Der Grund für die bisher geplante Reihenfolge ist laut Regionsverwaltung der große Aufwand, der auf der Linie 1 noch zu leisten ist. „Bisher war vorgesehen, die Linie als letzte im gesamten Linienverlauf zwischen Langenhagen und Sarstedt vollständig barrierefrei auszubauen, weil sie noch am meisten Niedrighaltestellen aufweist“, erläutert Regionssprecher Christoph Borschel. Eine Rolle dürften dabei auch die stockenden Verhandlungen mit dem Landkreis Hildesheim zur Finanzierung der Umbauten im Kreisgebiet spielen.
Bei der Haltestelle „Park der Sinne“ könnte alles nun schneller gehen. „Es gibt Überlegungen, den Hochbahnsteig früher zu realisieren als zuletzt geplant“, sagt Borschel. Der Grund: Für Anfang der 2030er-Jahre droht das Einsatzende der TW-2000-Silberpfeile, die als letzte über Klapptrittstufen verfügen. Wenn die Üstra Mitte des laufenden Jahrzehnts ihre alten, grünen Bahnen ausrangiert und einige Jahre danach auch die Silberpfeile wegfallen, verfügt die Üstra über keine Bahnen mehr, die die verbliebenen Niedrighaltestellen bedienen können.
Wäre der Haltepunkt Park der Sinne aber schon früher ausgebaut, könnten wenigstens die sogenannten Kurzläuferbahnen, die zwischen Langenhagen und Laatzen-Mitte pendeln, mit neueren Modellen angefahren werden. Einen Beschluss zum Ausbau am Park gibt es allerdings nicht, wie Borschel betont. „Die Überlegungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen.“
Ein Hochbahnsteig am Park der Sinne wäre zudem deutlich einfacher zu realisieren als andere Projekte. „Gegenüber den aufwendigeren und damit langwierigeren Ausbauvorhaben auf den Linien 9 und 10 ist der Ausbau mit geringerem Zeitaufwand realisierbar, sodass ein früherer Einsatz von Fahrzeugen ohne Klapptrittstufen infrage kommt“, ergänzt Borschel. Aus Sicht von Laatzens Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) gibt es noch weitere Argumente für das Vorziehen des Projekt: Wenn das geplante neue Wohnquartier auf dem früheren Hellux-Gelände in Laatzen-Mitte realisiert wird, wohnen dort künftig bis zu 1000 Menschen, für die die Haltestelle die nächstgelegene ist. Auch das städtische Verwaltungsgebäude an der Gutenbergstraße liegt im Einzugsbereich.
Zu möglichen Zeitpunkten, wann die Bahnsteige realisiert werden, äußert sich die Region nicht. Auch die Kosten seien noch unklar, heißt es im Regionshaus. Die früheren Zeitpläne sind ohnehin längst nicht mehr haltbar: War der Ausbau des Haltepunkts Park der Sinne noch im Nahverkehrsplan 2021 für spätestens 2026 vorgesehen, hieß es zuletzt, dass dies „nicht vor Ende des Jahrzehnts“ realistisch sei – nun könnte es doch früher sein.
Bislang sind erst acht der 14 Stadtbahnlinien komplett barrierefrei, 27 der insgesamt 200 Stadtbahnhaltestellen muss die Region noch umrüsten. Aber reicht die Zeit, um bis zum Ausrangieren der alten Bahnen alle Haltestellen barrierefrei zu bekommen? Letztlich hängt dies auch von der Politik ab. So hält die Regionsverwaltung die Umrüstung bis Anfang der 2030er-Jahre für „realistisch, sofern die Kapazitäten und finanziellen Mittel im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen“, heißt es auf Nachfrage. Und wenn nicht? „Eine Alternative bei Verzögerungen besteht allenfalls darin, einige Fahrzeuge mit Klapptrittstufen noch so lange in Betrieb zu halten“, heißt es bei der Region.■ In Laatzen stehen noch mehrere Nahverkehrsprojekte aus – nicht nur hinsichtlich der Barrierefreiheit:Hochbahnsteige: Nach Inbetriebnahme der neuen Hochbahnsteige in Rethen und Gleidingen steht noch der Umbau der Haltestellen am Rethener Winkel, an der Thorstraße und Am Leinkamp aus. Vor Anfang der 2030er-Jahre ist nicht damit zu rechnen – laut Region wird die Linie 1 die letzte barrierefreie Linie sein. Ein Problem könnte zudem die schwierige Situation an der Thorstraße in Gleidingen sein. „Ob für die Haltestelle unter den gegebenen engen räumlichen Verhältnissen eine umsetzbare Lösung gefunden werden kann, ist noch nicht gesichert“, sagte Infra-Betriebsleiter Martin Vey unlängst in einem Interview. Wie bei der Haltestelle Am Leinkamp habe inzwischen ein Auftaktgespräch für eine Machbarkeitsuntersuchung stattgefunden.Linie 6: Seit Jahren ist auch die Verlängerung der Stadtbahnlinie 6 vom Endpunkt Messe/Ost nach Laatzen-Mitte im Gespräch. Laut Region ist eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung geplant. Sie soll darüber Aufschluss geben, ob das Vorhaben volkswirtschaftlich sinnvoll und damit förderfähig ist.S-Bahn: Bislang rauscht die S-Bahn an Laatzen-Mitte vorbei, obwohl dort fast 18.000 Menschen leben. Eine Machbarkeitsstudie dazu läuft noch, wie die Region mitteilt. Angebunden werden könnte dort dann nicht nur die S-Bahn, sondern auch der Regionalexpress RE10. Zum Zeitplan macht die Region keine Angaben.