Bei mir begann es mit Flaschendrehen. Kennt das überhaupt noch Jemand? Damals fand ich das toll und es half nicht nur mir über die ersten pubertären Hürden. Erst später begriff und erfuhr ich, welch intimes Geschehen ein Kuss ist. Wieviel Nähe und Vertrauen beim Küssen entstehen. An dem Film „Pretty Woman“ gefiel mir genau dies, dass der Kuss deutlich machte, dass es nun um Beziehung und Liebe geht.
Jesus wird von einer namenlosen Frau, nennen wir sie doch einfach Maria, mit Küssen gesalbt. Und er wird durch einen Kuss von Judas verraten. Der verlorene Sohn wird, als er wieder nach Hause kommt, von seinem Vater mit einem Kuss empfangen. Und Esau verträgt sich wieder mit seinem Bruder Jakob mit einem Kuss. Liebe und Versöhnung einerseits. Verrat und Gier andererseits. Nicht jeder Kuss ist gleich. Gleich schön. Und gleich gut.
In Psalm 85 geht es nicht um Menschen, die einander küssen. Sondern um Taten und Haltungen. Es geht um ein not-wendiges Küssen. „Gerechtigkeit und Frieden sollen einander küssen“. Darum beteten die Menschen im alten Israel. Dieses Gebet hat nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil. Wohin ich auch schaue.
Pastorin Silke