„Um 8 Uhr waren die Arbeiter da. Um 9 Uhr war der erste Baum weg, um kurz nach 10 Uhr dann der zweite“, berichtet Susanne Müller. Gemeinsam mit anderen Anliegern der Straße Am Brockberg verfolgt sie das von der Stadt Laatzen in Auftrag gegebene Fällgeschehen vor der eigenen Haustür. Als Zeichen, dass sie und andere die Baumfällungen nicht gutheißen, lässt sie zwischen den Fällphasen und dem Kreischen der Motorsäge aus ihrer kleinen tragbaren Lautsprecherbox jeweils lautstark Trauer- und Protestmusik ertönen: „Time to say goodbye“, „Bella Ciao“ und „Give peace a chance“.„Die acht Polizisten, die heute Morgen vor Beginn der Arbeiten hier vorbeischauten, um zu sehen, ob größere Proteste von uns vorgesehen sind, konnte ich beruhigen“, berichtet Susanne Müller. Aber sie und einige ihrer Nachbarn – nicht alle, denn andere sind für die Fällung – wollen damit ein Zeichen setzen. Denn sie sehen diese Aktion als wenig klimafreundlich, schädlich für Baumhöhlennutzer wie Fledermäuse und Spechte, aber auch als verunstaltend an, wenn es keine Ersatzbepflanzung hier gibt.
Seitens des neunköpfigen Fällteams gibt dazu Jens Landschoof den Anliegern Auskunft. Der für den Bereich Grünflächen zuständige Mitarbeiter der Stadtverwaltung erläutert ausführlich, warum die Stadt sich entschlossen hat, die vier Bäume zu fällen. Ein Zugtest habe zwar die Standfestigkeit der vier Robinien festgestellt. Eine Bohrwiderstandsmessung habe jedoch eine aufsteigende Fäule im Stammfuß eines der Bäume aufgezeigt.
Susanne Müller ihrerseits beharrt auf Aussagen eines anderen Experten, der zumindest in einem Baum keine die Standfestigkeit beeinträchtigende Wurzelfäule feststellen konnte. „Nach Rücksprache mit mehreren Baumfachleuten und einer Gutachterin gehe ich davon aus, dass die Stadt hier, mit vielleicht einer Ausnahme, gesunde Bäume gefällt hat“, glaubt Müller.