Dass das „Bad“ als Namenszusatz noch nicht existiert, dürfte niemanden überraschen. Aber wurden überhaupt konkrete Schritte unternommen? In den politischen Beratungen war von Kurambitionen zuletzt öffentlich keine Rede mehr. Stattdessen ging man zum Tagesgeschäft und zu Themen wie der Wohnbebauung am Park der Sinne, dem Schulcampus und fehlenden Kita-Fachkräften über. Von der Opposition gab es ohnehin schon früh Ablehnung: So hakte die FDP im Rat schon im Dezember mit der Frage nach, warum die Kurbestrebungen eigentlich im Haushalt keinen Wiederklang fänden, und CDU-Fraktionsvorsitzende Fabian Bodenstab riet, sich erst einmal um aktuelle Probleme der Stadt zu kümmern, statt neue Gäste herzulocken.
Eggert selbst hält an der Idee weiterhin fest, betont aber, dass es ihm dabei vor allem darum gehe, Laatzen aus der finanziellen Klemme zu führen. „Ich möchte weiterhin, dass Laatzen haushalterisch in Richtung Ausgleich geht“, sagt der Verwaltungschef. Angesichts roter Zahlen müsse sich die Stadt Gedanken machen, wie sich die Einnahmen erhöhen lassen. „Aber das geht nicht von heute auf morgen.“ Mehr Gäste, ein besseres Image und eine Ausweitung der Gesundheitsangebote seien Schritte dorthin.
Im Zentrum steht dabei die von Eggert befürwortete Kooperation des Aqualaatziums mit dem Klinikum Agnes Karll. „Wenn wir das umgesetzt kriegen, ist das für alle Beteiligten eine Riesenchance“, glaubt Eggert: Das Klinikum wolle im Zuge der Medizinstrategie 2030 ein Reha- und Pflegezentrum in Laatzen etablieren. Dabei könnten sich Synergien ergeben. Wir sind dabei, mit der Region eine Konzeptionierung vorzunehmen“, sagt Eggert. Es sei vereinbart, dass die Region gegebenenfalls einen externen Berater hinzuziehe. Für das Aqualaatzium könnte eine solche Kooperation ein Gewinn sein: Gesundheitsangebote wie Physiotherapie und Bewegungstraining könnten zur vierten Säule des Angebots werden – neben Schwimmbad, Sauna und Fitness.
Der Kurort-Status wäre dafür allerdings nicht zwingend notwendig – und seine Realisierung ohnehin zweifelhaft: Die Bedingungen für eine solche Auszeichnung sind so strikt, dass sie für Laatzen kaum umsetzbar wären. Die von Eggert ins Spiel gebrachte Idee eines Solebades ist ohne natürliche Solequelle nicht zu machen, das hatte der Heilbäderverband bereits klargestellt. Auch der Durchgangsverkehr mit Hauptverkehrsstraßen und Bahntrassen dürften K.o.-Kriterien sein, sodass Laatzen allenfalls das Prädikat „Erholungsort“ anstreben könnte. Aus „Bad Laatzen“ wird also nichts.
„Ich hänge nicht an Begriffen“, räumt Eggert auf Nachfrage ein. Ihm gehe es vielmehr um das Ergebnis. „Ich möchte, dass Laatzen mit einer anderen Brille gesehen wird.“ Die Stadt biete mit ihrer Infrastruktur, ihrem kulturellen und Vereinsangebot viel mehr, als viele Menschen von außerhalb sähen. „Das Erste ist für mich, das Image und die Einstellung zu Laatzen in den Fokus zu stellen.“
Als Beispiel nennt der Bürgermeister die neuen Führungen in Gleidingen, wo Nachtwächter Gerhardt Mestwerdt seit Mitte 2023 an die Geschichte des dänisch-norwegischen Admirals Peter Wessel Tordenskiold erinnert: Das Angebot ist unumstritten ein Erfolg, die Führungen sind auf Monate ausgebucht. „Das hat eine Imagepflege zur Folge“ – Laatzen werde nun auch mit Tordenskiold verknüpft, nicht nur mit dem Stadtbild im Zentrum.
Imagepflege ist klassische Aufgabe des Stadtmarketings. Angesichts der ständigen Ermahnungen der Kommunalaufsicht, alle städtischen Aufgaben auf den Prüfstand zu stellen, ist der Handlungsspielraum zu dessen Ausweitung allerdings begrenzt, räumt Eggert ein. Wenn ein besseres Image Laatzen jedoch am Ende neue Gewerbeansiedlungen etwa im Gebiet Rethen-Ost beschere und zugleich die Steuerkraft durch Einwohnerzuwächse steige, könne sich zusätzliches Personal in dem Bereich lohnen. Die Initiative für eine entsprechende Zielsetzung dafür müsste allerdings von der Politik kommen, findet Eggert.Am Anfang stehe dabei die Grundsatzentscheidung, ob Laatzen weiter wachsen soll oder die Entwicklung in Hinblick auf mögliche Schulerweiterungen und die damit verbundenen Kosten stoppt. „Wenn wir uns für Wachstum entscheiden, macht es Sinn, das Marketing zu stärken“, glaubt Eggert.
Immerhin an einem Punkt hat die Stadt ihr Ziel, die Einnahmen zu erhöhen, bereits erreicht. Mit der Einführung einer Beherbergungssteuer zum 1. Juli kann die Kommune mit höheren Steuererträgen rechnen. Eine Million Euro erhofft sich die Verwaltung von der neuen Einnahmequelle, die auch in Hannover erhoben wird.