Gerlinde und Klaus-Peter Wedekind aus Laatzen-Mitte sind mit ihrer Urenkelin Elaine (11) dabei. „Wir hatten uns schon seit Längerem vorgenommen, dass wir mal gemeinsam auf dem Flohmarkt ein paar Kindersachen verkaufen“, sagt Elaines Uroma. „Ich finde, das ist ein sehr schöner Flohmarkt, wir finden das hier toll. Ich würde auch als älterer Mensch nochmal wiederkommen.“
Insbesondere die kleinen, günstigen Dinge fänden schnell Abnehmer und Abnehmerinnen. „Sachen über 10 Euro verkaufen sich eher nicht so gut”, hat Klaus-Peter Wedekind festgestellt. „Wann man etwas für mehr Geld verkaufen möchte, muss man das im Internet anbieten.“ Manche Dinge wie Bücher und CDs ließen sich mitunter nur noch zu Cent-Preisen verkaufen. „Ich glaube, dass das auch am Überangebot durch das Internet liegt.“
Sind Internetplattformen wie Ebay, Momox, Vinted oder kleinanzeigen.de also eine Konkurrenz für die Flohmärkte? Katharina und Gunnar Logies aus Rethen sehen das nicht so. Der Onlinehandel sei eher eine Ergänzung. „Online kauft man gezielt, auf Flohmärkten stöbert man eher“, meint Gunnar Logies. „Da findet man Sachen, nach denen man gar nicht gesucht hat“, ergänzt er lachend. „Online werden eher die teuren, hochwertigeren Dinge oder Markensachen verkauft“, fügt Katharina Logies hinzu. „Da wird auch mehr dafür gezahlt.“ Auf Flohmärkten mache das Bummeln den Reiz aus. Aus Sicht von Gunnar Logies funktionierten diese letztlich wie eine Tauschbörse: „Man kann ein bisschen stöbern und gibt das Geld gleich wieder aus, das man gerade eingenommen hat.“
Der Vorteil eines Flohmarkts sei, dass man sich dort die Waren anschauen und sie anfassen könne, sagt Melanie Riechert, die mit Josephine (9) und Hanna (8) vor allem Spiele und Kinderkleidung mitgebracht hat. „Auf Flohmärkten gehen die kleinen und günstigen Sachen besser, hochwertigere Dinge werden eher im Internet verkauft.“ Weil der direkte Kontakt fehlt, sei der Onlinehandel anonymer. Riechert hat nach eigenen Worten als Käuferin aber auch auf Flohmärkten schon schlechte Erfahrungen gemacht – etwa weil Dinge nicht vollständig waren.
Insgesamt gefällt der Flohmarkt am Weidengrund allen Befragten sehr gut. Familie Logies bezeichnet ihn als „tolles Angebot“, das viele Leute aus dem direkten Umfeld anziehe. Melanie Riechert lobt die Atmosphäre und den zentral gelegenen Ort. „Es kommen auch Leute aus dem Leine-Center vorbei“, ergänzt die neunjährige Josephine. Gunnar Logies sagt, ein regelmäßiger Flohmarkt mit festen Terminen könnte vielleicht noch mehr Zulauf verzeichnen. Laut Narmin Rashid vom städischen Team Kinder- und Jugendhilfe denken die Organisatoren darüber nach, den Flohmarkt zwei- bis dreimal im Jahr anzubieten.Das Stadtteilbüro, das hinter der Arche auch Kinderschminken sowie Kaffee und Kuchen gegen eine Spende zugunsten des Umsonstladens anbietet, ist mit dem Flohmarkt ebenfalls zufrieden. „Die Anliegerinnen und Anlieger bummeln über den Platz und kommen vorbei, um einen Kaffee zu trinken“, berichtet Stadtteilmanagerin Maren Quell. Damit sei das Ziel, die Leute aus dem Viertel zusammenzubringen, schon erreicht.
Der Verein „Rethen rockt“, der in den vergangenen Jahren mehrmals einen Flohmarkt in Rethen organisiert hatte, hat Auswirkungen des Onlinehandels auf die Flohmärkte bemerkt. „Das Preisgefüge ist online ein ganz anderes“, sagt der Vorsitzende Holger „Bullo“ Schreiber, der selbst leidenschaftlicher Sammler ist. „Auf Flohmärkten hat man nur eine überschaubare Anzahl an potenziellen Käufern, im Internet Hunderte oder sogar Tausende.“ Die Käufer könnten vergleichen und die Verkäufer ihre Preise anpassen. Schreiber nutzt nach eigenem Bekenntnis beides. „Ich finde Flohmärkte aber viel schöner, weil es ein Miteinander ist. Vor Ort kann man die Sachen viel besser prüfen. Man kann sie sich ansehen und auch mal dran riechen.” Zudem seien Flohmärkte gelebte Gemeinschaft. „Man kommt miteinander ins Gespräch. Das finde ich viel wichtiger, als gute Geschäfte zu machen.“
Den Flohmarkt in Rethen hat der Verein in diesem Jahr ausgesetzt. Das liege aber nicht am Onlinehandel. „Manche Leute finden es schwierig, die Sachen hin- und herzuschleppen”, sagt Schreiber. „Einige möchten lieber einen Dorfflohmarkt, wo sie ihre Sachen vor ihren eigenen Häusern verkaufen“ – ähnlich wie in Ingeln-Oesselse. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten lasse sich das in Rethen aber kaum realisieren. „Wir haben hier sozusagen mehrere Ortsteile innerhalb unseres Ortsteils. Wenn man alle Stände besuchen möchte, wären das locker 15 Kilometer.“ Bei manchen käme das Laufpublikum daher gar nicht an. „Wir machen uns aber Gedanken, wie wir das Konzept anpassen können.“