„Seit rund einer Woche haben sich hier in einer Baumhöhle Hornissen angesiedelt“, sagt Seidel. Was andere in Angst und Schrecken versetzt, lässt das NABU-Mitglied nur lächeln. „Die Hornissen stören mich nicht. Ich finde das toll, was hier alles so los ist.“ Die Tiere seien friedlich. Regelmäßig geht die Gleidingerin nun entspannt zum Stamm der abgestorbenen Süßkirsche, die vor rund 60 Jahren, als ihr Wohnhaus gebaut wurde, gepflanzt worden war. Die Seniorin schiebt Zweige eines Busches beiseite und stützt sich am Baumstamm ab, um das dortige Einflugloch näher zu betrachten. Mit brummenden Fluggeräuschen tauchen nach einiger Zeit die bis zu 2,5 Zentimeter großen Exemplare der Europäischen Hornissen (Vespa crabro) auf. Die Großwespenart stand lange auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. „Bis zu vier Stück sehe ich zeitgleich ein- oder ausfliegen“, so die Insektenfreundin, die in ihrem rund 700 Quadratmeter großen Garten dafür gesorgt hat, dass es das gesamte Jahr über üppig blüht. Zahlreiche Schmetterlinge, Bienen und Käfer finden dort Nahrung. Ob es nun am „grünen Daumen“ von Monika Seidel oder an Ihrer Adresse „Immengarten“ liegt – das niederdeutsche Wort Imme steht prosaisch für Biene: Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Insektenvolk bei der Gleidingerin niederlässt. 2020 bauten Wespen auf ihrem Balkon unter dem Vordach ein Nest. „Ich habe das damals gesehen, es wachsen lassen und gewartet, bis sie im Spätherbst wieder weg waren“, erzählt die Seniorin. „Auf den Balkon bin ich ganz normal gegangen. Die tun nichts, wenn man sie in Ruhe lässt.“ Nun hat sie also Hornissen im Garten, denen der Volksglauben einen denkbar schlechten Leumund gibt. Sieben Stiche von Hornissen können demnach angeblich ein Pferd, schon drei einen Menschen töten. Doch das ist Humbug.Hornissen bleiben eher auf Abstand zu Menschen und wehren sich nur, wenn sie ihr Nest oder sich selbst bedroht sehen. Außerdem sind ihre Stiche für die allermeisten Menschen ungefährlich, auch wenn der größere Stachel als schmerzhafter empfunden wird als bei Wespen oder Bienen. Nur in sehr seltenen Fällen kann es eine lebensgefährliche allergische Reaktion auf das Gift des Hornissenstichs geben. Ihre Brut ernähren die Tiere mit allen Arten von Insekten wie Fliegen, Wespen, Käfer und Raupen. Die Tiere selbst ernähren sich vor allem von Pflanzensäften oder auch Fallobst.
Wespen, Hornissen und Bienen sowie deren Nester stehen unter Naturschutz. Die Tiere dürfen nicht gestört schon gar nicht getötet und auch ihre Nester nicht auf eigene Faust entfernt werden. Das ist nur Fachleuten in begründeten Ausnahmefällen möglich: etwa bei Allergien oder in der Nähe von Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten.