In Hemmingen gibt es seit dem vergangenen Jahr keine eigene Brauerei mehr. 2018 eröffnete die Hemminger Biermanufaktur als erste Brauerei in der Stadt als Mikrobrauerei in einem umgebauten Blumenladen am Hemminger Rathausplatz. Für das hier bis Herbst 2023 produzierte Hemminger Helles ein mildes und feinherbes Pils, sowie für das Hemminger Dunkle als untergäriges und malziges, dunkles Lagerbier und für ein eigenes Hefeweizen zeichneten – wie sollte es anders sein – zwei Harkenblecker verantwortlich. Es waren Wolf Hatje, der langjährige Vorsitzende des Fördervereins Kapelle Harkenbleck, und sein ebenfalls in Harkenbleck lebender langjähriger Freund und Brauexperte Jens Kummerfeldt. 2023 wurde der Standort aus gesundheitlichen Gründen und wegen gestiegener Mietkosten aufgegeben.
Gutes Bier – vor allem aus der Nähe – ist den Harkenbleckern wichtig. So kennen Gerstensaftliebhaber aus den vergangenen Jahrzehnten das einstige Wilkenburger aus dem Nachbarort Wilkenburg ebenso wie das etwas nach Spezi schmeckende Hemminger HOP-Bier. So passte denn auch die jüngste Veranstaltung „Bier und gute Worte“ in der Reihe „Open Vitus“ gut nach Harkenbleck. Bei „Open Vitus“ geht die St.-Vitus-Gemeinde neue Wege des Miteinanders.
Im Mittelpunkt der einstündigen Veranstaltung standen zum Praxistest: Hannover Helles, Lindener Spezial und Einbecker, aber auch Franziskaner Weißbier in der alkoholischen und nichtalkoholischen Variante. Denn Evelyn Albutat-Fischer, Wiebke Belger-Oberbeck und Andrea Höner vom Open-Vitus-Team hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht nur zu unterhaltsamen und informativen Wortbeiträgen in die Wehrkapelle eingeladen, sondern auch zur gemeinsamen Bierprobe vor der Kapelle. Passend dazu intonierte Rita Hermeyer an der Orgel Lieder zum Mitsingen wie „So ein Tag ...“ und „What shall we do with the drunken sailor“. „Bier hat eine Jahrtausende alte Tradition. In Deutschland haben im Mittelalter die Mönche eine wichtige Rolle beim Bierbrauen übernommen“, wusste Evelyn Albutat-Fischer im Hinblick auf die vielen Brauereien mit kirchlichen Namen und Klosternamen zu berichten. Mit Bier wurde der Durst gelöscht – in Anbetracht des damals oft verschmutzten Trinkwassers die naheliegende Alternative. Denn durch das Brauen und den zur Bierherstellung erforderlichen Hopfen, der nebenbei dem Wachstum von Bakterien entgegenwirkt, blieb man mit dieser Konservierung der Trinkqualität so länger gesund. „Und auch gegen Verstopfung half es und in der Fastenzeit konnte man sich so die Zeit versüßen“, führte Albutat-Fischer weiter aus.
Andrea Höner blickte auf die Anfänge des Bierbrauens vor 6000 Jahren in Mesopotamien, dem heutigen Irak, zurück. Aus den Tischreden des Reformators Martin Luther wurden Bierpassagen zitiert. Wiebke Belger-Oberbeck wusste Geschichten rund um das Bier zu erzählen wie diese: „Ob ein Bier nach dem Brauen genügend klebrigen Malzzucker enthielt, testete man, in dem sich Männer mit Lederhosen auf eine mit Bier bestrichene Holzbank setzten. Kam diese dann hoch, wenn alle aufstanden, war das Bier gut.“
Die nächste größere Veranstaltung, bei der einige Liter Bier fließen werden, ist – man ahnt es – in Harkenbleck. Vom 26. bis 28. April feiert die Feuerwehr ihr Zeltfest.