Insgesamt wurden 35 Bomber an diesem Tag von der deutschen Luftwaffe oder der Flugabwehr abgeschossen. Es wurde ein besonders schwarzer Tag für die 491. Bombergruppe, zu der auch die „Ark Angel“ gehörte. Diese Gruppe flog während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Einsätze – und erlitt bei der Mission am 26. November 1944 die schwersten Verluste der gesamten Kriegsjahre. An diesem Tag verlor die Bombergruppe 15 von 29 Flugzeugen. Auf dem Oerier Friedhof erinnert ein Gedenkstein an den Absturz in der Nähe des Ortes.
26. November 1944 ist in Oerie und Hüpede weiter präsent
Im Dorf und auch im Nachbarort Hüpede sprechen Menschen noch immer über diesen Tag, der sich nun zum 80. Mal jährt. Die wenigsten von ihnen können sich noch aus eigenem Erleben daran erinnern. Mehrere Anwohnende seien von Trümmerteilen getroffen und dadurch schwer verletzt oder sogar getötet worden, wird erzählt. Ob diese Trümmer von der „Ark Angel“ oder von anderen in der Luft beschädigten Flugzeugen stammten, ist nicht klar und heute nicht mehr verifizierbar.
Seit mehr als 20 Jahren bemüht sich der Oerier Thomas Pohl, Informationen rund um diesen Absturz zusammenzutragen. Er hatte Kontakte zu Familienangehörigen in den USA und zu dem Niederländer John Meurs, der mit „Not Home For Christmas“ ein Buch einzig über die Geschehnisse dieses Tages verfasste. „Inzwischen sind diese Kontakte aber abgerissen“, sagt Pohl.
Auch ein Zeitzeuge, der vor 80 Jahren nach eigenen Aussagen als Flakhelfer tätig war, meldete sich. Joachim Aue aus Laatzen hatte vor einigen Jahren im Austausch mit Pohl und in Anwesenheit dieser Redaktion von seinen Erlebnissen während des Krieges berichtet. Im Alter von 15 Jahren sei er an der Straße Reuterdamm in Langenhagen an der Flakstellung eingesetzt worden. Dort habe er als Höhenrichtmann dazu beigetragen, dass seine Stellung an diesem Tag vier US-Flugzeuge vom Himmel holte. Eines davon soll die „Ark Angel“ gewesen sein. Zuvor gingen Historikerinnen und Historiker davon aus, dass die „Ark Angel“ von der deutschen Luftwaffe beschossen wurde.
Ein Großteil der Bomber hatte damals den Auftrag, Bomben über der Ölraffinerie Deurag-Nerag in Hannover-Misburg abzuwerfen. Die „Ark Angel“ war bereits auf dem Rückweg, als sie beschossen wurde. „Doch obwohl es noch einigen Crewmitgliedern gelang, mit dem Fallschirm auszusteigen, war das Flugzeug schon viel zu nah über dem Boden“, sagt Pohl. Alle neun Amerikaner starben und wurden zunächst auf dem örtlichen Friedhof begraben. „Ich habe eine Rechnung gefunden, die belegt, dass ein Schreiner vor Ort neun Kreuze angefertigt hat“, erzählt Pohl. Nach dem Krieg wurden die Besatzungsmitglieder der „Ark Angel“ umgebettet – teils nach Belgien, teils in die USA.
Im Jahr 2009 besuchten Familienangehörige den Pattenser Ortsteil und das Feld, auf dem die Maschine einst aufschlug. „An dem Tag entstand die Idee, einen Gedenkstein auf dem Friedhof zu errichten. Dann waren im Mai 2010 zwei Kinder der tödlich verunglückten Soldaten in Oerie und weihten den Gedenkstein mit ein“, erzählt Pohl. Ein paar Jahre später wurde zusätzlich noch eine amerikanische Roteiche am Gedenkstein gepflanzt.