Dornieden befasst sich seit vielen Jahren mit der Geschichte verschiedener Laatzener Ortsteile, insbesondere seines Heimatorts Gleidingen. Dabei geht er – etwa in der „Oesselser Chronik“ – auch der Frage nach, welche Geschichte die Gebäude haben und was verloren gegangen ist. „Viele der Häuser gibt es heute nicht mehr, diese alten Ansichten stellen gerade diesen alten dörflichen Fachwerkhauscharakter der Gemeinden dar“, sagt er. Aus diesem Grund sammelt er seit etwa zwölf Jahren Ansichtskarten auch aus den Städten und Gemeinden der Umgebung.
Herausgekommen ist nun eine Art Bildchronik zur Laatzener Stadtentwicklung. 409 Ansichtskarten aus allen Ortsteilen hat Dornieden, der historisch enorm versiert ist, nach akribischer Suche in den Band aufgenommen. Er gehe davon aus, damit nahezu alle jemals in Laatzen erschienenen Karten erfasst zu haben, sagt Dornieden – von Ausnahmen abgesehen. „Am Tag vor dem Absenden zur Druckerei habe ich noch eine Karte aus Gleidingen erhalten.“ Die habe er noch kurzfristig aufgenommen. Das Werk ist auch deshalb für historisch Interessierte so wertvoll, weil die Aufnahmen räumlich und zeitlich zugeordnet sind. Für Datierungen seien Ansichtskarten gut geeignet, sagt Dornieden. Dank des Poststempels stehe fest, wann die Aufnahmen spätestens entstanden sein müssen. Auch die Beschriftung gibt Aufschluss: „Bis 1905 durfte man auf der Rückseite nicht schreiben.“
Gegliedert hat Dornieden den 272 Seiten starken Bildband in einzelne Ortsteil-Kapitel, innerhalb derer sie chronologisch sortiert sind. Beim Blättern durch das Buch können die Leser so die geschichtliche Entwicklung der früher eigenständigen Gemeinden im Laufe von 100 Jahren nachverfolgen. Die ältesten Karten stammen aus den 1890er-Jahren, die neuesten zumeist aus den 1970er-, vereinzelt aus den 1990er-Jahren.
Beeindruckend ist etwa die Entwicklung Alt-Laatzens, wo ältere Aufnahmen markante Gebäude wie den Laatzener Turm und die beschaulichen Klinkerfassaden an der Hildesheimer Straße zeigen. In den Sechzigerjahren beginnt dann die Zeit, wo die Hochhäuser und andere Neubauten die Karten prägen. Und dann ist da noch das quirlige Messegelände mit seinen parkähnlichen Grünanlagen und den Gerüsttürmen, auf denen die Besucher früher in die Höhe stiegen. Und der früher deutlich lichtere Rathauspark mit Springbrunnen und Blumenrabatten im Zentrum.
Aus Laatzens Ortsteilen finden sich auch eindrucksvolle, längst abgerissene Gebäude, etwa das frühere Grasdorfer Schloss, die alten Gasthäuser und Fabrikgebäude. In Rethen dominiert die Zuckerfabrik viele Karten, in Gleidingen ist das Rittergut von Reden-Franzburg und das von Reden’sche Fideikommiss mit seinem gepflegten Park ein beliebtes Motiv. „Früher wurde auch schon gefakt“, sagt Dornieden: Auf einer Postkartenserie aus Rethen Anfang des 20. Jahrhunderts wurde jeweils ein Zeppelin montiert. Man gab sich in Rethen offenbar gerne modern.
Kurios muten einige Aufnahmen aus den Siebzigerjahren aus Laatzen-Mitte an, auf denen die Wohnblöcke des neuen Stadtteils angepriesen werden. „Das sind superhässliche Karten, aber die Menschen warenEin Teil der Karten stammt aus Privatsammlungen von Laatzenern, konsultiert hat Dornieden auch Archive und das Internet, wo sie auf Portalen wie Ebay und Delcampe angeboten werden. Nicht aufgenommen hat er privat beauftragte Ansichtskarten von Personen sowie die sogenannten „Soldatenkarten“, die Abbildungen von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg zeigen, die an die Familie nach Hause schrieben.
Und das Sammeln geht weiter: Ähnliche Bücher plant der 60-Jährige für das frühere Amt Ruthe mit der Stadt Sarstedt und weiteren 15 Gemeinden sowie für den Stadtbezirk Döhren-Wülfel, zu dem auch Mittelfeld, Seelhorst, Waldheim und Waldhausen gehören. Hinweise auf Karten aus diesen Bereichen, aber auch Nachmeldungen von Laatzener Exemplaren, die nicht im Buch auftauchen, sind bei Dornieden unter Telefon (01515) 0867642 willkommen.
Das Buch „Ansichtskartenverzeichnis für die ehemaligen Gemeinden Gleidingen, Grasdorf, Ingeln, Laatzen, Oesselse und Rethen“ ist im Selbstverlag erschienen. Erhältlich ist es für 50 Euro auf Ebay, im Restaurant La Rocca in Gleidingen sowie beim Buchautor.