Den Anfang kennen. Das ist offenbar auch sonst wichtig. Zum Verstehen. Übrigens, nicht, weil der Anfang auch objektiv, sachlich und richtig so war. Das kann auch dazu gehören. Am wichtigsten ist, wie Jemand den eigenen Anfang sieht und sich selbst und anderen erzählt.
Ich frage zum Beispiel in jedem Traugespräch danach. Wie haben Sie sich denn kennengelernt? Was waren Ihre Gefühle? Ihre Hoffnungen, Befürchtungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Ich frage auch danach, wenn es um den Glauben im eigenen Leben ging? Wie fing es an? Mit wem, wo, unter welchen Bedingungen? Oder bei der Berufswahl? Also immer, wenn es um bedeutende Phasen im Leben ging. Natürlich auch: und Ihre Geburt? Was wissen Sie darüber? Oder sogar über die Schwangerschaft Ihrer Mutter? Der Anfang. Alle Kinder und auch später Erwachsene interessieren sich dafür. Denn der Anfang führt mich vielleicht zu mir heute. Gibt es einen roten Faden in meinem Leben oder einen Bruch, den ich noch nicht sah oder eine Kostbarkeit, die ich so noch nie wahrgenommen habe?
Anfänge in der Bibel gibt es Einige. Auch Böse. Solche wie im Tatort. Die Kreuzigung, Kain und Abel, Jakob und Esau…Aber auch Gute: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…und Gott sah, dass es gut war. Die Schöpfungsgeschichte ist nicht richtig oder falsch. In ihr erzählt ein gläubiger Mensch aus seiner Sicht den Anfang der geliebten Welt. Auf dieser Welt ruhten am Anfang Augen, die lieben. Ein Herz, das hofft. Eine Seele, die sich nach Verwandtschaft sehnt. Es ist andersherum als im Tatort. Es ist ein guter Anfang. Den ich nicht verpassen will. Ein göttlicher Anfang. Ein Anfang mit der Welt, mit mir, mit uns. Welchen roten Faden erkenne ich so gesehen in meinem Leben, wo sind die Brüche? Und welche Kostbarkeiten kann ich vom guten Anfang her in meinem und unserem Leben wahrnehmen?
Pastorin Silke Appelkamp-Kragt, Krankenhausseelsorgerin