Eltern in Hemmingen zahlen für die Ganztagsbetreuung mindestens 99 Euro im Monat und höchstens 248 Euro. Die Krippen besuchen zurzeit 131 Kinder, davon 70 Kinder acht Stunden lang, 53 Kinder für sechs Stunden und acht Kinder für vier bis fünf Stunden. Der Besuch von Kindergärten ist seit 2018 für Kinder von drei bis sechs Jahren in Niedersachsen kostenfrei (bis maximal acht Stunden). In den Hort gehen in Hemmingen aktuell 84 Kinder.
■ Was sollen Eltern ab 1. August zahlen?Die Höchstgebühr für die Ganztagsbetreuung von 8 bis 16 Uhr steigt auf 304 Euro, also 56 Euro mehr als zurzeit. Bei der Halbtagesbetreuung von 8 bis 14 Uhr sind es 42 Euro mehr, der Höchstbetrag liegt bei 228 Euro; die Halbtagesbetreuung von 8 bis 12 Uhr kostet künftig höchstens 152 Euro, also 28 Euro mehr. Bürgermeister Jan Dingeldey (CDU) sagt: „Für einige Eltern ist dies eine schmerzvolle Erhöhung.“ Eine schrittweise Erhöhung wäre besser gewesen. „Diese aber muss politisch gewollt sein.“ Familien mit geringem Einkommen seien weiterhin von den Gebühren befreit, betont Dingeldey. In Hemmingen sei es nach wie vor möglich, dass Kinder jeden Monat in einer Kita aufgenommen werden, nicht nur zum Stichtag 1. August.
■ Wie sieht es in der Region Hannover aus?Der durchschnittliche Höchstbetrag für eine achtstündige Ganztagsbetreuung liegt nach Berechnungen der Stadtverwaltung bei 312 Euro. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Eltern in elf Kommunen die Gebühr unabhängig von ihrem Einkommen zahlen. In zehn Städten und Gemeinden, darunter Hemmingen, gibt es Einkommensstaffelungen.
■ Verschieben sich in Hemmingen die Einkommensstufen?Ja, bei der Höchststufe gibt es eine Verschiebung von 4969 auf 6112 Euro, gefolgt von einer Stufe, die von 4889 bis 6112 Euro reicht (bisher 3974 bis 4969 Euro) sowie von einer weiteren Stufe, die für die Einkommensspanne von 3667 bis 4888 Euro gilt (bisher 2981 bis 3974 Euro). Bei der geringsten Stufe sind es 3667 Euro (bisher 2981 Euro).
■ Wie wirkt sich das neue Gebührenmodell auf den Hort aus?Zurzeit liegen die Kosten bei monatlich 93 Euro, künftig wären samt Ferienbetreuung 137 Euro im Monat zu zahlen. Im Ferienhort sinkt die wöchentliche Höchstgebühr von 96 auf 85 Euro bei der Ganztagsbetreuung von 8 bis 16 Uhr sowie von 60 auf 53 Euro bei der Halbtagesbetreuung von 8 bis 13 Uhr. Eltern können die Betreuung für die Oster-, Sommer- und Herbstferien wie bisher wochenweise buchen. Erstmals erhoben werden sollen Gebühren für wöchentliche Sonderleistungen: 5 Euro für den Frühdienst von 7.30 bis 8 Uhr, 10 Euro für den Frühdienst von 7 bis 8 Uhr und 5 Euro für den Spätdienst montags bis donnerstags von 16 bis 16.30 Uhr. In den Winterferien, zu Himmelfahrt und Pfingsten sowie in den Weihnachtsferien lassen sich ergänzend einzelne Tage buchen: Für die Ganztagsbetreuung von 8 bis 16 Uhr werden täglich 17 Euro und für die Halbtagesbetreuung von 8 bis 13 Uhr täglich 11 Euro fällig.■ Ist der Früh- und Spätdienst, der zurzeit von der Krippe über den Kindergarten bis zum Hort in neun Hemminger Einrichtungen angeboten wird, weiterhin kostenlos?Nein. Der Bürgermeister erläutert, Hemmingen sei bisher die einzige Kommune in der Region Hannover mit diesem Gratisservice. Für den Frühdienst von 7 bis 8 Uhr sind nun 38 Euro monatlich geplant, für den Frühdienst von 7.30 bis 8 Uhr sowie für den Spätdienst von 16 bis 16.30 Uhr sollen Eltern jeweils 19 Euro im Monat zahlen. Dies soll nicht nur für Krippe und Hort gelten, sondern auch im Kindergarten. Diese Gebühr sollen alle zahlen, unabhängig von ihrem Einkommen.
