Es ist ein Neustart beim Kinderschutzbund in Burgdorf, das Foto des neuen Vorstandes wurde erst vor kurzem hochgeladen. Bastian Hellberg überragt die versammelten Mitstreiterinnen um Kopflänge, er ist der einzige Mann, er ist „der Neue“. Neben ihm steht geballte Kompetenz und Erfahrung. „Wir sind wieder da, die Alten“, scherzt Annegret Lange-Kreutzfeldt (71).
Bis vor zwei Jahren war sie noch im Projektmanagement aktiv beim Verein. Und auch Bärbel Börges (68) ist wieder im Vorstand – „ich war vor 40 Jahren schon Gründungsmitglied“, erzählt sie. Außerdem gehören zum Vorstandsteam Jutta Gilbert-Goldbach als erste Vorsitzende, Helma Oberhoff und Heike Meyer-Rieck.
Projektmanagement – das steht auch unter dem Porträtfoto von Bastian Hellberg. Wie will er sich beim Kinderschutzbund einbringen? „Ich kenne viele hilfsbereite Menschen, ich habe ein großes Netzwerk“, sagt der frühere Fußballprofi. Das glaubt man ihm, denn nach dem Karriereende hat er 14 Jahre lang als Verwaltungsdirektor beim Niedersächsischen Fußballverband gearbeitet, seit 2019 sitzt er im Sportausschuss der Profigesellschaft von Hannover 96.
Drei Tage pro Woche will er beim Kinderschutzbund mitarbeiten. Und erst mal in die verschiedenen Bereiche hineinschnuppern. „Es ist alles noch ganz frisch und superspannend. Heute Morgen um acht Uhr war ich schon bei der Betreuung der Ferienkinder“, erzählt er gut gelaunt vom Besuch in der nahe gelegenen Ingo-Siegner-Grundschule. Und er hat gleich erkannt, was fehlt: „Morgen bringe ich Fußbälle mit“, verspricht er. „Kinder, Sport, Bewegung – das sind meine Themen.“ Damit kommt der lange Kerl auf dem Schulhof auch gut bei Bennet (9) an, der bei Ramlingen-Ehlershausen in der E1 kickt, in der vergangenen Saison elf Tore geschossen hat und nun zeigt, dass er den Ball 19-mal hochhalten kann. „Das ist schon ganz gut“, lobt Hellberg. Man merkt ihm an, dass ihm die neue Aufgabe Spaß macht. „Ich bin Ur-Burgdorfer. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule gegangen.“ Während der Profizeit wohnte er in der Südstadt, „vor 30 Jahren bin ich wieder zurück.“ Aber das alleine sei es noch nicht. „Ich bin Großvater geworden, der kleine Theo ist jetzt zwei Jahre alt.“ Seine Frau habe als Grundschullehrerin gearbeitet, er selber habe Kinder- und Jugendfußballmannschaften von der E- bis zur C-Jugend trainiert. Doch ein Enkelkind öffnet den Horizont noch mal weiter. „Ich bin immer gut durchs Leben gekommen. Ich möchte etwas zurückgeben.“Es scheint der genau richtige Zeitpunkt zu sein. Annegret Lange-Kreutzfeld hat viele Stationen im Kinderschutzbund hinter sich. „Vor 25 Jahren haben wir die Cafeteria an der Grundschule aufgebaut“, erinnert sie sich. Elternkurse, die „frühe Hilfe“ für Schwangere, die Beratung und Unterstützung suchen, Frühbetreuung für Schulkinder, deren Eltern im Schichtdienst arbeiten, Arbeit in den Gremien der Stadt. Die 71-Jährige zählt auf, wo sich der Ortsverband Burgdorf überall engagiert. „Und dann natürlich die Rufbereitschaft in Kooperation mit dem Jugendamt.“ Der Kinderschutzbund ist einer der Ansprechpartner, wenn es um Obhutname von gefährdeten Kindern gehe.
Der Neustart im Ortsverband sei notwendig gewesen, weil es unter dem früheren Vorstand zu „finanziellen Engpässen“ gekommen war, die nur durch eine großzügige Spende geschlossen werden konnten. Der neue Vorstand lobt die „großartigen Ideen“ der Vorgänger, doch in der Realität gehe es um viel Bürokratie. „Förderanträge stellen, Verwendungsnachweise einreichen, einen Eigenanteil erwirtschaften“, zählt Kassenwartin Bärbel Borges auf. „Es ist ein großer Kampf ums Geld“, findet auch Lange-Kreuzfeldt.Hier kommt Hellberg ins Spiel, den vor allem eine Zahl aufgerüttelt hat: Der Kinderschutzbund hat nur 300 Mitglieder, Burgdorf hat aber 30.000 Einwohner. Er findet: „Da ist noch Luft nach oben“, zumal der Jahresbeitrag von 30 Euro wirklich nicht teuer sei. Er will vielleicht einen Freundeskreis aufbauen, den Kinderschutzbund und seine Leistungen bekannter machen. „Meine Aufgabe ist es, mit Leuten zu sprechen, Bewusstsein zu schaffen.“
Ein prominenter Name als Zugpferd kann helfen. Aber haben die Kinderschutzbund-Profis keine Befürchtung, dass die Leidenschaft der 96-Legende recht bald wieder abkühlen könnte? Lange-Kreuzfeldt schüttelt den Kopf, lächelt zuversichtlich: „Das ist kein Strohfeuer, Bastian Hellberg brennt für die Sache.“