Im Obergeschoss des Centers, im Gang zu den Schließfächern und Toiletten. Käufer können an dem drehbaren Trommelautomaten aus rund 70 Fächern ihr Wunschpäckchen auswählen. Die Bezahlung erfolgt per Karte, Scheinen oder Münzen.
■ Wer steckt hinter der Aufstellerfirma?Drei ehemalige Leibniz-Schüler aus Hannover-List. Der 24-jährige Luca Rust hat Psychologie und seine beiden 26 Jahre alten Kompagnons, die ungenannt bleiben wollen, haben Betriebswirtschaftslehre studiert. Gemeinsam gehört ihnen die F&N Hannover UG. Neben dem Retourautomaten betreiben die drei Freunde aus Kindertagen mit ihrer Firma Rewasit noch eine mobile Fahrzeugwäsche. Bundesweit haben sie nach eigenen Angaben rund 100 Kunden und reinigen regelmäßig Fuhrparks.
■ Was ist drin in den Retourenpäckchen?Das weiß niemand und macht für die Käufer den Nervenkitzel und Unterhaltungswert aus. Laut Betreiberfirma enthalten sie häufig Elektronik- und Haushaltsartikel, Kosmetika, Bekleidung oder Schuhe bis maximal Größe 43 – denn längere passen nicht in das Automatenfach. Vieles sei No-Name, mitunter gebe es aber auch Markenprodukte, wobei keine Aussage zur Echtheit gemacht werden könne.
■ Welche Gewährleistung gibt es?Keine. Der Kauf erfolgt auf eigene Verantwortung, ein Umtausch ist ausgeschlossen. Sollte es dennoch Gründe zur Beanstandung geben, könnten Kunden sich an die Firma wenden und über den QR-Code ein Formular ausfüllen. Der Einzelfall werde dann auf eine mögliche Kulanz hin geprüft.
■ Woher stammen die Retouren?In der Regel aus Europa, wobei laut Betreiber auch Retouren aus Asien nicht ausgeschlossen sind. Die Automatenaufsteller beziehen sie von mehreren Großhändlern, die grob vorselektiert haben. Ihre Päckchen in den Automaten seien allesamt ungeöffnet und direkte Retouren. Die noch lesbaren Teile der sonst geschwärzten Adressschilder und Postzeichen bei der Erstbefüllung in Laatzen enthielten Hinweise auf Polen und Tschechien.
■ Wer ist die Zielgruppe?Erwachsene, denen es nicht auf 10 Euro mehr oder weniger ankommt, sagen die Betreiber. Wie bei Überraschungseiern und ihren Inhalten, die in der Herstellung nur wenige Cent kosten, gehe es auch bei den Retourenpäckchen nicht um Materielles, sondern um den Unterhaltungswert. Dass Kinder den Automaten nur im Beisein eines Erwachsenen benutzen dürfen, steht kleingedruckt auf einem Aufkleber am Automaten.
■ Wie häufig wird der Automat befüllt?„Jeden Morgen“, sagt Rust. Da das Gerät mit einer Telemetrie-Software ausgestattet ist, können Verkaufsdaten und Füllstand durchgehend eingesehen werden – und der Automat vom Lager in Isernhagen aus bei Bedarf auch öfter aufgefüllt werden.
■ Was hat F&N in sein Retourenautomatengeschäft investiert?Die drei in der Region aufgestellten Automaten haben rund 20.000 Euro gekostet, wobei allein die Module für die Kartenzahlung mit rund 2000 Euro zu Buche geschlagen haben. Zum Einkaufspreis für die bei Großhändlern gekauften Retouren machen die Betreiber keine Angaben.
■ Wie lang wird der Automat im Leine-Center stehen?Der Mietvertrag wurde für ein Jahr abgeschlossen – mit der Option zur Verlängerung.
■ Was sagt der Centermanager zu dem Offlineangebot von Onlinebestellungen?„Es ist ein Anreiz für die Aufenthaltsverlängerung im Leine-Center“, sagt Centermanager Sascha Twesten. Zudem sei es ein Angebot, das es noch nicht an jeder Ecke gebe. „Wir müssen eine Brücke zwischen Online- und Offlinehandel bauen.“
■ Plant die Firma noch weitere Retourenautomaten aufzustellen?Die erste Etappe – drei Automaten in der Region – sei erreicht, sagt Rust. Im nächsten Schritt werde nun über Standorte in Braunschweig, Wolfsburg und Hamburg nachgedacht.
■ Wie kritisch sehen die Firmeninhaber ihr Geschäft?Es gibt einen riesigen Überfluss an Paketen, die für die direkte Wiederverwertung als unrentabel gelten und jährlich zu Millionen verschrottet werden, so die Betreiber. Sie wollten als Geschäftsleute nicht nur Geld verdienen, sondern sehen in ihrem Angebot auch eine zweite Chance für neue Ware, die sonst vernichtet worden wäre. „Das wird das Müllproblem nicht lösen“, sagt Rust, aber es sei wenigstens ein kleiner Beitrag für den neuerlichen Warenkreislauf.