Nachdem seine Besitzerin verstorben war und eine neue Halterin ihn wieder weggeben musste, weil in ihrer Wohnung keine Katzen erlaubt waren, lebte der Kater etwa anderthalb Jahre auf dem Gelände des Tierschutzvereins in Arnum. Dass er mit all seinen Eigenheiten und seiner Erkrankung dennoch ein Zuhause gefunden hat, verdankt er einem Artikel in der Zeitung. Im August wurde er in der Rubrik „Tier des Monats“ vorgestellt. Ein großer Ansturm an Interessenten blieb zwar aus. Aber eine Anfrage gab es: von der 58-jährigen Gabriele Vollkammer aus Alt-Laatzen.
„Mein früherer Kater war im März gestorben, und ich wollte wieder eine neue Katze aufnehmen“, sagt die Fitnesstrainerin. Eigentlich hatte sie an ein knuffiges Jungtier gedacht, an dem sie lange Freude haben würde. Doch dann las sie den Artikel über den schwer kranken Kater Toni. „Ich habe mir die Zeitung zur Seite gelegt, aber auch woanders nach Katzen Ausschau gehalten“, berichtet sie. Doch Toni ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Nach einer Woche rief sie beim Verein Hände für Pfoten an. „Ich war sicher, dass er schon vermittelt ist“, sagt Vollkammer. Doch dann erfuhr sie, dass sich bislang kein einziger Interessent gemeldet hatte. Also besuchte sie Toni. „Liebe auf den ersten Schnurr war das aber nicht“, berichtet die Tierfreundin. Im Gegenteil: Der eigensinnige Kater habe sie bei der ersten Begegnung angefaucht. Doch Vollkammer ließ sich nicht abschrecken und besuchte Toni noch vier weitere Male, bevor sie sich entschied, ihn aufzunehmen.
Im Oktober zog Toni bei ihr ein. „Er hat sich sofort wohlgefühlt“, sagt die Laatzenerin – was auch nicht sehr verwunderlich ist. In ihrem Wohnzimmer stehen zwei Kratzbäume, zwei Katzentoiletten sowie ein großes Kuschelbett mit zahlreichen Stofftieren für Toni parat. Außerdem hat er einen Privatbalkon mit Katzennetz. Und das Beste: Es gibt keine anderen Tiere oder kleinen Kinder.
Heute streicht Toni zutraulich um Vollkammers Beine und freut sich, wenn sie ihn streichelt. Immer allerdings nicht. „Wenn es ihm reicht, geht er weg“, sagt Vollkammer und lacht. Dennoch ist die 58-Jährige froh, das eigensinnige Tier bei sich aufgenommen zu haben. „Ich bin sehr glücklich mit ihm, und wir wachsen immer mehr zusammen.“ Einen Wecker brauche sie auch nicht mehr. „Jeden Morgen noch vor meiner Aufstehzeit um 5.30 Uhr weckt er mich, indem er seinen Kopf an meinem reibt.“
Menschen, die überlegen würden, sich ein Tier anzuschaffen, könne sie nur empfehlen, sich für eines aus dem Tierschutz zu entscheiden. „Ich habe eine sehr gute Beratung bekommen, und Frau Küster ist immer ansprechbar, wenn es Probleme gibt.“ Außerdem habe sie Toni in Ruhe kennenlernen können und nicht „die Katze im Sack“ kaufen müssen. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse.“ Da sie Toni einen Hospizplatz bietet, bezahlt der Verein sämtliche Futter- und Tierarztkosten.Insgesamt hat diese Zeitung im vergangenen Jahr 18 Tiere vorgestellt: elf Katzen, fünf Kaninchen und zwei Meerschweinchen. 14 davon konnten vermittelt werden. Vier warten noch immer auf ein Zuhause. Kein Glück hatten die im Januar 2023 vorgestellten Kater Oskar und Felix, die ohne Kontakt zu Menschen alleine im Wald aufwuchsen, Kater Finjo, der Hunde liebt, sowie Kaninchen Gustl mit den langen Schlappohren, das es gerne gesellig mag.
„Vielleicht klappt es ja noch, dass sich jemand in sie oder in einen unserer anderen Schützlinge verliebt“, sagt Vereinsvorsitzende Kerstin Küster, betont aber zugleich: „Wir sind sehr glücklich, 2023 so viele wundervolle neue Menschen für unsere Tiere gefunden zu haben.“ Denn wegen der Zeitungsartikel konnte der Verein noch weitaus mehr als nur die vorgestellten Tiere vermitteln. Oft meldeten sich Menschen für ein bestimmtes Tier und adoptierten dann ein anderes, das besser zu ihnen passt. „Es bereitet uns große Freude, die entstehenden Tier-Mensch-Verbindungen begleiten zu dürfen“, sagt Küster.
Neben den 2023 vorgestellten warten etliche andere beim Verein auf neue menschliche Gastgeber. Derzeit sucht Hände für Pfoten noch Adoptantinnen und Adoptanten für 16 Katzen und 15 Kaninchen. Interessenten können sich unter Telefon (05101) 58362 melden.