Der Rat hatte empfohlen, für jeden gefällten städtischen Baum mindestens einen neuen zu pflanzen – am besten an der bisherigen Straße.
■ Warum ändert das sich?Laut Betriebshof wird es schwieriger, einen geeigneten Standort für junge Bäume zu finden. Der Grund dafür sei nicht nur, dass zunehmend Flächen versiegelt werden, sondern auch das veränderte Klima. Würde man den jungen Baum dort pflanzen, wo der alte gefällt wurde, treten die Probleme nach kurzer Zeit wieder auf, und der Baum wird anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
■ Was nun?Die Stadt pflanzt zurzeit vermehrt auf öffentlichen Grünflächen und Grünzügen. Doch irgendwann wird die Kapazität auf diesen Flächen erschöpft sein. Pflanzungen in der freien Landschaft und an Wirtschaftswegen seien wegen der „vorgebrachten Bedenken und Anforderungen seitens der Landwirtschaft nur selten“, argumentiert der Betriebshof. Es geht dabei nicht nur um den Standort. Die Stadt muss unter anderem auf Allergien durch Pollen achten, darauf, dass die Bäume eine Nahrungsquelle für Vögel und Insekten sind und dass möglichst viele Arten und Sorten gepflanzt werden.
■ Wie viele städtische Bäume, die bereits gefällt wurden oder noch gefällt werden, stehen auf der Liste 2023/24?Es sind 54 Bäume. 30 sollen neu gepflanzt werden – zwei Drittel von einer Firma und ein Drittel vom Betriebshof. Auf der Liste 2022/23 standen 40 Bäume, die zu fällen waren, und 20 wurden neu gepflanzt.
■ Warum sehen viele Bäume jetzt schon so herbstlich aus?Der Grundwasserspiegel sinkt. So kommt es zu Trockenschäden an fast allen Baumarten. Die Bäume beginnen bereits im Sommer mit der Herbstfärbung und werfen vor der Zeit ihr Laub ab. „Dieser Schutzmechanismus garantiert ihnen zwar kurzfristig das Überleben, aber sie können keine Reserven für die nächste Vegetationsperiode bilden“, erklärt der Betriebshof.■ Wie sah es im trockenen Sommer 2023 aus?Der Betriebshof hatte etwa 140 Bäume regelmäßig zu wässern. Im Jahr 2021 waren es noch rund 30. Wurden früher nur die jungen Bäume gewässert, die in den vergangenen drei Jahren gepflanzt wurden, so sind inzwischen sogar Bäume von 2015 darunter.
■ Aber dieses Jahr hat es doch viel geregnet?Ja, es gibt daher laut Verwaltung auch keine größeren Trockenschäden an jungen Bäumen, aber weiterhin an alten Bäumen: „Die Schäden aus vergangenen Jahren sind zu groß – zum Teil mit Totholz –, sodass diese durch den Regen nicht aufgeholt werden können.“ Gerade bei alten Bäumen brechen Äste ab – auch bei solchen, die noch voller Laub sind, und selbst bei Windstille. Waren es zunächst hauptsächlich Bäume wie Pappel oder Weide, sind es immer mehr auch Eichen, Buchen und Kastanien. Im Übrigen ist zu viel Regen auch nicht gut. Dies führt zu Staunässe und Sauerstoffmangel im Wurzelbereich und lässt die Wurzeln absterben. Im aufgeweichten Boden sind die Bäume zudem nicht mehr standsicher.
■ Gibt es in Hemmingen eine Baumschutzsatzung?Nein. Die Verwaltung verweist aber darauf, dass Bäume und Gehölze durch Bestimmungen im Naturschutzgesetz oder durch Regelungen in Bebauungsplänen geschützt sind.
■ Wie sollten Bürger ihren Garten bei langer Trockenheit bewässern?Die Region Hannover rät dazu, den Garten wegen der Verdunstung erst spätabends zu bewässern. Den Rasen zu sprengen sei meist überflüssig, da die heimischen Rasen recht widerstandsfähig sind und sich selbst ein verbrannter Rasen nach dem Sommer wieder erholt. Regenwasser sollte in Zisternen oder ähnlichen Behältern aufgefangen werden. Aus Brunnen dürfen nur kleine Mengen entnommen werden, die dem Grundwasser nicht schaden.
■ Was müssen Anwohner bei ihren privat gepflanzten Bäumen beachten?Äste und Zweige dürfen nicht über die Grundstücksgrenze auf den Gehweg oder die Straße hinausragen. Deswegen beschweren sich Bürger und Bürgerinnen immer wieder in der Stadtverwaltung. Bei Straßen darf in mindestens 4,50 Metern Höhe kein Ast oder Zweig sein und bei Geh- und Radwegen in mindestens 2,50 Metern Höhe. Seit dem 1. März und noch bis zum 30. September dürfen Bäume, Hecken und andere Gehölze nur in Form geschnitten werden, nicht aber gefällt oder gerodet. Nähere Informationen erteilt die Verwaltung nach einer E-Mail an ordnungsamt@stadthemmingen.de.
■ Plant die Stadt nun, Regenwasser in Rigolen zu speichern?Bei der Sanierung von Arnum-Mitte untersucht und plant die Verwaltung ein nachhaltiges Entwässerungskonzept. Sie prüft zum Beispiel, ob sich am Hundepfuhlsweg in Arnum eine Rigole einbauen lässt.
■ Damit ist es aber noch nicht getan?Nein. Im Stadtgebiet gibt es rund 100 Baumscheiben, die meistens zu klein sind und die Wurzeln einengen. Die Scheiben sind zu sanieren – eine Aufgabe für mehrere Jahre.