„Die Personalsituation in den Kitas in Laatzen und überall sonst ist sehr angespannt“, sagt Knud Hendricks, Geschäftsführer der AWO Soziale Dienste Bezirk Hannover, der auch für die AWO-Kita an der Langen Weihe spricht. Die Ausbildung von Fachkräften reiche nicht ansatzweise. Daher sei es gut, dass etwas verändert werde und beispielsweise Sozialassistenten mit langjähriger Berufserfahrung mehr Verantwortung erhielten. Diese sollen künftig ebenso wie Erzieher Gruppen leiten können, sobald sie die vorgeschriebene Fortbildung des Landes begonnen haben.
■ Caritas: „Endlich reagiert das Land“„Wir halten es für sinnvoll, dass das Land nun endlich reagiert“, betont Nicole Wilke, Leiterin der Trägergemeinschaft für Kindertagesstätten beim Caritasverband Hannover, die unter anderem die katholische Kita St. Mathilde in Alt-Laatzen betreibt. „Es gibt erfahrene Assistenzkräfte, die als Gruppenleitung fungieren können.“ Bisher sei dies nur in Ausnahmefällen und nach aufwendiger Genehmigung möglich. „Die Lösung für die Randzeiten begrüßen wir, wenn dann auch die Beantragung dafür entfällt.“ Gleichwohl werde es wohl eine Reduzierung der Kernzeit bei der Kita St. Mathilde geben – ohne dass diese bisher genau feststehe. „Wir sind im Gespräch mit der Stadt Laatzen“, so Wilke. Die auf Landesebene geplante Neuregelung werde kurzfristig wahrscheinlich keine Veränderung bewirken, „eher langfristig zum Kindergartenjahr 2025/26“.■ AWO: Viel hängt von sinnvoller Fortbildung abAusgesprochen positiv sei, dass Kinder von entsprechend befähigten Sozialassistenten betreut werden können und künftig nicht mehr abgeholt werden müssten, nur weil die derzeit noch zwingend vorgeschriebene Fachkraft ausfällt, ergänzt AWO-Geschäftsführer Hendricks. „Das erkennt die Lebensleistung und Realität in den Einrichtungen an.“ Zudem sei es eine Maßnahme, die sofort wirke. Abzuwarten bleibe hingegen, wie und wann die für Sozialassistenten erforderliche Fortbildung realisiert werde, so die Vertreter mehrerer Träger – und ob die Plätze dafür ausreichten. Nur wenn das Gesetz ohne Barrieren umgesetzt werde, könne es auch Entlastung bringen, lautet der Tenor.
■ Landeskirche: Regelungen mildern Betreuungsmangel nur abDie evangelischen Kirchen und die Diakonie in Niedersachsen begrüßen die geplanten, zeitlich befristeten Änderungen im Grundsatz ebenfalls. Die Regelungen im Gesetzentwurf seien ein erster Schritt, um auf die akute Personalnot in vielen Kindertagesstätten reagieren zu können, sagt Arvid Siegmann vom Landeskirchenamt im Diakonischen Werk. Faktisch fehlten in Niedersachsen aber mehr als 11.000 pädagogische Kräfte und auch mehr als 40.000 Plätze, so Siegmann, der auf Studien der Bertelsmann-Stiftung verweist. Trotz eines Ausbildungsrekords von landesweit rund 19.200 Erziehenden sowie Sozialassistentinnen und -assistenten werde der Betreuungsmangel daher fortbestehen. Die Regelung könne diesen nur abmildern.
■ Elternvertreterin Kretschmer: „Bin zwiegespalten“„Ich bin zwiegespalten“, sagt Elternvertreterin Lisa-Marie Kretschmer aus dem Laatzener Stadtkitabeirat. Einerseits seien Lösungen gut, mit denen die Betreuung aufrechterhalten werden könne. Andererseits sei es auch ein Schritt zurück. „Das neue Kita-Gesetz sollte mehr Qualität bringen“, sagte Kretschmer. „Man hätte es gar nicht groß verändern brauchen, wenn man jetzt wieder davon abrückt.“
Die Neuregelung könne eine gewisse Entspannung und verlässliche Betreuung bedeuten, teilt ein Sprecher der Johanniter mit, die drei der landesweit knapp 60 Kitas im Ortsverband Calenberger Land betreiben, darunter die Laatzener Kita Pinienweg. „Aber wir haben als Träger auch die Qualität der frühkindlichen Bildung im Blick und wollen sicherstellen, dass die Entwicklung nicht zu deren Lasten geht“, ergänzt Andreas Ott, Fachbereichsleiter der Kitas im Ortsverband und zugleich Einrichtungsleiter in Laatzen. „Ich persönlich bin da etwas skeptisch.“ Immerhin sollten die Standards bis 2026 und damit für zwei Kita-Jahre herabgesetzt werden.
■ Stadt Laatzen wartetDie Stadt Laatzen hat sich am Freitag noch zurückhaltend geäußert. „Der Austausch auf landespolitischer Ebene zu einer etwaigen Anpassung des Betreuungsschlüssels in den Kindertagesstätten ist auch für uns neu“, sagt Sprecherin Sonja Höfter. „Wir verfolgen die Entwicklung rund um den Gesetzesentwurf.“
Kurz vor den Osterferien hatte die Verwaltung damit begonnen, den Bedarf an sogenannter Randzeitenbetreuung in Laatzens städtischen Kitas abzufragen. Für den Sommer plant sie dort möglichst passgenaue Angebote und entsprechende Plätze. „Die Abfrage ist offiziell abgeschlossen“, sagt Elternvertreterin Kretschmer. Trotz Informationsschreiben und Elternabenden sei weiterhin eine gewisse Unruhe in den Familien wegen der künftigen Betreuungszeiten zu spüren. „Für Eltern, die Schichtdienst haben, ist es blöd, denn sie wissen nicht, ob sie die für sie nötigen Zeiten bekommen“, so Kretschmer. Zu den möglichen Auswirkungen der Gesetzesnovelle für Laatzen sagt sie: „Die Stadt ändert gerade alles, da ist es schwer vorstellbar, dass sie wieder alles über den Haufen wirft.“
Die Verwaltung hat angekündigt, sich in der kommenden Woche näher zu den möglichen Auswirkungen in ihren Einrichtungen äußern zu wollen.