Die für diese Straßen zuständige niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr schiebt dem Vorschlag kategorisch einen Riegel vor. Behördensprecher Martin Klose sagt klar, dass dort nach aktuellen Erkenntnissen keinerlei Veranlassung besteht, die Geschwindigkeit zu reduzieren. „Es gibt dort keinen Kindergarten und auch kein Altenheim mit direktem Zugang zur Rethener Straße“, sagt er. Einzig in den Fällen wäre eine Anordnung von Tempo 30 möglich.
Darüber hinaus sieht die Landesbehörde den Verkehrsfluss im Ort gefährdet. „Eine Bundesstraße nimmt übergeordnete Verkehre auf. Die B443 ist beispielsweise eine der Hauptrouten in Richtung Messe“, sagt Klose. Für die Behörde seien „die Leichtigkeit und die Flüssigkeit des Verkehrs“ entscheidend. „Den Verkehr muss man nicht noch künstlich weiter herunterregeln“, sagt Klose. Denn es gibt im Ort bereits eine Ampel. „Die unterbricht den Verkehrsfluss bereits“, sagt der Behördensprecher.
Er betont, bis zu der Anfrage der Redaktion auch noch keinen offiziellen Antrag der Pattenser Stadtverwaltung auf Tempo 30 bekommen zu haben. „Uns liegt dazu nichts vor.“ Erst, wenn dies geschehen ist, könnte sich die Behörde damit befassen und die tatsächlichen Lärmbelastungen an der Straße prüfen. „Es muss zwischen dem fließenden Verkehr und der Lärmbelästigung abgewogen werden“, sagt Klose.
Pattensens Erster Stadtrat Axel Müller kündigt an, die entsprechenden Unterlagen an die Landesbehörde weiterzuleiten. „Pflichtbewusst werden wir den Antrag stellen“, sagt er. Doch er hatte bereits in den politischen Sitzungen keinen Hehl daraus gemacht, dass die Bitte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgelehnt wird. „Die Straße hat eine gewisse Funktion. Und die Behörde hat ihre Vorgaben, nach denen sie entscheidet“, sagt Müller. Er sieht auch argumentativ „keinen anderen Ansatzpunkt“, um das Ziel doch noch zu erreichen.
Koldingens Ortsbürgermeisterin Astrid Schunder (CDU) bedauert die wahrscheinliche Ablehnung. „Tempo 30 wäre eine gute Idee, die schnell umsetzbar wäre“, sagt sie. Sie bezeichnet den Vorschlag der Verwaltung, dem der Stadtrat jüngst zugestimmt hatte, als „die beste, einfachste und wohl auch abschreckendste Lösung“. Damit meint sie, dass beispielsweise Speditionen für ihre Fahrzeuge gerne Tempo-30-Bereiche meiden möchten und dafür auch einen längeren Weg in Kauf nehmen. Das brächte zusätzlich Ruhe und Entlastung.
Laut Lärmaktionsplan sind etwa 100 von knapp 15.000 Menschen in Pattensen „sehr hohen Belastungen“ durch Straßenlärm ausgesetzt. Das sind etwa 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht. 70 Dezibel entsprechen etwa einem laufenden Staubsauger oder einer Waschmaschine im Schleudergang. Der Straßenbelag auf der Rethener Straße soll bereits zur Lärmreduktion beitragen – allerdings sind dies lediglich zwei Dezibel, und auch nur bei gefahrenen Geschwindigkeiten unter 60 Stundenkilometern.