Alle in einem Boot
Frauenteam um Pattenser Optikerin Sabine Siegmund trainiert für Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“

Das Team um die Pattenser Augenoptiker- und Ruderweltmeisterin Sabine Siegmund (zweite von links) mit Steuerfrau Ulrike Weber (von links), Anne Lazar, Annika Dziosa und Amelie Zucknik übt das gemeinsame Rudern für die Benefiz-Maschsee-Regatta.Foto: Torsten Lippelt
Pattensen/Hannover. In der Abendsonne fließt die Ihme ruhig am Ufer des Deutschen Ruder-Clubs (DRC) Hannover entlang. Auf dem Bootsanleger herrscht gespannte Vorfreude. Vier Frauen aus Pattensen stehen bereit, um in ihr Trainingsboot zu steigen – darunter drei, die zum allerersten Mal ein Ruder in die Hand nehmen. Und das für einen guten Zweck.

Sabine Siegmund führt das Team an. Die Inhaberin des Augenoptik- und Hörakustikgeschäfts am Pattenser Marktplatz ist eine erfahrene Ruderin, sie hat bereits mehrfach Medaillen bei internationalen Regatten gewonnen. An diesem Abend aber ist sie vor allem eines: Teil eines engagierten Teams, das für eine gute Sache aufs Wasser geht.

„Rudern gegen Krebs“ – unter diesem Motto startet die Benefizregatta, die am Sonnabend, 28. Juni, auf dem Maschsee in Hannover ausgetragen wird. Organisatoren sind die Stiftung „Leben mit Krebs“ in Kooperation mit dem Hannoverschen Regattaverband und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Das Besondere: In jedem Boot darf nur eine Person Rudererfahrung haben. Die anderen drei müssen Neulinge in dem Sport sein.

Diese Herausforderung hat das Team aus Siegmunds Fachgeschäft in Pattensen begeistert angenommen. „Als wir von der Aktion gehört haben, waren wir sofort Feuer und Flamme“, erzählt Annika Dziosa, Augenoptikerin in dem Betrieb. Gemeinsam mit Hörakustikmeisterin Anne Lazar und Augenoptikmeisterin Amelie Zucknik bildet sie das Ruderteam. Dieses geht unter dem Namen „Sehen.Hören.Siegen“ ins Rennen. Das ist nicht nur ein Wortspiel – das Team will damit deutlich machen, dass es seine tägliche Arbeit mit dem sportlichen Ziel verbinden möchte, etwas Gutes zu tun.

Doch bevor es auf den Maschsee geht, wird auf der Ihme trainiert. „Wir haben im Ruderbecken angefangen und sind dann relativ schnell auf das Wasser gewechselt“, berichtet Siegmund. Trotz ihrer langjährigen Erfahrung – sie rudert seit ihrer Jugend – ist es auch für sie eine besondere Herausforderung: „Ich bin es gewohnt, mit erfahrenen Ruderern zu trainieren. Jetzt geht es darum, Vertrauen aufzubauen und die Grundlagen mit viel Geduld zu vermitteln.“

Teamarbeit und Kommunikation spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn in einem Ruderboot gibt es keine Einzelkämpfer. Jede Bewegung muss aufeinander abgestimmt sein. „Wenn eine Person aus dem Takt kommt oder verkantet, bringt das ganze Boot aus dem Gleichgewicht“, sagt Zucknik. „Wir müssen gut zuhören, uns konzentrieren und als Einheit agieren – das ist echte Teamarbeit.“

Gesteuert wird das Boot von der DRC-Steuerfrau Ulrike Weber. Sie sitzt im Heck, gibt Kommandos, korrigiert die Sitzhaltung und sorgt für Sicherheit. „Man merkt sofort, ob ein Team miteinander funktioniert“, sagt sie. Ihr erster Eindruck: „Hier stimmt die Chemie.“

Zum Team gehören nicht nur die Frauen im Boot. Auch Christine Dieng und Irina Katkow, zwei weitere Mitarbeiterinnen aus dem Betrieb, sind fest mit dabei – wenn auch an Land. Sie unterstützen das Projekt mit organisatorischem Geschick, Motivation und ganz viel Herz. „Sie feuern uns an, helfen bei der Vorbereitung und sorgen dafür, dass wir uns ganz aufs Training konzentrieren können“, sagt Lazar. „Ohne ihren Support wäre das nicht möglich.“

Die Teilnahmegebühr – gleichzeitig eine Spende in Höhe von 750 Euro – hat Siegmund übernommen. Für sie ist das soziale Engagement selbstverständlich: „Ich bin überzeugt davon, dass ein gutes Team nicht nur im Betrieb, sondern auch außerhalb funktioniert. Diese Regatta ist eine großartige Möglichkeit, gemeinsam über uns hinauszuwachsen.“

Die Stiftung „Leben mit Krebs“ richtet die Regatta seit mehr als 20 Jahren in wechselnden Städten aus. Die Einnahmen fließen direkt in Projekte, die Krebspatientinnen und -patienten helfen sollen, ihre Lebensqualität während der Therapie zu erhalten oder zu verbessern. Der Maschsee ist erstmals seit 2018 wieder Austragungsort. Erwartet werden rund 90 Mannschaften aus der Region.

Für das Pattenser Team stehen in den kommenden Wochen noch mehrere Trainingseinheiten an – immer abends nach Feierabend. „Es ist körperlich anstrengend, aber auch unglaublich bereichernd“, sagt Dziosa. „Jeder Ruderschlag ist ein kleines Stück mehr Sicherheit.“

Auch der sportliche Ehrgeiz wächst. „Natürlich möchten wir bei der Regatta eine gute Figur machen“, meint Lazar mit einem Lächeln. „Aber noch wichtiger ist das Erlebnis. Wir lernen gerade, wie viel in uns steckt, wenn wir gemeinsam etwas Neues wagen.“

Die vier Frauen aus Pattensen bekommen das alles unter den Ansagen von Steuerfrau Weber gut hin. Schnell legt das Boot die ersten paar Hundert Meter flussaufwärts zurück und verschwindet dann hinter einem Ihme-Knick. Am Bootsanleger ist es nun ruhig. Ein Teichhuhn hat den sportlichen Einsatz aus sicherer Entfernung beobachtet. Schließlich kommen die Frauen wieder zurück – ohne dass es Probleme gab. Die Regatta kann kommen.

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