Dass Grundke, der mit seiner Familie in Jeinsen lebt, immer wieder auf der Straße oder beim Einkaufen auf frühere Schülerinnen und Schüler trifft und diese ihm regelmäßig mit einem Lächeln begegnen, freut ihn. „Das sind immer schöne Begegnungen, wenn die damaligen Kinder mich fragen, wie es mir geht.“ Das zeige, dass er wohl nicht so viel falsch gemacht habe bei seiner Arbeit. Er war natürlich dafür da, für Ordnung im und um das Schulgebäude herum zu sorgen. „Aber ich war auch der Tröster in der Not. Wenn ein Kind morgens ein langes Gesicht machte, dann fragte ich es, was denn los ist“, sagt er.
Dass Kinder auch immer mal Blödsinn anstellten, das sei normal. „Ich habe gefühlt jedem einmal die Ohren langgezogen“, sagt Grundke. Doch das hätten die Grundschüler ihm nicht nachgetragen. „Fast immer musste ich die Kinder nur angucken“, sagt er. Doch eine Ausnahme gab es. „Herr Grundke hat geschrien“: Diese Geschichte kursierte gerüchteweise wochenlang an der Schule. „Das war aber wirklich nur ein einziges Mal“, erinnert sich der angehende Rentner. Die Wände im Innenbereich der Schule waren gerade frisch gestrichen worden. „Ein Kind hatte sich an einem Garderobenhaken festgehalten und sich mit den Schuhen gegen die Wand gestemmt“, sagt der 66-Jährige. Das habe er aus der Ferne gesehen und laut gerufen: „Jetzt geht es aber los!“ Weil das turnende Kind damit nicht gerechnet hatte, plumpste es auf den Hosenboden.
Auch vier seiner fünf Kinder hatten Grundke an der Schule erlebt. Und es führte gelegentlich zu einer Doppelbestrafung, wenn die eigenen Kinder mit Blödsinn auffällig wurden. „Ausgerechnet du“, sagte Grundke dann. Später folgte dann noch eine zweite Ermahnung, nachdem die Kinder nach Hause gekommen waren. Auch, als seine Kinder nicht mehr auf die Leinetalschule gingen, wusste Grundke schnell Bescheid, wenn etwas nicht nach Plan lief. „Der Buschfunk unter den Hausmeistern der Schulen in der Umgebung klappte immer gut“, sagt der Familienvater.
Selbst Arne Ellenberg, der Schulleiter der Grundschule in Schulenburg und bis zur Schließung im Sommer 2023 auch in Jeinsen, hatte Grundke erlebt. An einen besonderen Vorfall könne sich Grundke nicht erinnern. Ellenberg lobt die Arbeitsweise des langjährigen Hausmeisters. „Eine bessere Zusammenarbeit kann man sich nicht wünschen. Er hat so viel Herzblut und Engagement gezeigt.“
Grundkes Frau kennt das nur zu gut. „Wenn er davon sprach: ‚Ich komme nach Hause‘, dann meinte er die Schule und nicht unser Wohnhaus.“ Seit dem Ende der Leinetalschule ist Grundke vorwiegend an der Grundschule in Hüpede im Einsatz, darüber hinaus auch in Schulenburg. Gelegentlich schaut er noch immer in Jeinsen vorbei, beispielsweise vor der Europawahl, um das Wahllokal ordentlich einzurichten. „Jede Gemeinschaft kann sich glücklich schätzen, so einen Menschen wie ihn zu haben“, sagt Ellenberg über Grundke.
Erstaunlich findet Petra Grundke, was ihr Mann in der Schule alles umsetzen konnte. Und das stets zügig. „Man schiebt am besten nichts auf die lange Bank“, sagt Peter-Michael Grundke. Doch zu Hause sei das ganz anders gewesen, ergänzt seine Frau. „Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe – das Sprichwort passt zu 100 Prozent“, sagt sie und lächelt. Nach 32 Jahren als Hausmeister scheint sie sich damit abgefunden zu haben. „Den Kelleraufgang hat er sich seit etwa zehn Jahren schon vorgenommen“, sagt sie.
Darum könne sich ihr Mann nun ab Juli kümmern, sagt sie und schaut ihn mit einem verschmitzten Lächeln an. Ein wirkliches Hobby, dem sich Grundke nun vermehrt widmen könnte, habe er nicht. „Meine Frau hat schon gesagt, dass ich mir jetzt unbedingt eines suchen soll“, sagt er. Doch auch sonst dürfte es ihm in Jeinsen nicht langweilig werden. Dabei wollte er dort ursprünglich gar nicht leben. „Heisede war meine Heimat“, sagt er. Doch der Liebe wegen ging es in den Pattenser Ortsteil. Inzwischen möchte er von dort nicht mehr weg. „Jeinsen ist wie eine Familie. Jeder hilft dem anderen. Das ist einfach schön“, sagt Grundke.