Das Kollegium, der Schulvorstand und die Gesamtkonferenz, also auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler, hatten der Teilnahme an dem Programm in Kooperation mit der Landesschulbehörde Niedersachsen zugestimmt. Mehr als 40 Schulen in Niedersachsen haben an dem Projekt bereits teilgenommen.
Die Grundschule Hiddestorf hat die in den vergangenen zwei Jahren gestalteten sieben Stufen auf ihrer Seite grundschule-hiddestorf.de dokumentiert. Als einer der ersten Projekte wurde die Einführung eines Klassenrats in allen Klassen beschlossen. „Dort diskutieren die Schülerinnen und Schüler jetzt regelmäßig über ihre Anliegen, etwa die Gestaltung einzelner Bereiche der Schule oder des Schulhofs“, sagt Kopp. Zudem wurde auch ein Kinderparlament gegründet, das sich einmal im Monat trifft. Das Parlament hatte zum Beispiel vorgeschlagen, eine Bank auf dem Pausenhof aufzustellen, auf die sich Kinder setzen können, die einen Spielpartner suchen. „Das haben wir auch gemacht“, sagt Kopp.
In einem weiteren Baustein haben die Lehrkräfte mit den Kindern über verschiedene Arten der Diskriminierung gesprochen. Das Ziel dabei war es, die Kinder auch gegenüber eigenen Vorurteilen zu sensibilisieren, sodass sie Diskriminierung im Alltag erkennen. Wesentlich war zudem die Prävention vor Gewalt und Mobbing im realen Leben wie im Internet. Zwölf Mädchen und Jungen aus den Jahrgängen drei und vier sind jetzt als sogenannte Pausenhelferinnen und Pausenhelfer im Einsatz. Wenn es zu Konflikten unter den Schülerinnen und Schülern kommt, greifen sie ein.„Das klappt auch. Manche Konflikte lösen die Kinder jetzt bereits ohne Erwachsene unter sich“, sagt Kopp. Die zwölf Kinder nennen sich selbst „Pausen-Adler“ und tragen extra angeschaffte Westen, damit sie für alle erkenntlich sind.
Kopp sagt auch im Namen der weiteren Lehrkräfte, dass dieses Projekt sich sehr gelohnt habe. Der Zusammenhalt unter den Mädchen und Jungen sei gewachsen. Das sei auch deshalb wichtig, weil besonders in jüngeren Jahrgängen wie aktuell an vielen Schulen die Corona-Zeit Folgen zeigt. Bei Konflikten kommt es dort häufiger als früher auch mal zu körperlichen Auseinandersetzungen. „In einer wichtigen Entwicklungsphase konnten die Kinder zwei Jahre nicht oder nur in kleinen Gruppen die Kindergärten besuchen. Sie müssen noch lernen, Konflikte untereinander verbal zu lösen“, sagt Kopp.
Auch das Selbstvertrauen der Kinder sei gewachsen. Als Kopp einmal entschieden hatte, ein Projekt an der Schule zu beenden, tauchten auf einmal drei Kinder vor ihrem Büro auf, um noch einmal darüber zu reden. „Ich weiß nicht, ob ich mich als Kind getraut hätte, so selbstbewusst in das Büro der Schulleiterin zu marschieren“, sagt Kopp. Das Projekt wurde dennoch gestrichen. Doch Kopp lobt die Kinder für ihr Engagement.
Das Zertifikat „Kinderrechte Schule“ wird offiziell auf dem großen Schulfest am Freitag, 27. Juni, ausgehändigt. „Das ist ein schöner Termin. Dort feiern wir gleichzeitig auch unser 30-jähriges Bestehen“, sagt Kopp.