Der ursprüngliche Plan klang gut – vielleicht zu gut, um am Ende wirklich wahr zu werden: Die Freude war groß, als der Bund eine Förderung von 3.999.150 Euro für die geplante Sanierung des Pattenser Bades zusagte. Der finanzielle Eigenanteil der Stadt sollte 600.000 Euro betragen. Zweieinhalb Jahre später kalkuliert Pattensens Erster Stadtrat Axel Müller die Gesamtkosten auf rund 10 Millionen Euro und sagt: „Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht.“ Bedeutet: Die Stadt könnte am Ende selbst auf Kosten von 7 oder 8 Millionen Euro sitzen bleiben. Kann sich das klamme Pattensen die Sanierung, die im September beginnen soll, angesichts dieser Aussichten überhaupt noch leisten?
In den Diskussionen, wie umfangreich die Sanierung gestaltet werden soll, hatten sich die Badbetreiber laut Geschäftsfürer Fred Oeltermann „sehr konservativ und zurückhaltend“ verhalten. Allerdings kamen von politischen Vertretern immer neue Wünsche und Forderungen auf, die in die Sanierung einfließen sollten. „Weniger wäre in Teilen auch möglich. Aber wir haben auch die Argumentation verstanden, warum mache Dinge nun gleich mitgemacht werden sollten“, sagt Oeltermann. Er betont, er wolle sich auch weiterhin einbringen und Einsparpotenziale finden.
Müller schätzt, dass die finalen Kosten die kalkulierten 10 Millionen Euro noch weiter übersteigen können. „Wir bauen im Bestand. Da schließen wir nichts aus“, sagt er. Er weist zudem noch darauf hin, dass die Baukosten noch immer hoch sind. Und ob sich Unternehmen auf die Ausschreibungen melden und welche Preise diese ausführenden Betriebe am Ende tatsächlich verlangen, ist ebenfalls nicht genau absehbar. „Das Baugenehmigungsverfahren läuft“, sagt Müller. In Sachen Brandschutz gibt es noch Nachforderungen von der Bauaufsicht der Region Hannover. Laut dem Ersten Stadtrat sollten diese aber keine gravierenden zusätzlichen Probleme bedeuten. Der Plan sieht vor, dass die Freibadsaison noch ohne jegliche Einschränkungen für den Betrieb ablaufen soll. Schließlich lassen sich mit den Einnahmen an sonnigen Tagen Gelder für den zukünftigen Erhalt des Bades generieren.
Im September sollen die Bauarbeiten beginnen. „Wir gehen davon aus, dass dann im Hallenbad der Betrieb komplett lahmgelegt ist“, sagt Oeltermann. „Wir müssen schauen, ob es noch Sinn ergibt, das Freibad vielleicht länger anzubieten“, sagt er weiter. Teils kann der September noch mild sein. „Anfang September gibt es aber oft schon einen Wetterumschwung und es wird deutlich kühler“, sagt der Geschäftsführer. Es ist auch noch nicht absehbar, ob die erforderliche Technik für den weiteren Freibadbetrieb überhaupt weiterlaufen kann, wenn die Bauarbeiten begonnen haben.
Die geplante Sanierungszeit gibt Müller nach Rücksprache mit dem Planer mit 68 Wochen an. Bedeutet: Ende Dezember 2025 könnten die Arbeiten im Idealfall abgeschlossen werden. Eine Verzögerung bis ins Jahr 2026 scheint allerdings nicht ganz abwegig. Für den Erhalt der Bundesförderung gilt ursprünglich ein Abschluss aller Arbeiten samt Abrechnung bis Ende dieses Jahres. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch hatte bereits im Gespräch mit dieser Redaktion signalisiert, dass eine Verlängerung des Förderzeitraumes durchaus möglich ist. Doch ob diese auch noch für das Jahr 2026 erfolgen kann, ist derzeit nicht klar. So könnte die Stadt am Ende gänzlich auf den Kosten sitzen bleiben.
Dennoch bleiben die meisten Ratsvertreter von Fraktionen bei ihrem Votum für die Sanierung. „Es fehlt mir jegliches Verständnis, die Sanierung infrage zu stellen“, sagt der SPD-Ratsherr Lasse Ahrens. „Es ist deutlich günstiger, viele Dinge jetzt mitzumachen, als in fünf Jahren erneut anzufangen“, sagt er. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Georg Thomas „steht hinter der umfassenden Sanierung des Bades. Mehrere Hundert Kinder erlernen jedes Jahr in unserem Bad das Schwimmen, Vereine treiben dort Sport und allein deswegen ist das Bad ein ganz wichtiger Teil der Pattenser Infrastruktur.“ Auch die Grünen sehen das so: „Das Bad hat einen hohen Stellenwert und die Stadt sollte aus ihrer sozialen Verantwortung die Sanierung durchführen“, sagt Ratsherr Uwe Hammerschmidt.Fraktionschef Dirk Meyer weist darauf hin, dass seine UWJ bei Gesprächen zum Haushaltssicherungskonzept die Kosten der Sanierung auf 10 Millionen Euro begrenzen wollte und notfalls einzelne Maßnahmen entfallen müssten. „Diese Auffassung wurde von Vertretern der anderen Parteien nicht unterstützt“, sagt Meyer.
Der FDP-Ratsherr Dirk Erdner kritisiert die Befürworter von immer höheren Ausgaben für das Bad und nennt diese „Sozialromantiker“. Er sagt weiter: „Wenn Pattensen es sich finanziell nicht leisten kann, dann ist das so. Wo steht geschrieben, dass Patttensen immer weiter ein Bad haben muss?“ Die UWG erinnert daran, bereits in früheren Sitzungen für einen Neubau plädiert zu haben. „Für diesen Vorschlag wurde ich seinerzeit ausgelacht“, sagt Ratsherr Klaus Iffland. „Bei der Summe der Kosten sollte man über einen Neubau nachdenken“, sagt der UWG-Fraktionsvorsitzende Arndt Brinkmann. Doch dies halten viele weitere Ratsvertreter für nicht realistisch. „Nach meiner Auffassung ist für einen Betrag von 10 Millionen Euro ein neues Hallenbad nicht zu errichten. Bei der Größe sind mindestens 25 bis 30 Millionen Euro anzusetzen“, sagt Meyer. Thomas betont: „Das Bad wird nach der Sanierung in den meisten Bereichen einem Neubau entsprechen.“