Wie lässt sich das ändern? Die Grünen fordern, dass die Stadt Hemmingen durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit auf das Problem aufmerksam macht. Der ADFC Köln habe bereits eine Kampagne „#anderthalbmeter“ ins Leben gerufen. Die Stadt Hemmingen solle deshalb 50 Aufkleber zu dem Thema beim ADFC bestellen und auf ihren Fahrzeugen anbringen sowie 100 Aufkleber an Interessierte im Bürgerbüro verteilen. Die ADFC-Ortsgruppe Hemmingen/Pattensen regte an, Banner aufzustellen und gegebenenfalls eine Aktionswoche zu veranstalten.
3500 Euro stehen nun im laufenden Haushaltsplan der Stadt Hemmingen, so hat es der Rat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen: nicht nur für Aufkleber, sondern für geeignete Projekte, die die Stadtverwaltung erarbeiten soll. Ulff Konze (CDU) sprach in einem Ratsausschuss von einem „Gesamtmix“, der beim Thema Verkehrssicherheit zu beachten sei. Es gebe berechtigte Sorgen von Radfahrern, unter anderem auf der alten B3, aber eben auch von Fußgängern. „Es gibt auch Radfahrer, die ihre Rechte im Straßenverkehr rigoros durchsetzen und so Beinaheunfälle verursachen.“ Deshalb sei es die „gegenseitige Rücksichtnahme, die in den Mittelpunkt gestellt werden muss“.
Grüne und Linke haben sich hierzu bei der Abstimmung in der jüngsten Ratssitzung enthalten. Martin Harer (Grüne) nannte den Grund: „Wir stimmen dem Änderungsantrag der CDU nur in Teilen zu.“
In Hemmingen, so die Grünen, käme es täglich zu gefährlichen Situationen. Auf vielen Straßen, so zum Beispiel in mehreren Ortsdurchfahrten, werde der Radverkehr auf der Fahrbahn geführt. Seien Fahrzeuge zu nah an Radfahrern, verändere sich der Wind und sie werden an die rechte Seite der Straße gedrängt. Als Folge fahren viele im Türöffnungsbereich parkender Autos.
Die Grünen untermauerten ihre Forderung jetzt mit einer etwa halbstündigen Verkehrsaktion an der alten B3 in Hemmingen-Westerfeld zwischen der Saarstraße und der Berliner Straße. Die 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen trugen Warnwesten mit der Aufschrift „1,5 Meter Abstand – Dankeschön“ und hatten einen Abstandshalter befestigt. Ulrike Roth, eine der beiden Parteivorsitzenden, sagte, auf der Strecke seien die gesetzlichen Vorgaben beim Überholen kaum einzuhalten. Langfristig könnte der geplante Radschnellweg nach Pattensen, der parallel zur alten B3 verlaufen soll, eine Entlastung bedeuten. Es müsse aber jetzt gehandelt werden, zum Beispiel durch ein Fahrradüberholverbot, das die Stadt anordnet, und mehr Werbung für die gegenseitige Rücksichtnahme. Letzteres beherzigten Roth zufolge die meisten Autofahrer und -fahrerinnen bei der Verkehrsaktion. Offenbar hätten die Abstandshalter Eindruck hinterlassen. „Problematisch hingegen war es für die Busse. Sie mussten hinter den Radfahrenden bleiben, denn in den Bereichen mit gesondertem Gleiskörper ist der Straßenquerschnitt zwischen den Hochborden einfach nicht ausreichend, um zu überholen. Hiervon ist der gesamte Streckenabschnitt stadteinwärts betroffen.“