„,Dalli Dalli‘ war ein Highlight in unserem Leben“, sagt Peter Busse heute noch. Er war damals 29 Jahre alt und Gudrun Busse 27 Jahre. Beide haben ihren Auftritt in der 90-minütigen Show erst 20 Jahre später zum ersten Mal gesehen. Fernsehsendungen mithilfe eines Videorecorders aufzunehmen, war eben damals noch nicht möglich. Es waren ihre beiden Kinder, die das Band zur silbernen Hochzeit 1995 vom ZDF beziehungsweise vom ORF besorgten, denn die Sendung 1975 wurde aus Wien ausgestrahlt. Was für eine Überraschung bei der privaten Feier in Hemmingen-Westerfeld, als plötzlich das TV-Gerät auf die Terrasse gerollt wurde und die „Dalli Dalli“-Titelmusik erklang.
Doch wie der Zufall es wollte, hatte Peter Busse ebenfalls die Idee, seiner Ehefrau eine Kopie der Sendung zur Silberhochzeit zu schenken – auch er hatte sich beim Sender gemeldet. Seine Kinder hörten im Vorfeld davon und baten den Sender, den Wunsch des Vaters abschlägig zu beantworten, denn sie hatten schon alle Schritte für die Überraschung eingeleitet.
Wie kamen sie damals zu „Dalli Dalli“? Das Paar schaute die Quizshow gern, Peter Busse schrieb die Bewerbungskarte für das Thema „Erste Hilfe“ eher aus einer Laune heraus. Denn er musste er sich in der Pädagogischen Hochschule Hannover – er wurde später Lehrer an der IGS Mühlenberg – gerade mit Erster Hilfe befassen.
Seine Frau strebte zu der Zeit einen Abschluss als Betriebswirtin an. Doch als die Karte aus Hemmingen am 17. Juli 1995 in der Livesendung gezogen wurde, waren die Busses verreist. Als auf dem Campingplatz im italienischen Bibione ein Telegramm aus Deutschland ankam, dachten sie zuerst an schlimme Nachrichten. Doch die Nachricht der Schwester von Gudrun Busse lautete: „Dalli Dalli TV ZDF 17.9. melden“.
Im September fuhren sie dann an einem Mittwoch, einen Tag vor der Show, nach der Schule im eigenen VW mehr als 800 Kilometer nach Wien. Dort angekommen erfuhren sie, dass ihr gebuchtes Hotelzimmer anderweitig vergeben worden war. Peter Busse sagt, der Raum, den sie als Alternative angeboten bekamen, glich einer Abstellkammer. Gudrun Busse erzählt, die Suche nach einem neuen Zimmer habe bis Mitternacht gedauert. Wegen Großveranstaltungen in Wien war fast alles ausgebucht.
Am Donnerstagmittag war es so weit: Showmaster Hans Rosenthal begrüßte die Kandidaten aus Hemmingen. Die Busses beschreiben ihn als sympathisch und einfühlsam – ein einmaliger Mensch. Am Nachmittag gab es ein weiteres kurzes Gespräch mit ihm und dann sahen sie ihn erst in der Livesendung wieder. „Meine Gedanken schwirrten“, erinnert sich Peter Busse, der damals mit seiner Frau in der ersten Reihe der Livesendung saß. Anfangs blieb noch ein wenig vom Lampenfieber, während Gudrun Busse der Ruhepol gewesen sei. Tochter Yvonne, damals anderthalb Jahre, war bei den Großeltern und rief, als sie ihre Eltern auf dem Bildschirm erblickte, mehrfach: „Mama! Papa!“
Das Paar gewann bei den vier Fragen rund um das Thema Erste Hilfe umgerechnet 1400 von möglichen 1700 Euro, bekam zudem noch Münzen und Blumen. Das Ehepaar ging ins Risiko, denn es musste bei jeder Frage eine neue Summe setzen und es wählte stets hohe Beträge. „Wir hatten uns gesagt, dass wir notfalls mit 50 Mark nach Hause gehen“, so Peter Busses Plan. Der „Dalli Dalli“-Auftritt und die schöne Zeit in Wien wären der Ausgleich gewesen. Aber Rosenthal hatte ein Herz für seine Gäste aus Hemmingen: Weil eine Frage halb richtig beantwortet wurde, gab Rosenthal zumindest die Hälfte der Summe.
Ein verlängertes Wochenende in Wien war nicht drin, denn Peter Busse musste Samstag wieder zur Schule. So genossen sie noch das Beisammensein am Donnerstagabend unter anderem mit Jurymitglied Ekkehard Fritsch und am Freitagvormittag einen Bummel durch Wien. „Leute, die wir nicht kannten, sprachen uns auf der Straße auf die Sendung an“, erzählt Gudrun Busse. Das ging so auch in der Heimat weiter.
Was haben sie mit dem Gewinn und den umgerechnet rund 500 Euro Spesen gemacht? Sie haben sich ein Eichenbüfett gekauft – als bleibende Erinnerung an die Sendung. Es schmückt auch heute noch ihr Wohnzimmer.
Die DVD-Box „Dalli Dalli – Wie alles begann“ will sich das Ehepaar Busse nun kaufen. Von der Wiederauflage von „Dalli Dalli“ in den 2000er-Jahren war es nicht begeistert, Hans Rosenthal sei eben einmalig gewesen. Genau wie die Sendung im September 1975. Oder um es im „Dalli Dalli“-Jargon zu sagen: „Das war Spitze.“