Zukunft des Pattenser Wochenmarktes ungewiss Stadt hat Pläne für Wochenmarkt in Eigenregie, doch die Marktgilde bremst und kritisiert die Verwaltung
Nix los: Der Wochenmarkt in Pattensen-Mitte lockt nur wenig Marktbeschicker und Kunden an.Foto: Mark BodePattensen. Wenig attraktiv und ein trauriger Anblick: Das ist die Meinung einiger Pattenser zur aktuellen Situation des Wochenmarktes. Zu wenige Marktbeschicker seien donnerstags ab 14 Uhr auf dem Marktplatz. Deshalb hat die Stadtverwaltung angeregt, die Organisation wieder in die eigene Hand zu nehmen. Im Stadtrat folgte breite Zustimmung. Doch Alex Wolf, Niederlassungsleiter der Deutschen Marktgilde, ist wenig begeistert. „Es ist schon sehr schade, dass so viel Negatives über uns gesprochen wurde und wir aus der Zeitung vom Vorhaben erfahren“, sagt er. Wolf spricht zudem von „Falschaussagen“ der Verwaltung. Wann Stadt und Marktgilde die Zusammenarbeit beenden, ist derzeit ungewiss.Seit dem Jahr 2005 betreibt die Deutsche Marktgilde den Wochenmarkt in Pattensens Altstadt. In den vergangenen Jahren wurde die Kritik immer lauter. In einem Gespräch im Sommer habe die Marktgilde zu wenig neue Ideen vorgestellt, um die Attraktivität zu erhöhen, schrieb die Verwaltung in einer Drucksache. „Das stimmt nicht“, sagt Wolf nun. „Wir wollten beispielsweise nicht nur eine einmalige Aktion starten“, betont er. Doch dies behauptete die Verwaltung in der Drucksache. „Wir wollten im September etwas starten, doch das hatte die Stadt abgesagt“, sagt Wolf. Er bezeichnet es als „nicht schön, dass keine richtige Kommunikation mit der Stadt stattfindet“. Er wisse noch nichts von einem geplanten Gespräch der Verwaltung mit der Marktgilde. Laut Pattensens Stadtsprecherin Andrea Steding habe Wirtschaftsförderer Gunnar Kothrade die Marktgilde allerdings schon im September über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Für November plane Kothrade ein Treffen, um über die Beendigung des Vertrags zu sprechen. Doch dem schiebt Wolf direkt einen Riegel vor. So schnell könne das nicht gehen. „Schließlich haben wir mit der Stadt einen Vertrag. Und wir haben mit den Marktbeschickern Verträge.“ Diese seien nicht von heute auf morgen kündbar. Zu den konkreten Laufzeiten der Verträge wollte er sich nicht äußern. Er deutete aber zumindest an, dass die Kündigungsfrist bei mindestens sechs Monaten liege.Dass immer wieder aus Pattensen – von der Verwaltung, Marktbesuchern und Bürgern – Kritik geäußert wird, bezeichnet Wolf als „kontraproduktiv“. „Wir möchten sehr gerne den Wochenmarkt beleben“, sagt er. Doch aus seiner Sicht besteht dabei ein großes Problem: „Der Marktplatz ist wunderschön. Aber wir bekommen dort die Kunden nicht hin.“ Deshalb habe Wolf schon einmal über eine Verlegung des Marktes auf eine Parkplatzfläche nachgedacht. Dafür komme wohl nur das Areal am Calenberg Center an der Johann-Koch-Straße infrage.Ein Kritikpunkt ist immer wieder, dass die Kosten in Pattensen für die Marktbeschicker zu hoch seien. Wolfgang Roth vom gleichnamigen Modegeschäft in der Altstadt hatte dies in der jüngsten Ratssitzung thematisiert. Er habe von einem inzwischen ehemaligen Marktbeschicker die Information erhalten, dass dieser in Hemmingen 300 Euro pro Monat für seinen Stand zahle, in Pattensen seien es hingegen 700 Euro. Wolf bedauere, dass Zahlen kursieren und nennt auch dies nicht hilfreich für die Zukunft. Fest steht: Die Stadt Pattensen erhält von den Einnahmen der Marktgilde derzeit 20 Prozent. Laut Steding waren das im ersten Quartal dieses Jahres 396 Euro, im zweiten Quartal 296 Euro.Die Stadtsprecherin erklärt, dass die Stadt bei der Organisation des Marktes in Eigenregie die Kosten für die Marktbeschicker auf ungefähr 10 Euro pro Marktstand und -tag reduzieren möchte. Sie rechnet aus, dass allein bei den derzeit vorhandenen vier Marktbeschickern somit pro Quartal 480 Euro an die Stadt gingen. „Das erhaltene Geld soll zum Teil in Marketingmaßnahmen reinvestiert werden“, sagt sie.
Das Marketing solle zunächst kleinteilig und in Form von Schildern „an prominenten Straßen“ erfolgen. Vorstellbar ist für die Stadtverwaltung auch eine Änderung der Marktzeiten. Deshalb wolle Kothrade mit den Marktbeschickern den direkten Austausch suchen. „Denkbar wäre ein Start in der Mittagszeit, damit Menschen ihre Mittagspause in der Stadt verbringen könnten“, sagt Steding. „In den Abendstunden war es laut den Beschickern generell sehr ruhig“, fügt sie hinzu. Der Wunsch der Verwaltung: „Vielleicht finden wir auch wieder jemanden, der Bratwurst oder einen anderen Imbiss anbietet.“
Mit dem Marketing möchte sie erst einmal kleinteilig beginnen und Schilder aufstellen, dass donnerstags Markt in Pattensen ist. „Darüber hinaus gilt es aber, noch weitere, moderne Maßnahmen zu entwickeln“, sagt Steding. Für die Zukunft sei es wichtig, den Wochenmarkt jährlich zusammen mit den Beschickern zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. „Die Übernahme des Marktes ist aus unserer Sicht alternativlos, da viele Marktbeschicker gesagt haben, dass sie sonst nicht mehr nach Pattensen kommen werden“, sagt die Sprecherin.