In diesen Tagen fällt den Meisten zum Thema Brücken zuerst die Carolabrücke - schöner Name - ein. Sie ist, besser: sie war in Dresden eine wichtige Brücke, die mitten in der Stadt über die Elbe führte. Nachts brach sie vor ein paar Tagen zusammen. Zum Glück nachts. Der Journalist im Fernsehen sprach von Gänsehaut, wenn er daran denke, was hätte passieren können. Allerdings.
Ich war vor Kurzem einige Tage in Rotterdam, auch eine Stadt mit vielen Brücken, über die Maas, die sich breit und faszinierend durch die Stadt arbeitet. Brücken sind oft schöne, vor Allem wichtige, aber offensichtlich auch sehr fragile Bauwerke. Nach Dresden ist mein Respekt vor Brücken und dem Brückenbau noch einmal gewachsen.
Nach Rotterdam, auf dem Heimweg, sah ich aber noch eine ganz andere Brücke. Biblisch: einen Bogen. Hinter uns schien eine grelle Sonne. Vor uns lag ein tiefdunkles Regengebiet. Da sehe ich auf einmal einen Regenbogen. Aber was für einen. Einen von Anfang bis Ende, in allen Farben leuchtend, über die Autobahn vor uns gespannt, wie ein Riesentor, durch das wir fahren würden. Auch Gänsehaut. Ein Zeichen? Vielleicht. Wofür? Nicht Einsturz, sondern Verbindung? Mit wem?
Brücke, Bogen, beiden ist gemeinsam: sie verbinden etwas. Elbufer und Elbufer, Gott und Mensch (nach der Sintflut), Menschen in Beziehung.
Manchmal stürzen Brücken ein. Manchmal bauen wir sie neu. Bisweilen sind wir selbst Brücken oder es werden andere für uns zu Brücken. Plötzlich wird einem eine geschenkt. Oder genommen. Manche Brücken sind sichtbar, andere unsichtbar. Auf alle Fälle brauche ich sie zum Leben. Meine Gedanken und Gefühle gehen spazieren.
Pastorin