Rainer Dröse war journalistischer Leistungsträger, überzeugender Markenbotschafter der NP, ein echter Möglichmacher mit dem richtigen Riecher für Zeit und Ort. Er war Antreiber, kein Bedenkenträger. Der Mann mit dem verschmitzten Lächeln und der Leiter im Auto (sicher ist sicher) hat die Neue Presse geprägt. Mehr als 45 Jahre arbeitete er als Fotograf, Netzwerker, Kollege und treuer Freund für seine NP. Er war Überzeugungstäter, der das Risiko nicht scheute.
Rainer verstand es, Menschen und Situationen vor seiner Kamera glänzen zu lassen, intuitiv wie handwerklich gekonnt. Wenn etwas von Natur aus nicht saß, half er – meist charmant, manchmal weniger ritterlich – nach. Eine Ehrlichkeit mit Leichtigkeit, die auch uns so oft motiviert hat. Für uns bleibt Rainer ein geschätzter Kollege. Sein Blick auf Hannover und die Welt haben uns nachhaltig geprägt. Er war vor allem aber ein Freund, auf den wir uns blind verlassen konnten.Es war seine Melange aus Menschlichkeit und purer Professionalität, die ihn bei Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern unverwechselbar machte. Ganz gleich ob Politiker, Künstler, Unternehmer, Sportler. Ob Weltstars oder Unbekannte – in seiner unnachahmlichen Rainer-Art schaffte er Aufnahmen, die von Persönlichkeit der anderen geprägt waren, aber seine Handschrift trugen. Sein nahbares und ehrliches Auftreten verschafften ihm eine herausragende Position. Scheu kannte er nicht, Mut im Moment umso mehr.
Rainer Dröse war gleichzeitig jemand, der kritisch hinterfragte, ein durchaus streitbarer Mensch. Das passte nicht immer allen. Aber er tat das nicht aus Geltungsbedürfnis. Es war sein Anspruch an Qualität. Er wollte stets das Beste, am besten auf Film und Negativ, später auf der Speicherkarte. Und das konnte nie gut genug sein. Neugierde bestimmte sein Handeln, gleichwohl wusste er auch um seine besondere Aufgabe, von jetzt auf gleich zu funktionieren – hinnehmbare Grenzüberschreitung inklusive. Eine Aufzählung ergibt aufgrund der Fülle keinen Sinn, ein Abriss muss an dieser Stelle schlichtweg reichen.
Der Staatsbesuch von US-Präsident Obama, das Zugunglück von Eschede, der Fall der Berliner Mauer, die Trauerfeier für Robert Enke, Konzerte von Weltstars, die Eröffnung des Maschseefests – wenn er auf der Jagd nach dem besten, besonderen wie exklusiven Motiv war, hatte Rainer Dröse eine atemberaubende Ausdauer. Den berühmten Schritt extra hatte er aus dem Effeff drauf. Dadurch hielt er mit seiner Kamera Historisches fest, erarbeite sich durch seine royalen Bilder sogar weltweites Ansehen. Rainer, der bodenständige Mann aus Langenhagen mit Wurzeln in Celle, der Fotograf der Neuen Presse, in der kunterbunten Welt der Yellow Press – das war schon was!
Unzählige Stunden verbrachten wir mit Rainer Dröse bei Interviews und Pressekonferenzen, auf roten Teppichen und schlichtweg im Auto, das mal ohne dritten Gang und später dann hybrid fuhr. Das schaffte eine spezielle Nähe.
Er wusste um seine Stellung (oft war’s ein absolutes Alleinstellungsmerkmal), begegnete Leuten aber meist auf Augenhöhe. So war er eben. In seiner Rolle als etablierter Experte half er anderen häufig, besser zu werden. Eine Qualität in einem an und für sich umkämpften Geschäft, in dem es meist um das beste, schnellste Foto geht. Nicht bei Rainer: „Lass die anderen machen. Hauptsache, wir haben Spaß dabei“, sagte er gerne in der Überzeugung, am Ende genau die Bilder zu haben, die entscheidend sind. Oft haben wir die auf unseren und manchmal auch auf anderen Titelseiten, etwa von „Gala“ und „Bunte“, gesehen.2024 ging Rainer Dröse in den Ruhestand. Die Welt bereisen, Neues entdecken, Schlemmen ohne Zeitdruck, alles aus einer anderen Perspektive als der des Suchers in der Kamera (die er trotzdem immer dabeihatte). Das hat er sich mit seiner Ehefrau Anja vorgenommen. Und zwischendurch auch hier und da weitere Termine für die Madsack Mediengruppe wahrnehmen, lautete der Plan. Aufgehen sollte er nicht. Seine ruhige, ausdauernde Art, sein Lächeln, sein selbstbewusstes Umherschlendern – all das wird uns nun sehr und für immer fehlen.Insbesondere natürlich seiner Ehefrau Anja, seiner Tochter Celine, seinem Enkelkind, seiner Familie und Freunden, an die wir in diesen freundlichen Frühlingstagen, die sich traurig und trüb anfühlen, am meisten denken.