Dass eine der drei katholischen Kirchen in Laatzen vor dem Aus steht, ist schon länger bekannt: Wegen sinkender Mitgliederzahlen und Nachwuchsmangels beim haupt- und ehrenamtlichen Personal sind die Gemeinden im Bistum Hildesheim zu Einschränkungen gezwungen, heißt es zur Begründung.
In Laatzen bedeutet dies auch Einschnitte bei den Gebäuden. „Die Pfarrgemeinde St. Oliver muss sich von einer ihrer Kirchen trennen: Entweder hat die Kirche St. Mathilde in der Eichstraße eine Zukunft oder die Kirche St. Oliver in der Pestalozzistraße“, schreiben Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat im Brief an die Mitglieder, der den Wahlscheinen beiliegt.
Dass die Wahl auf die beiden Immobilien und nicht etwa auf St. Josef in Gleidingen fiel, hängt auch mit anstehenden Instandhaltungsarbeiten zusammen, über die die Mitglieder ebenfalls eine Übersicht erhalten haben. Bei St. Mathilde in Alt-Laatzen stehen die Heizung, die Schallfenster im Turm, die Kirchturmuhr und der behindertengerechte Umbau auf der Liste. Zudem gibt es Feuchtigkeit im Keller. Bei St. Oliver geht es ebenfalls um die Heizung, aber auch um den Zustand der Flachdächer, die Kanalisation inklusive Vorplatz und Sanitäranlagen. Zugleich listen Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand die jeweiligen Vorteile beider Standorte auf. So ist St. Mathilde gut per Stadtbahn erreichbar, befindet sich in der Nähe zum eigenen Kindergarten und verfügt über Gemeinderaum und Männerkeller. St. Oliver liegt hingegen zentraler und hat viele Parkplätze sowie Räume in unterschiedlichen Größen.
Die Schließung soll nicht sofort erfolgen. „Die Kirche werden wir zu einem späteren Zeitpunkt schließen und für sie nach neuen Nutzungsmöglichkeiten suchen“, schreiben Kirchenvorstand und Gemeinderat.
Die Wahlscheine müssen bis Sonntag, 17. November, 13 Uhr, in verschlossenen Umschlägen zurückgeschickt oder abgegeben werden. „Vor und nach den Sonntagsgottesdiensten stehen (auch in Gleidingen) dafür Wahlurnen bereit“, heißt es im Anschreiben. Einige Mitglieder hätten schon jetzt ihr Votum abgegeben, berichtet Kellner. „Wir haben schon mehr als 100 Wahlscheine in der Urne“, berichtet Pfarrer Thomas Kellner.
Die Auszählung soll dann am selben Tag um 13 Uhr beginnen. Parallel zu den Stimmen der Gemeindemitglieder werden auch die des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderats ausgezählt, die zeitgleich angeschrieben wurden. Dabei könnte das Mitgliedervotum zum Zünglein an der Waage werden: Die Beschlüsse von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat würden jeweils mit 40 Prozent gewichtet, die Mitgliederentscheidung mit 20 Prozent. „In seiner letzten Sitzung hat der Kirchenvorstand von St. Oliver eine Selbstverpflichtungserklärung abgegeben, sich an das Ergebnis der Wahl zu binden“, versichert Kellner.
Das Ergebnis der Auszählung wird dann unter anderem auf der Internetseite der Gemeinde bekannt gegeben. Wer möchte, kann der Auszählung im Pfarrzentrum von St. Oliver beiwohnen – und sich im Vorfeld schon einstimmen. Im Anschluss an den Gottesdienst um 11 Uhr gibt es am Wahltag die traditionelle Gemeindesuppe.