„Im Moment ist der Frust groß“, sagt Dirk Landsberg. Er hat selbst nie einen Garten dort gepachtet, ist aber häufig durch private Kontakte mit mehreren Nutzerinnen und Nutzern im Austausch. Er höre dabei immer wieder, dass diesen inzwischen ehemaligen Pächterinnen und Pächtern gekündigt worden sei und die Stadt mit Nachdruck auf einen schnellen Rückbau gedrängt habe. „Jetzt verwildert alles, und es passiert einfach nichts“, sagt Landsberg. Dass es verwildert, ist für ihn allerdings nur bedingt störend. Als Vorsitzender des Pattenser Ortsvereins von Bündnis 90/Die Grünen begrüßt er diesen Lebensraum für Flora und Fauna.
Doch ein Dauerzustand sollte dieser Wildwuchs eben nicht sein. Das werde es aber auch gar nicht, sagt Pattensens Erster Stadtrat Axel Müller und betont: „Es war absehbar, dass es nicht ganz reibungslos verläuft.“ Nicht alle Pächter hätten gleich nach der ersten Räumungsaufforderung reagiert, einige hätten um eine Fristverlängerung gebeten. Dem sei die Verwaltung auch nachgekommen. Die meisten Gärten seien inzwischen geräumt, sagt Müller.
Doch nun müssten auch die letzten Pächter ihrer Pflicht nachkommen. Sonst sei es nicht ausgeschlossen, dass die Bauaufsicht der Region Hannover eine Abrissverfügung verhängt. Bedeutet: Die Region nimmt den Rückbau vor – und der bisherige Pächter oder die Pächterin bekommt dies in Rechnung gestellt. Wichtig ist Müller, dass trotz der großen öffentlichen Empörung niemand rechtlich gegen die Räumung vorgegangen ist. „Es hat keine Klage gegeben“, sagt der Erste Stadtrat.
Dass in diesem Jahr noch keine Grünschnitt im Schasses‘schen Land stattgefunden hat, erklärt Müller mit dem nicht genehmigten Haushalt. Mittlerweile ist das Problem gelöst, die Stadt kann wieder Aufträge vergeben. In den nächsten Wochen soll ein Unternehmen damit beauftragt werden, Baumfällungen vor Ort vorzunehmen.
Hintergrund der gesamten Kündigungen der Parzellen ist, dass die Gärten im Schasses‘schen Land für diesen Zweck nicht gedacht sind – es sind eben keine Kleingärten. Diese Parzellen wurden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zur Selbstversorgung für Bürgerinnen und Bürger angelegt, waren jedoch nie Teil eines Bebauungsplans und damit nicht legal. Weil das bis zum Jahr 2018 jedoch niemanden gekümmert hat, entstanden in dem Bereich mit der Zeit immer mehr feste Gebäude, die es dort nicht geben dürfte. Und es wurde offenbar oft und laut gefeiert. Die Beschwerden von Anliegerinnen und Anliegern unter anderem wegen nächtlicher Ruhestörung und offenen Feuern nahmen immer mehr zu, sodass die Stadtverwaltung schließlich handeln musste.
Was mit dem Areal zwischen Lüderser Weg und Auf dem Horne nun genau geschehen wird, ist noch immer nicht klar. Müller hatte einst das Wort Bauland erwähnt. Doch von der Idee ist er nicht mehr angetan. „Es wird dort wohl keine Bebauung geben“, sagt der Erste Stadtrat. Denn: Ein Großteil des Geländes gehört der Stadt derzeit nicht einmal, es befindet sich in privater Hand. Eine Möglichkeit ist es, diese Fläche als Ausgleichsfläche für eine Baumaßnahme in Pattensen, bei der ein Areal versiegelt wird, zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. Oder aber es als hübsch gestaltete Grünfläche herzurichten. Ob eine Nutzung als Ackerfläche denkbar ist, ist derzeit ebenfalls nicht klar. „Es gibt noch nichts Konkretes“, sagt der Pattenser Ortsbürgermeister Martin Jausch (CDU).
Laut einem derzeit kursierenden Gerücht soll dort eine Aufenthaltsfläche mit Feuerstelle und Sitzgelegenheiten geschaffen werden. „Wenn das so kommt, dann würde es die Kündigungen wegen massiver Ruhestörungen konterkarieren“, sagt Landsberg. Doch Müller sagt: „Ich höre davon zum ersten Mal.“ Von dieser Idee halte er nichts. Schließlich sollten die Zusammenkünfte und Ruhestörungen der Nachbarn aufhören. Und dieser Plan ist laut Müller aufgegangen: „Die Belästigungen der Nachbarn sind vom Tisch. Jetzt geht es daran, es schön zu machen.“ Dafür bräuchten alle „etwas Geduld“.