Bislang ist das Bild an der Hildesheimer Straße unverändert. „Hier eröffnet demnächst der erste Work-Life-Space“ steht nach wie vor auf dem großen Transparent vor der Immobilie, in die Brainhouse viel Geld investiert hat – dort sollten eigentlich moderne Büroarbeitsplätze entstehen. Baulich dürfte sich dort schon länger nichts mehr getan haben. Stattdessen wird hinter den Kulissen verhandelt, ob das Projekt komplett abgewickelt oder mit einem neuen Investor neu belebt wird.
Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli hat Anfang August für die WI Objektgesellschaft 74, der die Immobilie gehört, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Zuvor war bereits die Brainhouse 247 Holding und deren Muttergesellschaft, die Wohninvest Holding GmbH, in finanzielle Schieflage geraten.
„Die ursprünglich geplante Nutzung des Gebäudes ist derzeit nicht möglich, da das Gebäude nicht fertiggestellt ist“, sagt Bananyarli über die bisherigen Pläne eines Co-Working-Space. Und er stellt klar: „Die Gesellschaft verfügt nicht über die finanziellen Mittel zur Fertigstellung.“ Deshalb würden in den nächsten Wochen gemeinsam mit den Gläubigerbanken „alle Möglichkeiten besprochen und gegebenenfalls durch eine abgestimmte Verwertung ein neuer Eigentümer gesucht, der die Fertigstellung oder anderweitige Nutzung des Gebäudes mit eigenen Mitteln gewährleisten kann“, wie der Stuttgarter Rechtsanwalt erläutert.
Ob weiterhin die Idee verfolgt wird, dort moderne Bürowelten einzurichten, steht in den Sternen. Brainhouse hatte geplant, nicht nur Büroarbeitsplätze, sondern auch Serviceleistungen anzubieten – vom IT-Service über ein Fitnessstudio bis zu Seminaren und Gastro-Angeboten. Mit einer Art Mitgliedschaftsmodell sollten sich dort Selbstständige und Firmen einmieten können. Die Etagen waren zwar teilweise bereits eingerichtet, ein großer Teil des rund 18.000 Quadratmeter großen Gebäudes blieb jedoch bis zuletzt eine Baustelle.
Bei der Stadt Laatzen wird die Situation auch als Chance begriffen. „Das Insolvenzverfahren öffnet nun die Möglichkeit, über die künftige Nutzung des Gebäudes oder eine gänzlich neue Entwicklung des Grundstücks zu sprechen“, heißt es auf Anfrage im Rathaus. Dabei sei offen, ob das Vorhaben, Co-Working-Spaces zu schaffen, weiterhin attraktiv sei – oder ob Immobilie und Grundstück künftig anders genutzt werden könnten.Angesichts des knappen Wohnraums in Laatzen ist man bei der Stadt auch für Wohnungsbau offen – zumindest auf einem Teil des Areals. Zwar sei im rückwärtigen Bereich entlang der Bahntrasse wegen der Lärmemissionen und Erschütterungen lediglich eine gewerbliche Nutzung möglich, wie Stadtsprecherin Ilka Hanenkamp-Ley erläutert. „Westlich, hintergelagert zum denkmalgeschützten Gebäude an der Hildesheimer Straße, bestünde aber die Möglichkeit, eine weitere Wohnbauentwicklung in Laatzen zu ermöglichen.“
Dafür wäre eine Änderung des Bebauungsplans nötig. Bislang ist das Gebiet als Gewerbegebiet ausgewiesen. Interesse ist offenbar vorhanden: „Es gab bereits Gespräche mit potenziellen Investoren und Maklern, die an der Immobilie interessiert sind“, sagt die Stadtsprecherin.
Die Gespräche knüpften an frühere Entwicklungen an, die bereits nach dem Siemens-Auszug in Betracht gezogen worden seien.