Vor allem in der rot-grünen Mehrheitsgruppe kommt die Idee gut an. „Ich finde die Möglichkeit, mit der Rentenversicherung zusammenzuarbeiten, gut“, sagt etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Silke Rehmert. „Der Standort ist zwar nicht mehr ganz zentral, aber barrierefrei problemlos erreichbar.“ Die Stadtbahn-Haltestelle Laatzen sei nicht wesentlich weiter vom neuen Verwaltungssitz entfernt als der Haltepunkt Laatzen/Zentrum vom jetzigen Rathaus.
Es sei zudem der Wunsch der Verwaltung gewesen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig wieder zusammen in einem Haus sitzen können. Auch könne man die Kantine gemeinsam nutzen. „Die Modalitäten sind auf die Bedürfnisse der Verwaltung und des Kundenverkehrs zugeschnitten“, sagt Rehmert, die von einer „guten Lösung“ spricht.
„Das ist aus meiner Sicht ein sehr schönes Gebäude: Es wirkt sehr modern und macht einen vernünftigen Eindruck“, findet auch Thomas Weber (Grüne). Wenn man die Räume baulich anpasse, könne man eine sinnvolle Nutzung verwirklichen. Allerdings sei noch offen, wie groß der Umbauaufwand ist. „Im Grundsatz ist dies aber der richtige Weg: Wir unterstützen die Grundausrichtung der Verwaltung“, sagt Weber. Wichtig sei für seine Fraktion, dass die Stadt tatsächlich Kosten reduziere. Die Grünen seien ein Treiber der Entscheidung gewesen, auf einen Rathaus-Neubau zu verzichten. „Die Planung war übergroß und passte von der Gestaltung und vom Preis her nicht zur Haushaltslage“, sagt Weber. Dringend zu klären wäre deshalb, was aus dem Standort an der Gutenbergstraße wird. „Es gibt einige Überlegungen zur Nachnutzung, die wir aber noch nicht diskutiert haben“, sagt Weber.
Etwas skeptischer, wenn auch nicht ablehnend, äußert sich die CDU-Fraktion. „Der neue Standort wäre auf jeden Fall annehmbar“, sagt deren Vorsitzender Fabian Bodenstab. Für ihn gebe es allerdings noch zu viele ungeklärte Fragen. „Man muss eine klare Aussage dazu haben, wie viele Arbeitsplätze die Verwaltung braucht“, sagt Bodenstab. „Es wäre auch nett zu wissen, wie der Zeitplan für die nächsten Jahrzehnte aussieht“, sagt Bodenstab. Auch wünscht sich Bodenstab eine Vergleichbarkeit mit anderen Angeboten in Laatzen – und ein transparentes Konzept, was aus dem Gebäude an der Gutenbergstraße werden soll.
„Im Grundsatz ist die Idee charmant“, findet der FDP-Fraktionsvorsitzende Gerhard Klaus. „Wenn zwei öffentliche Träger in ein Gebäude einziehen, ist dies für beide Seiten eine Win-win-Situation.“ Die Pläne ließen sich gleichwohl noch nicht abschließend bewerten, weil der Politik noch keine Zahlen vorlägen. „Wir wissen nicht, welcher Publikumszugang möglich wäre und was für Mietkosten auf die Stadt zukommen.“ Langfristig frage er sich allerdings, wie nachhaltig die Homeoffice-Welle sein wird. „Wir gehen davon aus, dass 30 Prozent der Arbeitsplätze entbehrlich werden“, sagt Klaus. Es gebe aber auch Indizien dafür, dass sich Firmen wieder in die gegenteilige Richtung bewegen.
Offen ist die Zukunft des Bürgerbüros, in dem der meiste Kundenverkehr der Stadtverwaltung stattfindet. Die Stadt selbst macht dazu bislang keine Angaben. „Ich sehe das Bürgerbüro nicht am neuen Standort“, sagt dazu Fabian Bodenstab. Rehmert glaubt, dass die „Besuchermagneten“ wie die Stadtbücherei am Leine-Center bleiben sollen, direkt zum Bürgerbüro äußert sie sich nicht. Klaus fragt direkt, ob das Bürgerbüro angesichts der Menge der Besucher nicht besser im Leine-Center aufgehoben wäre. „Das hängt aber auch ab, wie es mit dem Leine-Center weitergeht.“ Grünen-Fraktionschef Weber erinnert daran, dass das Rathaus für alle Laatzener da ist: Für die Menschen außerhalb des Zentrums sei das Center nicht besser erreichbar als die Rentenversicherung.
Beschlusslage im Rat ist bislang, dass die Stadt eine Mietlösung sucht, eine Neubauplanung aber das Ziel bleibe. Das DRV-Gebäude ist zwar 26 Jahre alt, sieht aber noch so gut in Schuss aus, dass man auf die Idee einer Dauerlösung kommen könnte. „Ich würde es zumindest für verfrüht halten, 2026 mit den Planungen zu beginnen“, sagt Rehmert. „Vorstellen kann ich mir vieles“, sagt Grünen-Fraktionschef Weber. „Aber lasst uns erst einmal alle Schulen und Kitas fertig bauen, die wir in Planung haben. Dann gucken wir uns den Haushalt an und reden über das Thema.“ Bedenken haben die Christdemokraten. „Ich weiß nicht, ob wir uns damit einen Gefallen täten: Mit Eigentum hätten wir wenigstens etwas geschaffen“, sagt Bodenstab. Und ergänzt: „Wenn wir mieten, begeben wir uns in eine gewisse Abhängigkeit.“