Nicht einmal eine 4 in Religion! Seinen Eltern zeigt er das Zeugnis lieber nicht. Und als er es unterschrieben wieder abgeben muss, unterschreibt er. Schön bunt, sieht nicht schlecht aus. Am nächsten Morgen steht er allein und stumm vor dem Direktor. Seine Eltern müssen kommen, und der Rektor freut sich schon auf die saftige Strafe, die diesen Urkundenfälscher erwartet.
Aber es kommt ganz anders. Sein Vater, erzählt Reinhard Mey, nimmt das Zeugnis in die Hand, sieht es sich an und sagt: ‚Ja, kein Zweifel. Das ist meine Unterschrift!„ - Und auch die Mutter erklärt: „Ja, das habe ich unterschrieben. Komm, Junge“, sagt sie dann und sie gehen nach Hause.
Noch viele Jahre ist er zur Schule gegangen, resümiert Reinhard Mey und er hat sicher auch viel Unnützes gelernt. Diese Lektion aber hat er nie wieder vergessen: Wie gut es tut, wenn jemand hinter dir steht, egal, was du auch ausgefressen hast, jemand der dir Zuflucht gibt. Und er wünscht allen Kindern Eltern, die aus diesem Holz geschnitten sind.
Und woher nimmt man als Lehrkraft oder Elternteil diese Liebe her? In der Bibel heißt es im 1. Brief des Johannes dazu: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Gott als Quelle dieser Liebe – das gibt vielleicht wieder Mut und Kraft. Gerade, wenn es in der nächsten Woche wieder Zeugnisse gibt.
Wibke Lonkwitz,
Pastorin an der
BBS Springe