Dingeldey verweist darauf, dass die Stadt gesetzlich nur zu einer Betreuung von acht Stunden verpflichtet sei. In Hemmingen könnten die Eltern jedoch ihr Kind zurzeit um 7 Uhr bringen und um 16.30 Uhr abholen.
■ Wann holen die Eltern ihre Kinder ab?Das ist unterschiedlich. Die Verwaltung müsse immer planen, dass das letzte Kind um 16.30 Uhr abgeholt wird, so der Bürgermeister. „Manche Kitas sind schon um 15.30 Uhr leer, das Personal aber halten wir für den Tag vor.“ Die Gebühr für Früh- und Spätdienste diene auch dazu, „den Personaleinsatz besser steuern zu können“.
■ Was passiert mit der Geschwisterermäßigung?Sie soll bleiben. Fürs erste Kind ist die volle Gebühr zu zahlen, für das zweite gibt es eine 50- oder 75-prozentige Ermäßigung. Das dritte und jedes weitere Kind ist von den Gebühren befreit. Die Familienkomponente soll künftig entfallen. Bisher wird bei der Berechnung des Einkommens noch ein Betrag für das dritte und jedes weitere Haushaltsmitglied abgezogen; darunter fallen etwa auch Großeltern, die mit im Haus leben.
■ Wie sind die Reaktionen aus dem Rat?Die beiden Fachausschüsse, die am Mittwochabend, 23. April, im Rathaus getagt haben, haben noch nicht abgestimmt. Die Fraktionsvorsitzenden wollen sich nun intern austauschen. Der Ratsbeschluss ist für den 22. Mai vorgesehen. Es gab erste Stimmen, eine weitere Stufe nach oben und nach unten einzufügen und die Gebühr schrittweise zu erhöhen. Ramona Hanck (SPD) verwies auf die geringe Differenz,wenn Familien bei den unteren Einkommensgrenzen künftig 33 Euro mehr zahlen und bei den oberen 56 Euro mehr.
Steven Maaß (DUH) sagte, in Hannover gebe es sogar ein zehnstufiges Gebührenmodell. Die jährlichen Mehreinnahmen für die Stadt Hemmingen von etwa 92.000 Euro würden „den Kohl nicht fett machen“. Bei der Gebühr für die Randzeiten sprach er von einem „Extra-Hammer“. Martin Harer (Grüne) fragte, warum die Gebühren für Früh- und Spätdienst nicht nach Einkommen gestaffelt werden. Laut Kristina Brechelt, Leiterin des Familienservicebüros, wäre der Verwaltungsaufwand für diese Sonderleistung der Stadt zu hoch. „Wir staffeln das Essensgeld ja auch nicht.“ Dingeldey sagte, das bisherige Gebührensystem sei transparent und werde von den Eltern akzeptiert. Gerhard Ney, beratendes Mitglied der SPD, regte an, fortan die Gebühren alle zwei Jahre zu überprüfen.
■ Was sagt der Stadtelternbeirat?„Es darf kein Kind ausgeschlossen werden“, betont Vorsitzender Aleksander Potrykus. Eine Erhöhung von mehr als 20 Prozent mitten im Jahr treffe die Eltern, die ihr Jahresbudget bereits geplant haben, empfindlich. Eine schrittweise Erhöhung wäre besser. Das Thema werde am 12. Mai in einer außerordentlichen Beiratssitzung besprochen.
■ Warum ist die Erhöhung überhaupt jetzt ein Thema?Wegen des Millionenlochs im Haushalt hat der Rat ein Sparkonzept beschlossen. Einer der Vorschläge, um die Einnahmen zu steigern, sind höhere Kita-Gebühren. Das Familienservicebüro hat die neuen Beträge errechnet. 2017 hatte der Rat die Gebühr von 232 auf 240 Euro angehoben; 13 Jahre war sie zuvor konstant geblieben. Die letzte Erhöhung war 2018 auf 248 Euro.
■ Wird das Essensgeld auch erhöht?Das sei noch unklar, sagt Sven Baumgarte, Mitglied im Stadtverwaltungsvorstand, im Hinblick auf die aktuellen Verhandlungen. Der entsprechende Vertrag läuft Ende Juli 2026 aus.