lasse sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Wir befinden uns in Planungsgesprächen mit unterschiedlichen Kommunen und Behörden wie der Stadt Hemmingen, der Stadt und der Region Hannover sowie der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.“ Aus diesen Gesprächen werde „sukzessive eine technische Planung entwickelt“. Vennemann kündigte an: „Das nächste Etappenziel ist die Einleitung der Genehmigungsplanung.“ Im Zuge der Bauleitplanung werde die Öffentlichkeit zweimal beteiligt. „Die Anlage wird keine Einwirkung auf Verkehr und Wohnbebauung haben“, machte Vennemann deutlich. Natur- und artenschutzrechtliche Aspekte werden im Laufe des Verfahrens geprüft.

Diese Redaktion hat auch die Stadt Hemmingen, die Region Hannover, die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz zu dem Projekt befragt.

Alle verweisen jedoch auf Enercity. Eine Allianz von vier Bürgerinitiativen hatte Ende 2022 eine Kombination aus Solaranlage und verbessertem Lärmschutz durch höhere Wälle vorgeschlagen. Die Allianz teilte jetzt auf Anfrage mit, dass sie die jüngsten Entwicklungen begrüßt und hofft, den Zeitraum bis zu den ersten Bauvorbereitungen „entsprechend dem Potenzial des Pilotprojektes noch verkürzen zu können“.

2024 hatte es auf Einladung der Stadt Hemmingen ein Gipfeltreffen gegeben. Vor allem zwei Fragen standen im Mittelpunkt: Wo müssen Wälle und Lärmschutzwälle erhöht oder erweitert werden? Und wo lässt sich für das Projekt eine Ausgleichsfläche schaffen? Fest steht: Würde man die Umgehungsstraße heute planen, würde eine Solaranlage von vornherein bei den Planungen geprüft werden.

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