Das Tankstellenbild steche heraus, weil es trotz seiner 90 Jahre qualitativ sehr hochwertig sei, sagt der Archivar. Es ergänzt inhaltlich zudem eine andere Archivaufnahme der Ecke Hildesheimer Straße/Kurze Straße rund 30 Jahre später.
Das Foto aus Alt-Laatzen von 1966 zeigt VW-Käfer und andere Autos auf der Hildesheimer Straße samt Blick in die Kurze Straße. Damen in Hut und Mantel, eine Litfaßsäule sowie ein Fahrrad schiebendes Kind sind darauf zu erkennen – und jenes Fachwerkhaus von dem Bild aus dem Jahr 1935. Bank und Zapfsäulen sind verschwunden. Das Gebäude wurde um eine entsprechende Ladenfläche erweitert, und über dem Schaufenster prangt nun die Werbung für das Geschäft von Foto Steiger.Die wichtigen Hinweise zu diesen Zeitzeugnissen der Stadt Laatzen erhielt Schwanse bei den sogenannten Foto-Cafés. Ab 2023 hatte die Stadt dafür ausgewählte, mit der Stadtgeschichte und ihren Menschen vertraute Männer und Frauen ins Rathaus eingeladen, um unbeschriftete Fotos zu bestimmen.
Von den „normalen Fotos“ im Stadtarchiv seien nicht zuletzt dank der Foto-Café-Aktion mittlerweile über 5000 beschriftet, sagt der aus Bayern stammende Stadtarchivar. Fertig sei man aber längst nicht. Weit mehr als 1000 unbeschriftete Positive lagerten noch im Archiv. Hinzu kämen diverse Alben und eine unbekannte Zahl von Dias und Negativen. „Die haben wir noch gar nicht angefasst“, sagt Schwanse.
Um die ihm und seinem Team unbekannten Gebäude, Menschen und Anlässe auf den Fotos zeitlich und situativ einordnen zu können, hofft der Archivar nun erneut auf das Schwarmwissen in Laatzen.
Auf der Internetseite der Stadt ist seit Kurzem die Rubrik „Archivbilder im Blickpunkt” eingerichtet. In einer Art Album und in zunächst acht Kategorien wie Bäder, Deutsche Post, Ehrungen und Feuerwehr sind jeweils eine Handvoll bis mehr als ein Dutzend Fotos hinterlegt. Diese stammten größtenteils aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, sagt Schwanse.
Ein Schnappschuss zeigt einen Uniformierten, der anlässlich einer Veranstaltung in einem Hallenbad – wohl Laatzens altem Stadtbad – auf dem Sprungturm steht. Unter den Augen zahlreicher offiziell gekleideter Menschen am Rande kippt er gerade in voller Montur samt Mütze vorn über. Das Becken ist nicht zu sehen. „Ich hoffe, dass da Wasser drin ist”, meint Schwanse schmunzelnd, ehe er wieder ernst wird. „Ich hoffe, dass jemand die Person erkennt und sich erinnert, was das für ein Anlass war.“
Kurios wirkt auch die feierliche Enthüllung eines Briefkastens in einem Gebäude. Ob dieses und weitere Bilder, die wohl am selben Tag aufgenommen worden sind, Räume der Post, im Rathaus oder an einem anderen Ort zeigen, ist derzeit noch unklar. „Wo die Veranstaltung stattfand, ist eine Frage, die mich interessiert“, sagt Schwanse. Auch den Anlass einer Ballonfahrt von Feuerwehrleuten sowie Informationen zu Brandeinsätzen, Empfängen, diversen Geehrten, Gruppenaufnahmen und Gebäuden würde er gern herausfinden.
Der Archivar setzt darauf, dass möglichst viele Betrachter Szenen und Menschen in dem Onlinefotoalbum wiedererkennen und ihr Wissen als Kommentar notieren. Dafür sind in den jeweiligen Rubriken Eingabemasken vorbereitet. Zusätzlich zu den Bildinfos hinterlassen Nutzer dort auch ihren Namen und eine Kontaktadresse – falls es Rückfragen gibt.
Er wünsche sich „viele Kommentare“, sagt Schwanse. Denn im Archiv gebe es noch zahlreiche weitere Bilder, auch aus anderen Bereichen. Diese sollten im Laufe des Jahres nach und nach hochgeladen werden, kündigt Schwanse an. Das Album ist auf der Seite https://www.laatzen.de/de/archivbilder-im-blickpunkt.html zu finden.
Die beiden Fotos aus Alt-Laatzen von 1935 und 1966 sind in der Sammlung nicht enthalten, da die Informationen zu ihnen nun bekannt sind. Was nach dem Abriss des Fachwerkhauses aus der Adresse Hildesheimer Straße 30 wurde? Dort entstand ein Neubau. Im Erdgeschoss, auf Höhe des früheren Fotogeschäfts und der ursprünglichen Tankstelle, ist jetzt ein italienisches Restaurant ansässig: das von Givoanni R.
Das Stadtarchiv ist an weiteren alten Fotos interessiert, insbesondere aus den derzeit unterrepräsentierten Stadtteilen Ingeln-Oesselse und Gleidingen, aber auch aus Rethen, Grasdorf und Laatzens Norden. Wer entsprechende Aufnahmen hat, erreicht den Archivleiter unter Telefon (0511) 8205-1515 oder per E-Mail an Manuel.Schwanse@laatzen.de.