Zu sehen ist der auferstandene Christus: Er hat seinen Mantel zur Seite gezogen. Trotz seiner Auferstehung: Die tödliche Wunde von Karfreitag klafft noch immer. Der Apostel Thomas legt seinen Zeigefinger hinein – so tief, dass er die Wunde an den Rändern aufwölbt.
Leg deinen Finger hierher und sieh meine Hände an.So soll Jesus nach dem Johannes-Evangelium zu Thomas gesagt haben. Caravaggio hat diesen Moment in Szene gesetzt. In ein Bild, das weh tut.
Und Thomas, der nur scheinbar „Ungläubige“, wagt, was schmerzt: Er legt seinen Finger in die Wunde. Und Gott schreckt vor dem Schmerz nicht zurück. Gott lässt sich berühren. Wo wir die unbequemen Fragen, Zweifel und Ängste nicht verdrängen, sondern zulassen, dort beginnt neues Leben.
Glaube heißt: sich einem allzu schnellen Trost nicht einfach zu fügen, sondern die eigenen Fragen und auch das, was schmerzt, Gott anzuvertrauen. Nachzubohren. Den Finger in die Wunde zu legen – in der Hoffnung, dass in den Wunden des Lebens mehr steckt als nur Schmerz: die Aussicht auf Trost, die Möglichkeit eines Neubeginns, ein Zeichen dafür, dass Gott da ist – trotz allem!
Ihr Pastor Jens Wening,
St. Petri, Rethen