Doch gerade diese rechtlichen Vorgaben sorgen bei den Mitarbeitenden im Pattenser Hort für Kopfschütteln. „Das ist heutzutage doch einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagte Florian Franz. Er arbeitet seit etwa zehn Jahren bei Mobile als sozialpädagogischer Assistent im Hort und ergänzt: „Das ist ein Luxus, den man sich bei dem Fachkräftemangel eigentlich nicht mehr erlauben kann.“ Sein Appell an die Politik lautet: „Ein Umdenken wäre mal schön.“
Die Arbeit von Erziehern und sozialpädagogischen Assistenten sei ohnehin nahezu identisch, sagte Hortleiterin Carina Ahrbecker. „Im Grunde macht bei uns jeder alles.“ Kurios: In der sogenannten Randzeit von 16 bis 17 Uhr dürfen sozialpädagogische Assistenten die Kinder auch allein betreuen. Begründung laut Brannys: In dieser Zeit wird keine pädagogische Arbeit geleistet. Franz erinnerte sich noch an seine Ausbildungszeit, in der die Lehrer seinen Beruf häufig schlechtgeredet hätten. „Sie sagten immer, dass das keine richtige Ausbildung sei.“ Der sozialpädagogische Assistent blieb trotzdem dabei. Allein schon, weil er sich die zwei weiteren Ausbildungsjahre finanziell nicht mehr leisten konnte. Laut Ahrbecker wird die Ausbildung zum Erzieher für viele immer unattraktiver: „Beim Gehalt gibt es keinen großen Unterschied mehr, das wurde nahezu angepasst.
Das Geld ist bei den jungen Menschen ohnehin nicht mehr das entscheidende Kriterium“, sagte die Hortleiterin.
Latrell-Tyrone Will ließ sich zum Erzieher ausbilden und ist seit inzwischen vier Jahren im Pattenser Hort aktiv. Weshalb es auf die freien Stellen lange Zeit keinerlei Interessenten gegeben hat, verwunderte ihn: „Verständlich ist es für mich nicht. Die Arbeitszeiten von 12 bis 17 Uhr sind doch super.“ Tanja Keberlein, seit 16 Jahren als Erzieherin und zehn Jahre im Hort tätig, dachte als junge Erwachsene ebenso. „Damals fand ich es auch super, morgens ausschlafen, Arztbesuche oder Einkäufe erledigen zu können“, sagte sie.
Die Arbeit erst ab 12 Uhr störte sie nicht. Inzwischen ist sie Mutter eines kleinen Kindes und kann verstehen, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Interesse daran haben, die Hortbetreuung am Nachmittag zu übernehmen. „Ich möchte ja auch noch etwas von meinem Kind haben und nicht, dass es den ganzen Tag fremdbetreut wird“, fügte Keberlein hinzu.
Hülsmanns Hoffnung ist nun, dass noch weitere Bewerbungen eingehen. Sie wertete es als positives Zeichen, dass sich nach den drastischen Schilderungen in dem Bericht direkt mehrere Eltern bei ihr meldeten. „Sie boten an, frühzeitig aus dem Vertrag auszusteigen, damit der Hort etwas Puffer bekommt“, sagte Hülsmann. „Auch das hilft uns“, sagte sie.