„Der Schrank ist unerlässlich und muss mit“, war für Regisseurin Stephanie Zebbedies und ihr Team schnell klar. „Wir müssen schließlich proben, aus dem Schrank rein- und wieder rauszugehen.“ Per Anhänger wird das massive Holzmöbelstück am 31. Januar ins Seminarhaus in Seevetal im Landkreis Harburg kurz vor Hamburg gebracht.
Immerhin können die Elemente verhältnismäßig einfach auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt werden. „Den Schrank haben wir in Nullkommanix auf- und wieder abgebaut“, sagt Schauspielerin Birgit Fricke aus Pattensen, die die Rolle der Lady Ellen Middlesome spielt.
Die in England verortete, wendungsreiche Komödie von Jürgen Baumgarten hat es in sich: Weil die Lady und ihr Gatte Sir George wegen großer Schulden keine Perspektive mehr sehen, planen sie gemeinsam aus dem Leben zu treten. Als das Paar aber bemerkt, dass die Versicherungen in solchen Fällen nichts zahlen, engagiert es Auftragsmörder, doch auch diese arbeiten nicht umsonst. Und dann ändern Sir George und Lady Ellen auch noch ihre Meinung.
Nach einem passenden Möbelstück für das Bühnenbild haben das Laienschauspielensemble lange gesucht. „Wichtig war, dass zwei Personen hineinpassen und der Schrank stabil genug ist“, sagt Zebbedies. „Auf den Kleinanzeigen- und Versteigerungsplattformen im Internet hatten wir nicht das Passende gefunden.“ Am Ende spielte der Gruppe der Zufall in die Hände. „Bei einem Verwandtschaftsbesuch kam das Gespräch auf das Stück und den Schrank“, berichtet Birgit Fricke. „Da sagte mein Bruder gleich: Ich habe da was!“ Der Schrank stand in dessen Haus in Burgdorf. „Er wollte sich von dem guten Stück sowieso trennen“, erzählt die Pattenserin. „Ich habe dann erst mal Fotos gemacht und Stephi gefragt, ob das was für uns ist.“ Die Regisseurin war sofort begeistert. „Wir haben den Schrank zum Kunstkreis geholt“, sagt die 59-jährige Zebbedies. Den Boden allerdings hätten sie noch verstärkt – schließlich sollten die beiden Schauspieler, die sich zwischenzeitlich darin verstecken, nicht durchbrechen.
Der Schrank ist nicht das einzige Fundstück, das Fricke bei Verwandten aufgetan hat: Neben dem Schrank werden für „Bubblegum und Brillanten“ auch noch ein Sessel sowie drei mit Blumenmustern bezogene Stühle auf der Bühne stehen.
Der Premiere am 14. März fiebert Bühnentikk auch wegen des neuen Auftrittsortes im Erich-Kästner-Schulzentrum entgegen. Bisher spielte die 2020 beim Kunstkreis gegründete und in Teilen aus der Doppeldorfbühne Ingeln-Oesselse hervorgegangene Gruppe ausschließlich in der Albert-Einstein-Schule. Diese habe eher eine Podiumsbühne für Empfänge oder Konzerte, sagt Regisseurin Zebbedies: „Die ‚Erich‘ aber hat eine richtige Theaterbühne mit Hinterräumen und Seitenwänden.“ Sie sei größer und professioneller. Außerdem ist dort Platz für 250 Zuschauer. Die Vorfreude ist also groß.