Trotz Genehmigung will Hanno die Erweiterungspläne vorerst noch nicht umsetzen. „Wir hängen mit unseren Produkten zu einem Großteil am Baubereich, und dieser boomt zurzeit nicht“, begründet das Brock. Dennoch tut sich bei Hanno einiges: „Wir wollen effizienter werden und investieren in die Modernisierung.“ Seit einiger Zeit schon erneuert und erweitert der Dämmstoffhersteller seinen Maschinenpark. „In diesem Jahr werden wir eine moderne Beschichtungsanlage bestellen“, kündigt der Firmenchef an. Die mehr als 1,5 Millionen Euro teure Maschine beschichtet Folie mit Klebstoff, auf die dann öl- und wasserabweisender Schaumstoff aufgetragen wird.
Zudem hat Hanno vergangenes Jahr ein 2700 Quadratmeter großes Nachbargrundstück gekauft. Der Vertrag wurde im Dezember unterzeichnet. „Wir haben jetzt insgesamt 51.000 Quadratmeter Fläche, 21.000 Quadratmeter davon sind überbaut“, sagt Brock. Platz sei perspektivisch ausreichend vorhanden.
„Wir planen zwar zurzeit noch keine Erweiterung, wir wissen aber schon, wie die neue Halle aussehen soll.“ Es wäre bereits der sechste Anbau seit Bezug des Geländes am Hanno-Ring im Jahr 1996. Dort könnten zusätzliche Produktions- und Lagerkapazitäten entstehen. „Mit dieser strategischen Ausrichtung bekennen wir uns auch zum Standort Gleidingen“, macht Brock deutlich.
Im Zuge der Modernisierung will Hanno unabhängiger von den Energiepreisen werden. „Wir werden in diesem Jahr eine dritte Photovoltaikanlage kaufen und aufbauen“, kündigt der 55-Jährige an. Die beiden vorhandenen Anlagen erreichten bereits eine Leistung von insgesamt etwa 250 Kilowatt Peak. Nun sollen noch einmal 128 Kilowatt Peak dazukommen.
Darüber hinaus will Hanno sein Produktportfolio ausbauen und neue Märkte erschließen. „Wir haben im September einen Spezialisten für die Entwicklung im Bereich Schalldämmung und Akustik angestellt“, berichtet Brock. „Und wir wollen mehr exportieren.“ Zurzeit verkaufe die Firma ihre Produkte zu etwa 60 Prozent im sogenannten DACH-Raum. Das Akronym steht für die Länderkürzel von Deutschland (D), Österreich (A) und der Schweiz (CH). „Deutschland schwächelt zurzeit mehr als viele andere Länder. Wir wollen uns globaler aufstellen.“
Hanno hingegen geht es gut. Zwischen 2015 und 2018 war der Umsatz von 29,6 Millionen auf 36,5 Millionen Euro gestiegen. Das seinerzeit angestrebte Ergebnis von 40 Millionen Euro sei längst erreicht, und auch während der Corona-Krise zeigte der Umsatz nach oben. Zurzeit sei das Niveau nach Angaben des Geschäftsführers konstant. „Aufgrund der Baukrise und der leicht gesunkenen Auftragslage werden wir in diesem Jahr nicht groß wachsen“, sagt der Laatzener. „Die 40 Millionen Euro Umsatz haben wir aber immer noch. Wir erreichen dies über die Effizienz. Wir wollen aber noch effizienter werden, und wir werden auch die Automation nach oben drehen müssen.“
Notwendig sei dies auch aufgrund des Fachkräftemangels. „Wir finden kaum noch Auszubildende“, bedauert Brock. „Im letzten Jahr hatten wir gar keinen neuen Azubi, jetzt lediglich einen. Wir könnten aber locker drei bis vier Leute ausbilden.“
Zurzeit arbeiteten bei Hanno rund 200 Angestellte. „Aufgrund der aktuellen Lage stellen wir nicht neu ein, aber wir ersetzen ausgeschiedene Mitarbeiter.“ Letzteres sei mittlerweile aber schon schwierig, „obwohl wir deutlich über Tarif zahlen“.
Aufgrund des hohen Zinsniveaus sowie der Inflation mit stark gestiegenen Material- und Energiepreisen sei die Situation im Baubereich weiterhin schwierig. Brock geht aber davon aus, dass sich die Branche mittelfristig erholt. „Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass 400.000 neue Wohnungen im Jahr geschaffen werden sollen“, sagt der Laatzener. Der Bedarf sei da. „Wir schaffen in diesem Jahr vielleicht 250.000. Das bedeutet, dass sich der Markt um ein Drittel erholen muss.“
Der Staat sei gefragt, findet Brock: „Die Regierung irritiert den Bausektor durch ihre Maßnahmen derzeit eher, als dass sie Vertrauen schafft.“ Als Beispiele nennt er die sich laufend ändernden Förderbedingungen und -programme sowie die Bürokratie. „Es gibt in der Branche eine massive Verunsicherung.“ Das Vorgehen der Regierung sei wenig strukturiert, man könne keinen Plan erkennen. „Es gibt keine Regelsicherheit, keine Normensicherheit und keine Gesetzessicherheit“, kritisiert Brock. „Dann lieber nur die halbe Förderung, aber mit langfristiger Perspektive.“ Dennoch zeigt er sich optimistisch: „Die Materialpreise steigen zwar weiter, an das Zinsniveau werden sich die Leute aber wieder gewöhnen.“