„Ist das angemessen? Schließlich ist doch Karfreitag der höchste ernste Feiertag!“ entgegnete ich. „Für mich ist eine Trauerrede eine höchst ernste Angelegenheit“, meinte meine Kollegin, „denn ich würdige das Leben und Wirken der verstorbenen Person. Ich lasse die Person noch einmal in der Erinnerung aufleuchten. Und dann blicke ich auf die Trauer und die Hoffnung, die tröstet. Und wer könnte besser die Hoffnung sein als Jesus?“
Und dann verstand ich: Die Frauen am Grab berichteten, dass Jesus sich all denen zugewandt hat, die am Rand waren. Die Jünger beim letzten Abendmahl erzählten, dass er sogar mit seinem ärgsten Feind das Brot teilte, obwohl der ihn an die Soldaten verraten hatte. Simon Petrus schüttelte immer noch den Kopf darüber, dass Jesus ihm verbot das Schwert gegen die Soldaten zu erheben. Jesus wollte keine Gewalt. Und der Lieblingsjünger berichtete, dass Jesus ihn und seine Mutter noch am Kreuz verpflichtete sich umeinander zu kümmern wie eine Familie. Sie würden diese Erfahrungen weitererzählen. Jesus als Vorbild im Leben wurde mir als Bild deutlich.
„Karfreitag ist für mich doch sehr von der Trauer bestimmt. Wie willst du da von Hoffnung reden?“ fragte ich die Kollegin. „Der Mensch Jesus ist tot. Erst mal die Trauer aushalten, doch ich genau weiß: Nach Karfreitag kommt Ostern! Wir wissen doch, wie es ausging. Jesus Christus steht vom Tod auf. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Selbst darin ist er ein Vorbild für uns. Das ist Ostern! Endest du nicht mit Hoffnungsbildern in Traueransprachen? Warum also nicht auch an Karfreitag mit der Hoffnung auf Ostern enden? Das Leben siegt über den Tod!“
Pastorin
Wibke Lonkwitz,
Berufsschulpastorin
BBS Springe