Nimmt zumindest eine von zwei Gesellschafterinnen ihren zum Jahresende 2024 beschlossenen Ausstieg aus der Leine-VHS zurück? Geschäftsführer Hans G. Fritsche sieht „gewisse Signale aus Hemmingen, die Entscheidung zu revidieren“, ohne diese näher auszuführen. Bei der Präsentation des vorerst letzten gemeinsamen Frühjahr-Sommer-Programms für alle drei Kommunen mahnt er am Mittwoch aber auch zur Eile.
Die Entscheidung müsse im ersten Halbjahr fallen, sagte Fritsche. Schließlich beginnt die Leine-VHS bereits im März mit der Planung des bis Anfang 2025 gültigen Herbst-Winter-Programms.
„Wir brauchen ein schnelles Bekenntnis“, bestätigte die Aufsichtsratsvorsitzende Ramona Schumann. Die Pattenser Bürgermeisterin (SPD) machte keinen Hehl daraus, den von ihrem Rat mehrheitlich beschlossenen Ausstieg als Fehler zu bezeichnen. Wenige Tage nach dem Beschluss in Pattensen stimmte im Dezember auch der Hemminger Rat für die Kündigung des Gesellschaftervertrages.
Jede Kommune trage über Betriebskostenzuschüsse zu den solidarisch finanzierten Volkshochschulen bei, sagte Schumann – egal ob die jeweiligen Einwohner jene Angebote der eigenen oder die einer andere VHS nutzten: „Wenn dann ein oder zwei Kommunen keinen Beitrag leisten, erweckt das ein Störgefühl.“
Geschäftsführer Fritsche sprach in dem Zusammenhang von „Trittbrettfahrern“ und dass nach seinem Eindruck die Laatzener Politik „sehr empfindlich“ darauf reagieren würde. Selbst wenn nach der geplanten Schließung der gerade erst heller gestalteten Geschäftsstelle noch Brücken zu Partnern wie Mobilé und anderen aufrechterhalten würden, wie Programmbereichsleiterin Cemile Waldmann sagte, so bedeute das Jahresende doch eine Zäsur. „Für Pattensen wird es das Angebot der Leine-VHS ab 2025 nicht mehr geben“, machte Fritsche klar.
„Wir haben eine ganz neue Situation“, sagte Schumann. Nach ihrer Beobachtung sind die Folgen des Ausstiegs noch längst nicht bei allen angekommen. Sie glaube auch nicht, dass mit Kooperationen oder alternativen Anbietern binnen kurzer Zeit qualitative Angebote wie die Leine-VHS zu realisieren seien. „Das stampft man nicht in ein bis zwei Jahren aus dem Boden.“ Und wenn Kooperationen zu realisieren sind, müsse über andere Kursgebühren und anteilige Betriebskostenzuschüsse gesprochen werden. „Es gibt ganz viele ungelegte Eier“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende: „Das ist jetzt eine politische Frage, die beantwortet werden muss.“
Zumindest bis Ende des Sommers läuft alles weitestgehend normal. Das neue Programmheft enthält rund 190 Kurse – darunter diverse Webinare für die berufliche Bildung und Onlinewissenschaftsvorträge, aber vorrangig weiterhin Präsenzangebote. Diese verteilen sich auf die jeweiligen Geschäftsstellen und Schulzentren in allen drei Kommunen, die Schwimmbäder in Hemmingen und Pattensen, und in Alt-Laatzen ist der VHS-eigene Leine-Laden als Veranstaltungsort hinzugekommen. Dort werden beispielsweise am 17. Februar Lichtwürfel gebaut.
Gänzlich neu sind Vorträge und Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung wie „Der ,Ahnen-Faktor‘ – transgenerationale Weitergabe von Erlebnissen unserer Vorfahren“ (15. März) und „Kriegsspuren in unseren Seelen“ (ab 31. Mai), aber auch der Themenbereich Kommunikation. Im Februar gibt es die Infoabende „Kommunikationsmuster erkennen – Konflikte vermeiden“ kostenlos in allen drei Kommunen.
Vielfältige und bewährte Angebote für Familien, Kinder, Berufstätige und Senioren sowie aus dem Gesundheits-, Kultur-, Medien- und Sprachbereich komplettieren das vorgestellte Programm.
„Ob Vortrag, Exkursion oder mehrtägiger Kursus – für jedes Bedürfnis ist etwas vorhanden“, fasste Schumann zusammen. Wem noch etwas fehle oder wer selbst etwas anbieten wolle, könne sich jederzeit in den Geschäftsstellen melden. Das Angebot werde über die gedruckte Fassung hinaus flexibel erweitert.
So sollen über die bereits bestehenden Smartphoneschulungen für Senioren hinaus auch Eltern befähigt werden, mit ihren Kindern mitzuhalten. Der Umgang mit Sozialen Medien muss geübt werden, mahnte die medial erfahrene Schumann an: „Tiktok, Snapchat und Co. können Gefahren bergen und sind nicht ohne.“ Für Schülerinnen und Schüler soll es laut Programmbereichsleiterin Inna Belinskaia zudem wieder Lerntrainings geben. „Es lohnt sich, auf unserer Seite vorbeizuschauen.“Das gedruckte Programmheft der Leine VHS „Frühjahr/Sommer 2024“ liegt in allen Geschäftsstellen sowie an bekannten Stellen wie den Rathäusern und dem Laatzener Stadthaus aus. Weitere Informationen, Anmeldemöglichkeiten sowie das aktuelle Kursangebot gibt es unter leine-vhs.de.