Seit dem Bau des Hochbahnsteigs hat sich die Lage nun noch einmal verschärft – und dies nicht nur, weil die Wiederherstellung der Markierungen noch aussteht. War es bislang zumindest möglich – und mit Piktogrammen auch angezeigt –, die Schienen fast senkrecht zu kreuzen, kreuzt die Fahrbahn die Schienen nun in einem noch spitzeren Winkel. „Dass der Überweg am Ende des Schutzstreifens ungeklärt ist, ist fatal“, findet Gleidingens Ortsbürgermeisterin Silke Rehmert (SPD). „Durch die Verlegung der Haltestelle ist die Gefährdung für Radfahrer noch größer geworden“, pflichtet Rolf Pieper (CDU) bei. „Der Winkel ist noch spitzer geworden.“
Die CDU hatte deshalb jetzt beantragt, den Schutzstreifen im südlichen Bereich komplett abzuschaffen, „bevor Leute zu Tode kommen“, wie Pieper drastisch formuliert. Er verstehe, dass der Schutzstreifen insgesamt für manche Fahrradfahrer angenehm sein kann. Aber das Ende ist und bleibe gefährlich.
Wie eine Lösung aussehen soll, dabei gehen die Meinungen auseinander. Während die CDU ursprünglich für die Abschaffung des Schutzstreifens plädierte, kann man sich bei der SPD vorstellen, den Radweg künftig westlich der Bahnschienen entlangzuführen. Radfahrer aus Richtung Rethen könnten dann auf Höhe der Tordenskioldstraße sicher die Schienen queren und auf dem geschützt liegenden Gehweg an den Gleisen entlangfahren. Allerdings ist dieser dort so schmal, dass dort baulich etwas verändert werden müsste.
Die Christdemokraten wünschen sich hingegen, zur bis 2020 geltenden Regelung zurückzukehren, bei der Radfahrer auf dem östlichen Gehweg fahren durften. „Man kann möglicherweise auch einen Schutzstreifen markieren lassen und es trotzdem Radfahrern erlauben, auf dem Gehweg in beide Richtungen zu fahren“, sagt Pieper.
Als Kompromiss verständigten sich die Fraktionen im Ortsrat auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Sie fordern die Stadtverwaltung auf, „die alte Verkehrsregelung mit Nutzung des Gehwegs in beide Richtungen wieder herzustellen“, heißt es. Ob parallel weitere Varianten möglich sind, hoffen die Fraktionen bei den demnächst angesetzten Gesprächen zu klären. So kündigt die Stadtverwaltung an, dass sich die Unfallkommission noch im September oder im Oktober bei einem Ortstermin mit der Thematik befasst. Allerdings schränkt die Verwaltung ein, dass Änderungen der Verkehrsführung problematisch seien. „Der östliche Gehweg weist nicht die notwendigen Breiten für gegenläufigen Radverkehr auf“, heißt es im Rathaus. Vor allem an Grundstückszufahrten könne es dann gefährlich werden. Auch sei zu beachten, dass bei einer Freigabe eines Gehwegs für Radfahrer nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt sei. „Radfahrende müssen notfalls anhalten und absteigen, da der Fußgänger immer Vorrang hat“, so die Einschätzung der Stadt.