„Es wird enger und kuscheliger“, sagt Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) über die Entwicklung, die die nächste Wende in der seit Jahren andauernden Diskussion über den Sitz der Verwaltung darstellt. Hatten Rat und Eggerts Amtsvorgänger Jürgen Köhne anfangs noch vor, einen repräsentativen Neubau mit offenen Flächen für Bürger auf dem Marktplatz zu errichten, schlug Eggert später aus Kostengründen den Umzug in das Verfügungsgebäude der DRV vor.
Aber auch diese Variante stellte sich jetzt als zu teuer heraus: Bereits vor den Osterferien, so Eggert, habe der Verwaltungsausschuss beschlossen, die Pläne für einen Umzug in das Gebäude der Rentenversicherung nicht weiterzuverfolgen. Stattdessen sollen nun die letzten im abrissreifen Rathaus verbliebenen Teams „übergangsweise“ vom Marktplatz ins Dienstgebäude an der Gutenbergstraße umziehen.
Entscheidend sind auch hier die Kosten. Genaue Zahlen nennt Eggert nicht, über einen Zeitraum von 20 Jahren könne die Stadt aber mehrere Millionen Euro an Miete sparen. „Wir brauchen das Geld für unsere Bildungseinrichtungen und nehmen uns als Verwaltung zurück“, sagt der Bürgermeister. Zwar hätte er den Standort an der Langen Weihe hinsichtlich der Zusammenarbeit der Teams in modernen, neuen Arbeitswelten und der repräsentativen Räume geeigneter empfunden. „Aber dazu bin ich zu sehr Ökonom“, sagt Eggert.
Parallel will die Stadt im Zentrum Räume für ihre Bücherei und das Bürgerbüro anmieten. Zur Diskussion steht dabei das seit Oktober 2021 weitgehend leer stehende Gebäude des früheren Modehauses Adler am Leine-Center – ein idealer Standort, der auch das Leine-Center beleben könnte.Für die Beschäftigten bedeutet der neue Kurs, dass es deutlich enger wird als bislang. Laut Eggert bietet das Gebäude zwar rechnerisch genügend Platz, um dort die mehr als 300 benötigten Arbeitsplätze einzurichten. Dann müssten sich allerdings mehr Personen ein Büro teilen, so der Bürgermeister. „Wir sitzen dort zurzeit sehr komfortabel“, sagt Eggert: Wo derzeit ein bis zwei Personen einen Raum nutzen, passen rechnerisch auch drei hinein. Auch gelte künftig das Prinzip des Desksharings, Mitarbeiter teilen sich die Arbeitsplätze.
Die Planungen dafür sind im Gange. Dabei werde auch erwogen, zumindest einige größere Einheiten zu schaffen, auf denen mehr Beschäftigte in einem Raum zusammenarbeiten können. Eine Lösung wie in der Deutschen Rentenversicherung, wo Büroflächen für jeweils zehn bis 25 Beschäftigte angedacht waren, ließen sich an der Gutenbergstraße jedoch nicht umsetzen. „Das Gebäude ist für solche Umbauten nicht gut geeignet“, sagt Eggert, es gebe viele tragende Wände entlang der Flure.Auf jeden Fall strebt die Stadtverwaltung an, Besprechungsräume für den Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern vorzuhalten – ein zentraler Bestandteil des Konzepts, das beim DRV-Umzug verfolgt worden war. „Das kostet allerdings Fläche, die wir nicht für Büroarbeitsplätze hätten“, sagt Eggert.
Die Stadt rechne damit, dass sich die Homeoffice-Quote durch die neue Raumsituation erhöhen wird. „Wir liegen bislang bei 20 Prozent“, sagt der Eggert. „Wenn wir enger zusammenrücken, bin ich mir sicher, dass sich die Quote erhöhen wird.“ An der Qualität der Arbeit werde dies jedoch nichts ändern. „Während der Corona-Zeit haben fast 100 Prozent zu Hause gearbeitet, es hat trotzdem weiter funktioniert.“ Für die Bürger wäre der Standort in dem Bürogebäude, das die Stadt Ende 2015 ursprünglich für die Unterbringung Geflüchteter erworben hatte, mit Nachteilen verbunden. Im Vergleich zum Marktplatz ist das Quartier am Park der Sinne weniger zentral. Bauplanerisch ist es als Gewerbe- und Kerngebiet ausgewiesen ist, wenngleich auf dem ehemaligen Hellux-Gelände nebenan eine Wohnbebauung geplant ist. Vor allem aber ist der Standort mit der Stadtbahn nicht barrierefrei erreichbar: Die Haltestelle Park der Sinne verfügt über keinen Hochbahnsteig.Der weitere Zeitplan sieht vor, die notwendigen Umbauarbeiten am Standort Gutenbergstraße im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres auszuschreiben und Anfang nächsten Jahres zu beauftragen. Der eigentliche Umzug der bislang im Rathaus am Marktplatz verbliebenen Teams könnte dann in der zweiten Jahreshälfte 2026 folgen – sozusagen auf den letzten Drücker: Bis Ende 2026 muss die gesamte Stadtverwaltung ihr bisheriges Domizil verlassen haben und die Abrissfirma beauftragt sein, erläutert Eggert. Dies sei Bedingung für die dringend benötigten Fördergelder von Bund und Land für den Abriss.