Der Hinweis „Keine Kartenzahlung möglich“ steht vielfach auf Schildern, auf den Speisekarten und auch direkt am Tresen des „Wiesendachhauses“. Trotzdem komme es immer wieder vor, dass Gäste nach der Bestellung ihre Bankkarte zücken und auf das Lesegerät warten. So wie jüngst ein Radfahrer aus Döhren. „Ich hatte es nicht mehr auf dem Schirm, dass es hier nur Barzahlung gibt“, sagt der Mann. Sein Kumpel hatte aber Geld dabei und übernahm die Rechnung.
Die meisten wüssten Bescheid oder fänden eine Lösung, bestätigte Pächterin Elke Bostelmann. Mitunter müssten aber auch Bestellungen storniert werden. Das sei zwar für beide Seiten bedauerlich bis ärgerlich, aber aktuell nicht zu ändern. „Die Internetverbindung im Landschaftsschutzgebiet reicht einfach nicht aus“, begründet Bostelmann.
Dabei hatte die Pächterin extra Kontakt zur Sparkasse aufgenommen und auch einen Fachmann vor Ort, der die Leitungen ausgemessen hatte. Das Ergebnis war allerdings ernüchternd, das Signal ist zu schwach. „Schon zum Telefonieren müssen wir rausgehen“, sagt Bostelmann. „Im Haus ist es eine Katastrophe. Ständig gibt es Unterbrechungen.“ Sie wolle keinen Ärger mit einem instabilen Kartenzahlsystem und verzichtet deshalb lieber ganz darauf. „Wir stehen dazu: Es ist halt so.“
Auch bei „Mel‘s Diner“ wird noch ausschließlich in bar bezahlt, aus einem gutem Grund, wie Restaurantleiter Gökhan Gürhan erläutert: „Wir haben die beste Internetleitung, die wir haben können, aber sie fällt immer wieder aus.“ Erst wenn es eine wirklich dauerhaft stabile Internetverbindung gebe, könne er sich vorstellen, auf Kartenzahlung umzustellen.
Die meisten seiner Gäste hätten stets genug in bar dabei, berichtet Gürhan. Und wenn doch mal jemand ohne da steht, fänden sich in der Regel Alternativen. Wenn er da sei, könnten Menschen auch per Paypal bei ihm zahlen, und er lege das Geld dann in die Kasse, beschreibt der Restaurantleiter. Einfacher sei es noch, wenn Gäste Geld abheben und danach bezahlen würden.
Das Problem beim Geldabheben: Gab es bis vor einigen Jahren noch zwei Banken in Alt-Laatzen, sind die Filialen von Sparkasse und Commerzbank inzwischen geschlossen. Zwar ermöglichen es auch einzelne Geschäfte wie Supermärkte, Geld abzuheben, aber nur zu den Öffnungszeiten und im Zuge eines Einkaufs.
Die Tatsache, dass Geldautomaten in der Stadt seltener werden, hat einen neuen Markt für Anbieter wie CashZone eröffnet. Das Unternehmen aus Irland, das auf eigene Kosten Automaten bei Gastronomen und anderen Interessenten aufstellt und an den Geldtransfers verdient, hat 2023 bei mehreren Geschäftsleuten in Alt-Laatzen Werbung für sich gemacht: mit Erfolg.
Auf dem Grundstück des „Bosporus“-Restaurants an der Hildesheimer Straße hat CashZone Anfang des Jahres einen Automaten installiert. Er habe das einfach mal ausprobieren wollen, sagt Mehmet Kacalan. Nötig haben seine Gäste den Service allerdings nicht, denn beim „Bosporus“-Restaurant kann auch mit Karte bezahlt werden.
Anders als in skandinavischen Ländern, wo Gäste und Kunden fast ausnahmslos elektronisch Einkäufe tätigen, steht das Bargeld in Deutschland noch hoch im Kurs. Doch der in der Corona-Zeit verstärkte Trend weg von Scheinen und Münzen hin zum Shoppen mit Karte, Smartphone oder Uhr setzt sich auch hierzulande ungebremst fort. Einer Studie der Bundesbank mit rund 5700 Befragten ergab, dass 2023 fast jeder zweite Einkauf (49 Prozent) in bar getätigt wurde. Bei der vorherigen Befragung im Jahr 2021 waren es noch 42 Prozent gewesen. Vor allem jüngere Menschen nutzen Alternativen zum Bargeld.
Dass perspektivisch kein Weg an elektronischen Bezahlsystemen vorbei geht, sehen sowohl der Betreiber von „Mel‘s Diner“ als auch die Pächterin des „Wiesendachhaues“ so. „Langfristig werden wir nicht darum herumkommen“, glaubt Bostelmann. Gäste hätten auch schon die Idee geäußert, eine Funkantenne aufs Dach zu stellen.
Wie die Stadt erklärte, sei sie bereit, bei Internetproblemen zu helfen, wenn dies gewünscht sei. Das „Wiesendachhaus“ ist ein städtisches Gebäude. Über das Bezahlsystem entscheidet aber allein die Pächterin. Auch der Restaurantleiter von „Mel‘s Diner“ ist grundsätzlich offen für Veränderungen. Ehe er auf eine Kartenzahlung umstelle, könne er sich aber noch eher einen EC-Automaten auf dem Grundstück vorstellen, so Gürhan. „Dann sind wir aus der Verantwortung raus.“