Das Interesse an den Plänen ist groß: Rund 35 Zuhörer, darunter mehrere Schulleiter sowie viele Lehrer und Lehrerinnen und Elternvertreter der Grundschule an der Pestalozzistraße, verfolgten die Präsentation in der Albert-Einstein-Schule, einige auch online. Die Resonanz hängt auch damit zusammen, dass die Grundschule Pestalozzistraße längst ihre Belastungsgrenze überschritten hat: Eltern und Schüler warten seit Jahren darauf, dass die Stadt endlich eine Lösung schafft.
Für Laatzens Bau-Fachbereichsleiter Hauke Schröder ist die gefundene Lösung „bahnbrechend und zukunftsorientiert“ – und für viele eine Überraschung. Hatte die Stadt bislang vor, die Grundschule an der Pestalozzistraße weitgehend abzureißen und durch einen Neubau auf dem Schulgelände zu ersetzen, will die Verwaltung nun in etwa 250 Metern Entfernung ein neues Grundschulgebäude an der Wülferoder Straße errichten. Der Neubau könne auf einem Teil des bisherigen Sportplatz-Areals entstehen, erläuterte Schröder. Der Sportplatz würde dann – um fast 90 Grad gedreht – direkt an der B6 neu angelegt, das Kleinspielfeld fiele weg.
Sobald das neue Gebäude fertig ist, könnte die Grundschule dorthin umziehen. Den Altbau würde die Stadt im Anschluss bedarfsweise sanieren und dort eine zweizügige Grundschule einrichten. Ob diese als Außenstelle betrieben oder eine komplett neue Schule gegründet würde, stehe noch nicht fest, sagte Laatzens Stadtrat Jörg Sporleder: „Das Einfachste wäre es, eine neue, zweizügige Schule zu gründen“, sagte er. Dies müsse allerdings auch mit dem Land besprochen werden.
Zum Konzept zählen auch zwei neue Sporthallen nördlich und südlich des Jugendzentrums. Eine der beiden Hallen würde zweistöckig als Doppelhalle geplant, sodass beide Gebäude zusammen neun Spielfelder umfassen. Im Anschluss will die Stadt die vordere der beiden bestehenden Drei-Feld-Sporthallen am Erich-Kästner-Schulzentrum abreißen, um Platz für die ebenfalls benötigte Schulerweiterung zu schaffen. Auch die in die Jahre gekommene Ein-Feld-Halle an der Grundschule Pestalozzistraße müsste weichen. In Summe stockt die Stadt damit die Zahl der Hallen-felder von sieben auf zwölf auf.
Laatzen erhalte so einen „Bildungscampus“, erläutert Bau-Fachbereichsleiter Schröder: Bestehende und neue Gebäude gruppierten sich um eine Begegnungs- und Freifläche im Zentrum herum. „Durch die Errichtung von Turnhallen und des Sportplatzes im Norden geben wir dem Gelände ein neues Gesicht“, sagt Schröder. Auch sei geplant, parallel zur B6 einen Fuß- und Radweg anzulegen, sodass Schüler und Bürger die Sporthallen auch über diesen erreichen könnten.
Die neue Grundschule werde von der Wülferoder Straße erschlossen. Mit dieser großen Lösung könne man zudem die Entwässerungsprobleme des Sportplatzes lösen. Auch energetisch sieht er Vorteile. „Wir hätten die Möglichkeit, das Nahwärmenetz zu erweitern und innovative Elemente wie Geothermie zu berücksichtigen.“
Die Pläne sind bislang lediglich eine Ideenskizze. Im nächsten Schritt gehe es darum, eine politische Richtungsentscheidung zu erhalten, sagte Stadtrat Sporleder. Einen Zeitplan gebe es noch nicht, genauso wenig eine Kostenschätzung. Allerdings böte die Planung in beiderlei Hinsicht Vorteile. Denn zum einen wolle man sich beim Bau der neuen Grundschule am Entwurf der Grundschule Im Langen Feld orientieren, wo in diesem Jahr der Neubau beginnt. Dies verkürze die Planungszeit. „Und wir brauchen kein Umzugshotel“, so Sporleder – Lehrer und Schüler der Grundschule könnten während der Neubauarbeiten an Ort und Stelle bleiben. „Dies wirkt sich kostendämpfend aus.“
„Ich finde die Überlegung grundsätzlich gut, ganzheitlich heranzugehen“, sagte Lehrervertreter David Freyer in einer ersten Reaktion. „Aber es wird unglaublich eng dahinten“, sagte der EKG-Oberstufenkoordinator: „So wie ich das Baufeld sehe, wollen sie auf einen Teil unseres Schulhofs drauf, den wir gerade fertiggestellt haben.“ Freyer schlug deshalb vor, den bisherigen EKS-Parkplatz zwischen Schulzentrum und Marktstraße erneut in den Blick zu nehmen. „Wir müssten die Flächen vor der Schule auch als Pausenbereich nutzen.“ Freyer betonte, dass die Schulen sehr unterschiedlich sind. „Grundschüler sind lauter als ältere Schüler.“
„Wir werden eine Abgrenzung schaffen müssen“, stimmte Sporleder zu. Für den bisherigen EKS-Parkplatz gebe es einen politischen Beschluss für eine Wohnbebauung. „Wenn es davon eine politische Abkehr gibt, ist das eine andere Fragestellung. Aber wir stellen das momentan nicht zur Diskussion.“
Axel Paulig, Leiter der Grundschule Pestalozzistraße, sieht ebenfalls Gesprächsbedarf. „Ich sehe schon große Schwierigkeiten hinsichtlich der Anforderungen des Gymnasiums, der Oberschule und unserer Grundschüler“, sagte Paulig. „Wir müssen auf jeden Fall ins Gespräch kommen“ – etwa darüber, das bislang im Plan eingezeichnete neue Gebäude an der Wülferoder Straße zu drehen, sodass die Schülerinnen und Schüler dort einen eigenen Bereich erhielten. Schröder räumte diese Möglichkeit ein.
Uneinigkeit gibt es beim Prozedere: Laut Sporleder soll die Politik zunächst die Richtung vorgeben. „Wenn der Schulausschuss eine Entscheidung trifft, ist das der Startpunkt für die Kommunikation“, man wolle in Gespräche mit allen Beteiligten gehen, darunter Schulleitungen und Eltern. „Es muss doch vorher ein Austausch mit uns stattfinden, bevor die Politik entscheiden kann“, wandte hingegen Grundschulleiter Paulig ein. „Mir wäre lieb, wenn die Kommunikation mit den Beteiligten bis Ende Februar stattfindet“, ergänzte EKG-Lehrer Freyer. Auch Thomas Weber (Grüne) insistierte: „Ich sehe eine Reihe von Vorteilen dieser Planung. Aber ich persönlich tue mich damit schwer, eine Richtungsentscheidung ohne eine tiefere Diskussion mit den Betroffenen zu treffen.“
Hannelore Flebbe (CDU) äußerte sich zuversichtlich, dass die Politik sich bis zur nächsten Schulausschusssitzung am 27. Februar eine Meinung bildet. „Grundsätzlich möchte ich sagen: Die Idee gefällt mir gut“, sagte Flebbe. 2000 Kinder würden so auf einer recht weiten Fläche untergebracht. „Auf der anderen Seite gibt es Synergieeffekte“, sagte Flebbe – vielleicht entstünden so Verbindungen zwischen den Schulen.