„Ich beschäftige mich gerne vielfältig mit Themen und tausche gerne Argumente aus“, sagt die Schülerin, die die 9. Klasse des Erich-Kästner-Gymnasiums besucht. Dabei hatte sie bis vor Kurzem noch keine Ahnung davon, wie eine Debatte geführt wird. „Ich habe das erste Mal an dem Wettbewerb ‚Jugend debattiert‘ teilgenommen“, sagt die Alt-Laatzenerin, die in ihrer Freizeit gerne klettert und für den Blog der Schülerzeitung „Der Spargel“ schreibt.Das erste Mal debattiert habe sie dieses Schuljahr im Deutschunterricht. Anschließend sahnte sie einen Preis nach dem anderen ab: Nach dem Klassenwettbewerb gewann sie in ihrer Altersklasse auch den Schulwettbewerb, dann den Regional- und schließlich den Landeswettbewerb, an dem Anfang März 140 Schülerinnen und Schüler aus ganz Niedersachsen teilnahmen. Im Landtag erörterten sie unter anderem die Fragen, ob die Landespolizei flächendeckend mit Tasern ausgestattet und ob Chinesisch an weiterführenden Schulen in Niedersachsen als zweite Fremdsprache angeboten werden soll.
Bei den Wettbewerben bekommen die Jugendlichen ein vorgegebenes Thema, über das sie dann zu viert diskutieren. Dabei wird ihnen die jeweilige Pro- oder Kontra-Position per Los zugewiesen, sodass sie unter Umständen auch eine andere Meinung als ihre eigene vertreten müssen. So sollen sie lernen, neue Perspektiven einzunehmen, die eigenen Argumente auf den Prüfstand zu stellen und Kontroversen auszuhalten.
Die Debatten sind, so wie bestenfalls die Reden im Bundestag, klar strukturiert: In einer Eröffnungsrunde beantwortet jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer in zwei Minuten die Streitfrage aus seiner eigenen Sicht. Dann werden in einer freien Aussprache zwölf Minuten lang Argumente ausgetauscht. In der Schlussrunde hat dann jeder und jede noch einmal eine Minute Zeit, um die Streitfrage unter Berücksichtigung der Gegenargumente zu beantworten.
Am Bundesfinale nehmen nur vier Schülerinnen und Schüler pro Bundesland teil: die jeweils zwei besten aus den Jahrgangsstufen 8 bis 10 und 10 bis 13. „Ich werde versuchen, das Beste daraus zu machen und ins Finale zu kommen“, sagt Carla Zeitschel, die bei den Wettbewerben auch das erste Mal vor größerem Publikum gesprochen hat. „Beim Schulwettbewerb fand die Debatte vor dem ganzen Jahrgang statt, beim Finale des Landeswettbewerbs vor etwa 100 Zuschauern“, erzählt die Schülerin und gibt zu: „Vor dem Landesfinale war ich unglaublich nervös.“ Eine Jury, zu der 2023 beim Bundeswettbewerb auch die Journalistin und Talkshow-Moderatorin Sandra Maischberger gehörte, bewertet Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Als Preis werden alle beim Bundesfinale Qualifizierten in das Alumni-Programm von „Jugend debattiert“ aufgenommen. zudem haben sie die Teilnahme an einer Akademiewoche mit rhetorischem Traininggewonnen.
Ob sie später einmal ihre Fähigkeiten nutzen und Politikerin werden will, kann Carla Zeitschel noch nicht genau sagen. „Ich weiß noch nicht, was ich beruflich machen will“, sagt die 14-Jährige und ergänzt: „Ich könnte mir aber vorstellen, etwas am Gericht zu machen oder auch in die Politik zu gehen.“
Der Bundeswettbewerb von „Jugend debattiert“ findet vom 6. bis 8. Juni in Berlin statt. Das Finale wird am Sonnabend, 8. Juni, von 11 bis 13.30 Uhr live aus dem Berliner Colosseum-Filmtheater auf YouTube übertragen.