Betroffen sind zum Beispiel Fußgänger: Der Laatzener Patrick Lockemann ärgert sich darüber, dass der Betreiber Wirelane die erst kürzlich am Kastanienweg in Laatzen-Mitte installierte E-Ladesäule auf dem schmalen Bürgersteig und nicht in der breiten Parkbucht aufgestellt hat. „Der Fußweg ist auch so schon sehr schmal. Wenn sich Fußgänger mit einem Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer begegnen, kommen sie dort nicht durch“, sagt Lockemann, der in der Nähe wohnt. Er habe nachgemessen: Der Streifen zum Längsparken direkt neben der Säule sei sogar drei Meter breit. „Bei einer Autobreite von maximal 2,20 Metern würde eine E-Ladesäule dort locker hinpassen“, sagt er.
Der Fußweg hat hingegen eine Breite von 1,60 Metern. Zwischen Ladesäule und Gehwegrand ist ein Meter Platz. „Dabei muss ein Fußweg eigentlich mindestens zwei Meter breit sein“, sagt Lockemann. „Warum muss man einen sowieso schon zu schmalen Fußweg noch schmaler machen?“, fragt er. Besser gelöst sei das Problem an der Straße am Kamp in Grasdorf, wo Wirelane eine E-Ladesäule in einer Parkbucht installiert habe.
Die Stadt verweist auf die jeweiligen Bedingungen vor Ort. „Standortvorschläge der Betreiber werden grundsätzlich hausintern geprüft“, sagt Stadtsprecherin Sonja Westphal. „Der ursprüngliche Vorschlag sah einen Standort in Höhe der Senkrechtparker vor dem Gebäude des dortigen Steinmetzes vor. Dem konnte aber aufgrund der darunter verlaufenden Schmutzwasserleitung nicht zugestimmt werden.“ Die Stadt habe dann den aktuellen Platz geprüft und genehmigt. „Die tolerable Breite des Fußwegs von einem Meter wird an dieser kurzen Engstelle nicht unterschritten.“
Zwar lägen die Regelbreiten bei der Neuanlage von Gehwegen zwischen zwei und 2,5 Metern. „Bei Straßen im Altbestand sind diese Breiten aber nicht immer gegeben“, sagt Westphal. Nur über längere Strecken müsse ein Gehweg mindestens 1,30 Meter breit sein. „An kurzen Engstellen ist auch ein Meter ausreichend, damit Rollstuhlfahrende oder Menschen mit Kinderwagen dort noch vorbeikommen.“
Laut Wirelane richtet sich die Position der Säule nach der jeweiligen Situation vor Ort. „Wir achten darauf, dass der Gehweg breit genug ist und die Ladesäule keinen wertvollen Verkehrsraum in Anspruch nimmt“, sagt Projektmanagerin Lucie Ulbricht. Die Firma betreibt neben der Säule an der Straße Am Kamp zwei weitere an der Wilhelm-Hauff-Straße und Am Wehrbusch in Höhe der Volksbank in Laatzen-Mitte, weitere sind in Planung. Die laufenden Arbeiten am Kastanienweg sollen bis Anfang September abgeschlossen werden.
Verbindliche Vorschriften zu den Standorten gibt es laut Stadtverwaltung nicht. Es sei üblich, Ladesäulen auf Nebenanlagen zu platzieren – in diesem Fall also auf dem Gehweg. Dies soll verhindern, dass Fahrzeuge beim Rangieren gegen die Säule fahren. „Zudem schränkt die übliche Ladekabellänge von fünf Metern die Lademöglichkeit rund um den Standort ein“, erläutert Westphal. Ein Fahrzeug, dessen Ladebuchse sich am Heck befindet, den Ladepunkt aber nur mit der Front erreichen kann, müsse dann sehr nahe heranfahren.
Lockemann argumentiert hingegen, dass auf dem Gehweg gegenüber in Höhe des Friedhofes Heidfeld mehr Platz gewesen wäre. Aber: „Dort würden Abwasserleitungen und die Wurzeln der Bäume den Bau der Ladesäule erschweren“, so die Einschätzung der Stadt. Zudem verlaufe die Stromleitung nahe der nun ausgewählten Position. „Für einen Standort auf der anderen Straßenseite hätte eine wesentlich längere Anschlussleitung erstellt werden müssen“, sagt Westphal.
Am Kamp in Grasdorf sei es umgekehrt: „Dort verläuft unterhalb des Gehwegs ein Regenwasserkanal. Oberhalb von Abwasserleitungen sehen wir von der Errichtung einer Ladesäule ab, weil dadurch Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen erschwert werden würden“, heißt es im Rathaus.
Wirelane errichtet die Infrastruktur auf Anfrage von potenziellen Nutzern. Installiert werde dort, wo es die größten Schnittmengen gebe, teilt das Unternehmen mit. So könne man in Absprache mit den Kommunen bedarfsgerechte Positionen garantieren. Die Säulen sind für Anliegerinnen und Anlieger aus der Nachbarschaft vorgesehen. „Sie sind aber immer öffentlich, jeder kann sie nutzen“, ergänzt Ulbricht. Die Einrichtung einer Station koste rund 2000 Euro.